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Wassersperre in zwei Mietshäusern am Himmelsberg: Eigentümerin hatte nicht bezahlt
Offene Rechnungen
Nichts läuft mehr: Seit Dienstagmittag sitzen Mieter am Himmelsberg 11 und 13 auf dem Trockenen. Die Rheinisch-Westfälische Wasserwerksgesellschaft (RWW) hat ihnen das Wasser abgedreht.
In letzter Konsequenz baden Christiane Ruhnke, Fredi Klemm, Andrea Kowaysme und Lebensgefährte Dennis Reddig, Mieter am Himmelsberg 13 sowie ihre Nachbarn im Wohnhaus Himmelsberg 11, aus, was ihre Verwalterin der Mietshäuser, die Altro Mondo, laut RWW versäumt hat: die Wasserrechnung zu bezahlen.
Offene Forderungen „in erheblicher Höhe“
„Es geht um offene Forderungen in erheblicher dreistelliger Höhe, die über einen längeren Zeitraum und trotz erfolgter Mahnung nicht erledigt worden sind“, sagt Birgit Kirch, Unternehmenssprecherin der RWW, auf unsere Anfrage. RWW habe deshalb vom Zurückbehaltungsrecht am Dienstagmittag Gebrauch gemacht, also die Wasserzufuhr für die Wohnungen gestoppt.
„Die Hauptleitung im Keller wurde verplombt“, sagt Mieter Fredi Klemm. Er konnte das Unheil nicht abwenden, als er die RWW-Mitarbeiter zufällig im Haus traf: „Die Mitarbeiter von RWW müssen sich ja auch an ihre Anweisungen halten“, sagt er. Fredi Klemm ist trotzdem stinksauer. Und mit ihm alle anderen Nachbarn, die plötzlich kein Wasser mehr haben.
Von der Nachtschicht zurück und dann das
„Ich bin heute Morgen von der Nachtschicht im Altenheim zurückgekommen - und dann das“: Christiane Ruhnke, Mutter zweier Kinder im Alter von 11 und 18 Jahren, kann nicht begreifen, warum die Rechnungen nicht beglichen worden sind: „Wir haben über die Nebenkosten doch jeden Monat unseren Beitrag für Wasser im Voraus überwiesen“, sagt sie. Duschen, Kochen, Toilettengänge, all das sei nun nicht mehr möglich.

Die Altro-Mondo-Mieter vom Himmelsberg 13: Andrea Kowaysme, ihr Lebensgefährte Dennis Reddig, die Nachbarn Fredi Klemm und Christiane Ruhnke sowie die Kinder Elias und Emily (von links) sitzen seit Dienstagmittag auf dem Trockenen. © Claudia Engel
Die an Krebs erkrankte Nachbarin im Nebenhaus Himmelsberg 11 wird deshalb für die Dauer der Wassersperre zu ihrem Lebensgefährten übersiedeln: „Ich muss besondere Hygienebedingungen erfüllen, damit an den Operationswunden keine Infektionen auftreten“, sagt sie. Alle Mieter haben ihren Angaben nach keine Schreiben von RWW bekommen, dass das Wasser abgedreht wird.
Standardmäßiges Mieterschreiben geschickt
Birgit Kirch, RWW-Unternehmenssprecherin, weist das zurück: „Die Bewohner wurden vorab von uns mit dem standardmäßig erstellten Mieterinformationsschreiben über die bevorstehende Sperrung informiert.“ Wegen ihrer Erfahrungen rät RWW den Mietern, offene Forderungen ihres Vermieters zu übernehmen. „Das hat RWW gerade bei den Objekten von Altro Mondo in Dorsten immer wieder öffentlich gemacht“, betont die Sprecherin. Hierbei sei RWW aber auf die Mitwirkung durch die Mieter angewiesen, „die es in diesem Fall nicht gab“.

Elias würde gerne aufs Klo gehen, aber die Spülung liefert kein Wasser nach: RWW hat am Himmelsberg 11 und 13 die Wasserzufuhr für die Wohnungen gesperrt. © Claudia Engel
Unsere Anfrage bei der Vermieterin wurde am Dienstag von einem Kölner Anwalt beantwortet, der Presseanfragen für das Unternehmen bearbeitet. Er schrieb am Abend in einer E-Mail: „Die Wassersperre wird umgehend aufgehoben. Die RWW hat unserer Mandantin bestätigt, dass die Entsperrung so schnell wie möglich erfolgen wird. Unsere Mandantin hat bereits die Begleichung sämtlicher Zahlungsrückstände in die Wege geleitet... Unsere Mandantin entschuldigt sich in aller Form bei den Mietern für die eingetretene Situation.“
Seit 20 Jahren als Lokalredakteurin in Dorsten tätig. Immer ein offenes Ohr für die Menschen in dieser Stadt, die nicht meine Geburtsstadt ist. Das ist Essen. Ehefrau, dreifache Mutter, zweifache Oma. Konfliktfähig und meinungsfreudig. Wichtige Kriterien für meine Arbeit als Lokalreporterin. Das kommt nicht immer gut an. Muss es auch nicht. Die Leser und ihre Anliegen sind mir wichtig.
