Viele Krankheiten von Hunden, Katzen und auch Pferden würden mit dem geplanten Antibiotikaverbot nicht mehr behandelt werden können.

© Lisa Wissing

„Wie im Mittelalter“: Geplantes Antibiotikaverbot verärgert Tierärzte in Dorsten

rnTierschutz

Das EU-Parlament plant ein weitreichendes Antibiotika-Verbot. Betroffen wären davon auch Haustiere wie Katzen, Hunde oder Hamster. Tierärztinnen und Tierbesitzer sind tierisch sauer.

Dorsten

, 20.08.2021, 17:40 Uhr / Lesedauer: 2 min

Der Bundesverband Praktizierender Tierärzte (bpt) sammelt momentan in einer Kampagne Unterschriften gegen das vom EU-Parlament geplante Antibiotikaverbot. Denn dieses Verbot würde neben Nutztieren auch Haustiere und Pferde betreffen. Sowohl Tierärzte als auch Haustierbesitzer haben dafür überhaupt kein Verständnis.

Antibiotikaverbot bedeutet den Tod vieler Tiere

„Wenn Haustiere nicht davon ausgeschlossen werden, dann sind wir bei der Tiermedizin wieder im Mittelalter angekommen“, erklärt die Dorstener Tierärztin Dr. Nicole Brüchert aufgebracht. Bakterielle Infektionskrankheiten könnte sie dann nicht mehr behandeln: Die Tiere würden ihren Krankheiten erliegen oder müssten eingeschläfert werden.

Tierärztin Dr. Susanne Ewend findet das geplante Verbot von sogenannten Reserveantibiotika nicht tragbar.

Tierärztin Dr. Susanne Ewend findet das geplante Verbot von sogenannten Reserveantibiotika nicht tragbar. © Lisa Wissing

Auch Tierärztin Dr. Susanne Ewens sieht das Verbot der sogenannten Reserveantibiotika kritisch: „Welcher Blödmann hat sich das denn ausgedacht?“ Sie brauche fast tagtäglich die besagten Medikamente. „Wenn diese wegfallen, sind die Tiere nicht therapierbar und das bedeutet oft ihren Tod“, erklärt sie. Den damit einhergehenden Ärger der Haustierbesitzer müssten am Ende die Tierärzte ausbaden.

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Denn Haustierbesitzerinnen wie Natascha Kasten machen sich ebenfalls Sorgen: „Wenn mein Hund krank ist, würde ich es befürworten, dass er ein Antibiotikum bekommt.“ Wenn ihr Hund Sam beispielsweise durch eine Allergie eine Infektion auf der Haut bekäme, könnte er wegen des geplanten Verbots nicht behandelt werden.

Unterschriften-Kampagne und Petition laufen

Und das berge nicht nur Gefahren für das Tier – das Risiko auf eine Übertragung von Keimen auf den Menschen steigt, sagt Tierärztin Jutta Hammer. „Es gibt ja viele Möglichkeiten, Antibiotika einzusparen, aber es geht eben nicht überall.“ Deswegen die läuft zurzeit auch eine Petition, die inhaltlich auf die bpt-Kampagne Bezug nimmt, aber nicht vom Verband initiiert ist.

Mit Erfolg: Innerhalb von zwei Wochen haben knapp 246.000 von 300.000 Menschen die Petition unterschrieben. Die Unterschriften-Kampagne des Bundesverband Praktizierender Tierärzte sammelt noch bis September Unterschriften. Diese sollen dann an die deutschen Abgeordneten im EU-Parlament übergeben werden.

Dr. Nicole Brüchert hat die Unterschriftenliste für die Kampagne in ihrer Praxis ausliegen. „Wir unterstützen das voll und ganz“, betont sie. Dr. Susanne Ewens würde ebenfalls eine Unterschriftenliste auslegen, wenn jemand auf sie zukäme, erklärt sie.

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