Mit einem lachenden und einem weinenden Auge hat sich die Montessori-Reformschule von ihren Gesamtschul-Plänen verabschiedet. Geschäftsführerin Eva Esser berichtet auf Anfrage der Dorstener Zeitung, dass die Schule den Antrag aktiv zurückgezogen hat. „Das ist zwar schmerzhaft“, sagt sie, „aber wir sind zu der Überzeugung gelangt, dass jetzt nicht der richtige Zeitpunkt dafür ist.“
Ursprünglich hatte die Schule schon im Sommer 2022 mit der Oberstufe starten wollen, diesen Plan jedoch auf das Schuljahr 2023/24 verschoben, als klar wurde, dass die entsprechenden Lehrerstellen nicht zu besetzen waren, zum Beispiel im Fach Mathematik. Jetzt habe es ein erneutes und intensives Gespräch mit allen zuständigen Dezernenten bei der Bezirksregierung gegeben, berichtet Eva Esser. „Trotz aller positiven Unterstützung: Am Ende haben wir erkennen müssen, dass wir uns doch noch Zeit geben müssen.“

Die an der Montessorischule geltende Notenbefreiung von Klasse 5 bis 9 (erst zum Übergang in die 10. Klasse gibt es Ziffernnoten), die sich bewährt habe und an der unbedingt festgehalten werden soll, stellte für den Übergang zur gymnasialen Oberstufe im gleichen System ein Problem dar. „Das könnte man so nicht beibehalten“, sagt Eva Esser.
Ein anderes Problem sei die Lehrerversorgung. Esser: „Langfristig würde man in der Sekundarstufe II eine Doppelbesetzung brauchen, weil die Abiturprüfungen stets von mehreren Lehrern abgenommen werden müssen.“ Das könne die Montessori-Schule auch finanziell nicht stemmen, weil die Oberstufe einzügig sei und Doppelbesetzungen aufgrund der relativ geringen Schülerzahl nicht öffentlich gefördert werden.
Erfolge nicht gefährden
„Wir haben eine sehr gute Realschule“, sagt Eva Esser, „und das wollten wir nicht aufs Spiel setzen, indem wir uns eine Aufgabe aufbürden, die wir derzeit einfach nicht stemmen können.“ Das sei eine traurige Entscheidung, aber auch erleichternd. Man wolle schließlich das wertvolle Gute nicht leichtfertig aufs Spiel setzen. Das Risiko erscheine zu hoch. So müssen sich die Absolventen der Reformschule, die zu zwei Dritteln mit der Qualifikation für die Oberstufe die 10. Klasse abschließen, weiterhin anderswo eine Fortsetzung ihrer schulischen Ausbildung suchen.
Die private Schule bleibt sich mit der Entscheidung gegen die gymnasiale Oberstufe treu: Die Montessoripädagogik konzentriert sich auf die Bedürfnisse, Talente und Begabungen des einzelnen Kindes. Im eigenen Rhythmus und in eigener Art zu lernen und das Tempo selbst zu bestimmen − das gilt nicht nur für die Kinder, sondern auch für die Schule als Institution.
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