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Wann kommen die Masken für Risikogruppen? Dorstens Apotheker genervt
FFP2-Masken
Ab Dezember sollten Apotheken kostenlose FFP2-Masken an Risikogruppen ausgeben. Die Apotheker in Dorsten warten bis heute auf entsprechende Verordnungen. Kunden zeigen wenig Verständnis.
Dorstens Apotheker sind sauer und genervt. Dass Gesundheitsminister Jens Spahn seine Ideen zuallererst den Medien mitteile, noch bevor entsprechende Verordnungen eine Rechtsgrundlage schaffen, sei ein Problem. Als er Ende November verkündete, ab Dezember würden Apotheken FFP2-Masken umsonst an Risikogruppen ausgeben, war noch nichts geregelt – und das ist es bis heute nicht.
„Wir stehen jetzt wie Scharlatane da“
„Es ist eine Katastrophe“, findet Felix Holzwarth, Inhaber der Apotheke an der Halterner Straße. „Man hat die Massen mit der Hoffnung auf Gratis-Masken komplett wuschig gemacht.“ Und nun würden seine Mitarbeiter in „ungläubige Augen“ blicken, wenn sie den Kunden erklärten, dass sie keine Masken umsonst abgeben.
„Wir stehen jetzt wie Scharlatane da“, meint Felix Holzwarth. Manch einer glaube nun, dass Apotheker die Profiteure der Notsituation seien. Dabei sei das mitnichten der Fall: Bisher sei einfach noch nichts geregelt.
Das bestätigt auch Nina Grunsky, Pressereferentin vom Apothekerverband Westfalen-Lippe, auf Anfrage: „Die Ausgabe der Masken ist noch nicht gestartet, weil bisher die erforderliche Rechtsverordnung fehlt. Das Bundesgesundheitsministerium arbeitet noch daran.“

Apotheker Felix Holzwarth sagt: „Wir stehen jetzt wie Scharlatane da.“ © privat
Viele Fragen, keine Antwort – und die Nachfrage nach FFP2-Masken steigt
„Wir haben nicht mal ein offizielles Schreiben erhalten“, erzählt Apothekerin Judith Pollmann, die unter anderem Inhaberin der Apotheke im Viertel ist. Im Grunde sind noch alle Fragen offen: Wer stellt die Masken zur kostenlosen Abgabe bereit? Müssen die Apotheken die Ware einkaufen? Wie werden die Kosten abgerechnet? „Wir haben null Info“, klagt Judith Pollmann. „Wir wissen auch nicht, wie hoch die Eigenbeteiligung seitens der Kunden sein soll“, erklärt Felix Holzwarth.
Täglich würden Kunden zur Apotheke im Viertel kommen und nach den Masken fragen. Die letzte Lieferung von 5.000 FFP2-Masken sei vermutlich in zwei Wochen ausverkauft. Inzwischen kauften auch jungen Menschen die Masken. „Sie nutzen die Maske bei der Bahn- und Busfahrt oder setzen sie beim Frisör auf“, so die Apothekerin.
Felix Holzwarth hat in seiner Apotheke beobachtet, dass zum Monatswechsel viele nach den FFP2-Masken fragten. Nun stagniere die Nachfrage. Der Apotheker nimmt an, dass die Dorstener auf die fehlende Verordnung der Politik warten, um sich dann die Masken mit geringer Eigenbeteiligung zu besorgen.
Nina Grunsky vom Apothekerverband Westfalen-Lippe rechnet mit einer Vorlage der Rechtsverordnung „in den kommenden Tagen“.
Apotheker prüfen die Seriosität der Angebote
Judith Pollmann gibt ihre FFP2-Masken für 2,50 Euro über die Ladentheke, das sei fast der Selbstkostenpreis. Felix Holzwarth schätzt, dass Apotheken ihre Masken mit 10 bis 30 Cent Aufschlag verkaufen. Aktuell ergeben sich somit Preise zwischen 2,50 und 3,50 Euro, so der Apotheker.
Bei der ersten Welle habe er die einfachen OP-Masken für 1,80 Euro das Stück eingekauft; ein 10-Cent-Artikel – eigentlich, aber der Markt war leergefegt. Jetzt sei es mehr denn je Aufgabe der Apotheker, die Qualitätsstandards der eingekauften Medizinprodukte zu überprüfen. Täglich werde er mit dubiosen E-Mails bombardiert, die FFP2-Masken anbieten.
„Wir sind dafür ausgebildet, Medizinprodukte auf ihre Qualität hin zu überprüfen“, erläutert der Pharmazeut. Die CE-Kennung können Apotheker auf ihre Echtheit hin überprüfen: Die Ziffer gibt Auskunft darüber, wer das Produkt zertifiziert hat und ob derjenige dazu berechtigt ist.
Auch Judith Pollmann prüft vor Bestellungen die Seriosität der Angebote, indem sie sich die CE-Zertifikate zuschicken lässt.
So verwenden Sie die FFP2-Maske richtig
- Beide Apotheker halten den Gebrauch von FFP2-Masken für sinnvoll, vorausgesetzt, sie werden richtig verwendet.
- „Die häufigste Frage hier ist, ob die Masken waschbar sind. Definitiv: nein“, stellt Judith Pollmann klar.
- Die Masken seien Einmal-Artikel und für einen achtstündigen Gebrauch ausgelegt. Man könne die Maske drei- bis viermal aufziehen, wenn man sie jeweils nur kurz trage und sie danach auf links drehen und auslüften lassen.
- „Wenn man die Maske mehrmals kurze Zeit nutzt“, ergänzt Holzwarth, „sollte man sie vorsichtig auf- und absetzen, um eventuelle Erreger an der Außenseite nicht zu verteilen.“
Geboren und aufgewachsen im Bergischen Land, fürs Studium ins Rheinland gezogen und schließlich das Ruhrgebiet lieben gelernt. Meine ersten journalistischen Schritte ging ich beim Remscheider General-Anzeiger als junge Studentin. Meine Wahlheimat Ruhrgebiet habe ich als freie Mitarbeiterin der WAZ schätzen gelernt. Das Ruhrgebiet erkunde ich am liebsten mit dem Rennrad oder als Reporterin.
