
© Lisa Wissing
EU würde mit Antibiotikaverbot übers Ziel hinausschießen
Kommentar
Der Masseneinsatz von Antibiotika bringt langfristig Menschen und Tiere in Gefahr. Ein Verbot, wie es die EU derzeit in der Tiermedizin erwägt, würde aber über das Ziel hinausschießen, meint unser Autor.
Werden Antibiotika zu oft verabreicht, werden sie auf Dauer unwirksam. Denn multiresistente Keime, die bei rund 33.000 Todesfällen in der EU pro Jahr beteiligt sind, lassen sich damit nicht mehr bekämpfen. Viel Aufwand wird in Krankenhäusern betrieben, um solche Keime zu verhindern.
Die Idee, bestimmte Antibiotika, sogenannte Reserveantibiotika, ausschließlich für Menschen zu reservieren, klingt also erst einmal gut. Doch die EU würde über das Ziel hinausschießen, wenn sie im September dem Votum des Umweltausschusses folgt.
Haustierbehandlung würde erschwert
Denn damit würde sie nicht nur den Masseneinsatz, wie er teilweise in der Geflügelhaltung betrieben wird, verbieten, sondern auch die Einzelbehandlung von Haustieren erschweren.
Die Unterscheidung zwischen Massen- und Einzelbehandlung ist in der Tierarzneimittelverordnung noch nicht geregelt. Bevor das Verbot der Reserveantibiotika greift, müsste diese erst einmal geändert werden.
Haustiere nicht mit Antibiotika überfrachten
Dass Haustiere nicht mit Antibiotika überfrachtet werden, darauf wird jeder Besitzer und jeder verantwortungsbewusste Tierarzt achten. Möglichst wenig Antibiotika sollten eingesetzt werden, aber sie müssen bei schweren Erkrankungen von Mensch und Tier noch verfügbar sein: Das muss am Ende das Ergebnis jeder neuen Regelung sein.
Berthold Fehmer (Jahrgang 1974) stammt aus Kirchhellen (damals noch ohne Bottrop) und wohnt in Dorsten. Seit 2009 ist der dreifache Familienvater Redakteur in der Lokalredaktion Dorsten und dort vor allem mit Themen beschäftigt, die Schermbeck, Raesfeld und Erle bewegen.
