Wegen gesperrter Kanal-Brücke in Dorsten gestrandet „Wir sind jetzt schon drei Tage zu spät“

Heiko van Bussel ist mit seinem Schiff in Dorsten gestrandet
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Ein Schiff war Dienstagmittag (28.3.) gegen das Gerüst an der Brücke in Marl gefahren. Deswegen war seit Mittwoch (29.3.) der Wesel-Datteln-Kanal für Schiffe gesperrt. Auch die Schleuse in Dorsten war dicht. Heiko van Bussel und seine Kollegen strandeten deshalb mit dem Schiff „Sunny“ in Dorsten.

Seit Dienstag, 17 Uhr, lagen sie an den Mercaden vor Anker, sagt er. „Wir haben uns seit etwa 16 Stunden nicht mehr bewegt“, so van Bussel am Mittwochvormittag. Er und seine Kollegen bringen Kohle von Rotterdam nach Datteln. „Wir sind jetzt schon drei Tage zu spät“, klagte der Kanalschiffer.

Aktuell würden sie weiterhin bezahlt. „Das Problem ist eher, dass wir nun länger auf unser nächstes Ziel warten müssen. Dann haben wir vielleicht vier, fünf Tage, an denen wir nicht bezahlt werden“, sagte van Bussel.

Zwei Schiffe liegen am Anleger an den Mercaden.
Zwei Schiffe liegen am Anleger an den Mercaden. © Katharina Göke

Aber warum warten sie an den Mercaden und nicht in der Schleuse? „Es gibt keinen Platz mehr in der Schleuse und wir brauchen etwas zu essen“, so der Niederländer. Das würden sie sich in den Mercaden besorgen. Zudem sei das Schiff sehr lang, sodass kaum noch ein Schiff in ihrer Nähe Platz hätte.

Zu tun hätten sie aktuell nichts. „Das ist sehr langweilig“, meinte van Bussel. Um sich die Zeit zu vertreiben, würden sie malen, Kleinigkeiten reparieren etc.

Bis sie weiterfahren können, werde es noch dauern. Vor der Schleuse staute es sich. Der Schleusenmeister gebe ihnen Bescheid, wenn es weitergeht. „Wir müssen dann mindestens noch 17 Stunden warten“, erklärte van Bussel.

Das bestätigte auch Ulla Gehrke, Sprecherin des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamtes (WSA). Vor der Schleuse würden, Stand Mittwochvormittag, etwa 40 Schiffe stehen und warten. „Jede Stunde werden es mehr“, so Gehrke.

Schiffe vor der Schleuse in Dorsten
Rund 40 Schiffe sollen vor der Schleuse auf die Weiterfahrt warten. © Katharina Göke

Wie lange es dauern wird, bis sich der Stau aufgelöst hat, hänge von der Länge der einzelnen Schiffe ab. „Wir bekommen nicht so viele Schiffe in die Kammer hinein. Trotz des Staus muss schließlich ordnungsgemäß gearbeitet werden“, erklärte sie am Vormittag.

Am späten Nachmittag stand dann fest: Die Brücke soll am Donnerstagmorgen (30. März) von 7 bis 19 Uhr wieder für die Durchfahrt freigegeben werden, bestätigte Ulrich Wieching, Amtsleiter des WSA. Dann werden die Schiffe unter Aufsicht eines Motorbootes unter der Brücke hergeleitet. In der Nacht sei die Brücke dann wieder gesperrt. Danach versucht das WSA, tagsüber den Durchfahrtsverkehr wieder weiterlaufen zu lassen, das hänge aber auch davon ab, welche Arbeiten noch verrichtet werden müssen.

Für den Autoverkehr bleibt die Brücke (Wulfener Straße, K06) dagegen noch gesperrt, wie eine Sprecherin des Kreises Recklinghausen auf Nachfrage mitteilte. Die Prüfung der Standsicherheit des Gerüstes an der Brücke stehe noch aus. Aktuell gehe man davon aus, dass bis Freitag (31.3.) keine Autos über die Brücke fahren werden.

„Brücken sind sehr niedrig“

Es war nicht das erste Mal, dass ein Schiff gegen eine Brücke im Wesel-Dattel-Kanal gefahren ist. Im vergangenen August beschädigte ein Schiff die B 224-Brücke in Dorsten. Rund eine Woche später passierte ein Schiffsunfall an einer Brücke in Datteln.

„Die Brücken hier sind sehr niedrig“, erklärt Heiko van Bussel. In den Niederlanden seien Brücken sehr hoch, sodass Schiffe nicht dagegen fahren würden.

Ulla Gehrke hatte bereits im vergangenen Oktober ein Statement dazu abgegeben. Am Wesel-Datteln-Kanal betrage die Durchfahrtshöhe unter Brücken 4,50 Meter. „Die Brücken sind in den meisten Fällen höher als 4,50 Meter, die regelmäßig gemessenen Werte werden den Schifffahrtstreibenden bekannt gegeben“, erklärte sie.

Langfristig strebe das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt eine Höhe von 5,25 Meter an. „Ein Problem ergibt sich aber daraus, dass nur rund die Hälfte der Brücken im Ruhrgebiet WSV-Brücken sind. Es muss also auf dem Verhandlungswege versucht werden, eine Änderung der sonstigen Brücken – Bahn, Straße, Fußgänger, Produktenbrücken etc. – zu erreichen“, so Gehrke weiter.

Die Brücke in Marl
Gegen das Gerüst an der Brücke in Marl ist am Dienstag (28. März) ein Schiff gefahren. © Guido Bludau

Wie die Situation in Dorsten war, sehen Sie auf dorstenerzeitung.de

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