Andreas Fischer, der Leiter der Feuerwehr Dorsten

© Guido Bludau (A)

Wegen Ansteckungsgefahr: Feuerwehr lässt Ehrenamtliche lieber zu Hause

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Wegen der Corona-Ansteckungsgefahr hat die Feuerwehr in Dorsten umdisponiert. Sie rückt bei vielen Einsätzen erst einmal nur mit hauptamtlichen Kräften aus. Das gefällt nicht jedem.

Dorsten

, 09.09.2020, 18:30 Uhr / Lesedauer: 2 min

Die Corona-Pandemie hat auch bei der Feuerwehr in Dorsten Spuren hinterlassen. Wie viele andere Freiwillige Feuerwehren im Land wurde auch in Dorsten die Alarm- und Ausrückordnung (AAO) angepasst. Das teilt Feuerwehr-Chef Andreas Fischer auf Anfrage mit. Darüber sind einige der 400 ehrenamtlichen Feuerwehrleute in Dorsten nicht glücklich. Sie vermissen, so heißt es in Insider-Kreisen, „das Kameradschaftsgefühl und die gemeinsamen Übungen“.

Alarm- und Ausrückordnung (AAO): Sie ist keine Rechtsgrundlage oder Empfehlung, sondern der für die Leitstelle in Recklinghausen festgelegte Kräfteansatz (Anzahl der Feuerwehrleute und der Einheiten), der bei bestimmten Alarmstichworten alarmiert werden.

Andreas Fischer weiß, dass „einige Angehörige der Freiwilligen Feuerwehr bedauern, dass durch die Corona-bedingten Regelungen die Anzahl der Einsätze zurückgegangen ist“. „Die breite Mehrheit der Kameradinnen und Kameraden in Dorsten zeigt aber großes Verständnis für diese einsatztaktisch notwendigen Maßnahmen“, sagt Fischer.

Doppelte Tagesalarmierung an Werktagen ausgesetzt

Was genau hat sich geändert, fragten wir bei der Freiwilligen Feuerwehr in Dorsten nach. Andreas Fischer sagt, dass die Feuerwehr Dorsten grundsätzlich die „werktägige, doppelte Tagesalarmierung“ ausgesetzt hat. Heißt: In acht der elf Stadtteile rücken bei der Erstalarmierung wegen eines Flächenbrandes, einer unklaren Rauchentwicklung, eines Großtieres in Notlage, eines Verkehrsunfalls oder wegen Sturms ausschließlich Einsatzkräfte der hauptamtlichen Wache aus.

Bei der durch Gewittersturm blockierten Bahnstrecke im Dorstener Norden am 13. August rückten die hauptamtlichen Kräfte ohne Verstärkung aus.

Bei der durch Gewittersturm blockierten Bahnstrecke im Dorstener Norden am 13. August rückten die hauptamtlichen Kräfte ohne Verstärkung aus. © Guido Bludau (A)

Corona hat aber auch ein Gutes: Viele der ehrenamtlichen Feuerwehrleute sind über Tag besser erreichbar, weil sie etwa ihren Beruf im Homeoffice ausüben oder wegen Kurzarbeit beruflich weniger beansprucht werden. Das führe dazu, dass „im Ergebnis aufgrund der erhöhten Tagesverfügbarkeit der Einsatzkräfte die gleiche Zahl der Löschzüge bei herausragenden Einsätzen alarmiert werden können“.

In drei Stadtteilen gibt es Ausnahmen

In den Stadtteilen Altendorf-Ulfkotte, Lembeck und Rhade wird bei dringenden Fällen allerdings immer der örtliche Löschzug mit alarmiert, sagt Andreas Fischer. Das hängt mit der Entfernung der Hauptfeuer- und Rettungswache zu den drei Stadtteilen zusammen.

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Die Freiwillige Feuerwehr Dorsten sieht sich mit dieser Anpassung der Einsatzbereitschaft ihrer Kräfte gut aufgestellt. Im Wesentlichen basieren die Änderungen auf der Corona-Schutzverordnung, Erlassen des Innenministeriums, Empfehlungen des Verbandes der Feuerwehr und Regelungen der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung, so Andreas Fischer. „Gemeinsames Ziel aller Maßnahmen ist es, dass die Einsatzbereitschaft der Feuerwehr im einzelnen Einsatz, aber vor allem dauerhaft, auch bei einem Infektionsfall in einem Löschzug, aufrechterhalten wird.“

Dorsten ist in einer glücklichen Lage

So würden nur die Einsatzkräfte in Anspruch genommen, „die tatsächlich gebraucht werden“. Das schmerzt viele Ehrenamtliche, aber: „Wir mussten die Frage beantworten, was wir machen, wenn uns eine von drei hauptamtlichen Wachabteilungen aufgrund von Quarantäne ausfällt“, sagt der Feuerwehrchef. „Mit fast 400 Einsatzkräften befindet sich Dorsten in der glücklichen Lage, dass zum Beispiel ein ehrenamtlicher Zug diese Lücke für die Zeit der Quarantäne füllen könnte.“

Die Anpassung der AAO ist nicht in Stein gemeißelt: Sie werde kontinuierlich neu bewertet. Feuerwehrchef Andreas Fischer sieht seine Leute trotz der schwierigen Rahmenbedingungen aber gut aufgestellt: „Unserer Freiwilligen Feuerwehr ist es gelungen, das Infektionsrisiko zu senken und die Hilfsfristziele dennoch einhalten zu können.“ Die Sicherheit der Bürger nähme erheblich mehr Schaden, „wenn sich ganze Löschzüge untereinander mit Covid-19 infizieren würden“.

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