Der schwarze Kohlebrocken im Quader am Recklinghäuser Tor ist damals illuminiert worden.

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Vom Aufstieg und Fall eines riesigen Kohlebrockens in Dorsten

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Zehn Jahre ist es her, dass zum Kulturhauptstadtjahr „Ruhr.2010“ ein riesiger Kohlebrocken Dorsten zierte. Doch was ist aus dem riesigen Kunstwerk eigentlich geworden? Eine Spurensuche.

Dorsten

, 30.12.2020, 16:30 Uhr / Lesedauer: 2 min

Es war ein gewaltiges Teil, das da im Kulturhauptstadtjahr „Ruhr.2010“ im Kubus am Recklinghäuser Tor in Dorsten aufgehängt worden war. 260 Kilo schwer, drei Meter hoch. Ein mit Fiberglasmatten ummantelter Koloss, eine Skulptur, die einen Riesen-Kohlebrocken darstellte - und ein Jahr lang zu einem Wahrzeichen wurde.

„Schwarzes Gold“ heißt das von der renommierten Künstlerin Kirsten Kaiser erschaffene und nachts illuminierte Kunstwerk, das Dorsten bundesweites TV-Aufsehen verschaffte: Denn selbst die „Sendung mit der Maus“ berichtete über den Trumm mit dem goldenen Förderturm auf der Spitze.

An der Feuerwache

Doch zehn Jahre nach 2010 liegt das Kunstwerk, das im April 2011 wieder abgebaut wurde, draußen an der Hauptfeuerwache in Dorsten, von Moos bewachsen. Ein geeigneter Nachfolge-Ort ist nie gefunden worden.

Eigentümer ist der Dorstener Kunstverein „Virtuell-Visuell“ (ViVi), der damals den Auftrag an die Künstlerin vergeben hatte - als Dorstener Beitrag für das grenzüberschreitende Kulturhauptstadt-Projekt „Gahlenscher Kohlenweg“, das an die Bergbau-Vergangenheit der Region an Ruhr und Lippe erinnern sollte.

Moosbewachsen liegt der Kohlebrocken an der Feuerwache in Dorsten.

Moosbewachsen liegt der Kohlebrocken an der Feuerwache in Dorsten. © Guido Bludau

„Wir haben damals viel positive Resonanz bekommen“, sagt Angelika Krumat. Die Dorstenerin war damals ViVi-Vorsitzende und hat „viele Gespräche, viel Arbeit und viel Herzblut“ in das Kunstprojekt gesteckt. Dass der Kohlebrocken öffentlich so in Vergessenheit geraten ist, bedauert sie.

Antrag an Kulturausschuss

Sie hatte auch nach ihrer „Amtszeit“ als Vorsitzende mehrfach auf die ungewisse Situation aufmerksam gemacht und angeregt, einen neuen Standort für das Kunstwerk zu finden. Auf ihre Anregung hin stellte die CDU 2015 einen Antrag an den Kulturausschuss und versuchte, den „Brocken ins Rollen zu bringen“.

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Der Vorschlag: Der Kohlebrocken solle im damals neuen Kreisverkehr auf dem alten Zechengelände neben der Maschinenhalle aufgehängt werden. Der Bergbauverein als Nutzer der Halle zeigte sich aber skeptisch, auch die Stadt winkte ab: wegen der Kosten in wohl fünfstelliger Höhe, auch aus Sicherheitsbedenken.

Mehrere Vorschläge

Wie Sabine Bachem, seit 2014 Vorsitzende von „Virtuell-Visuell“, auf Anfrage erklärt, habe es auch später durchaus Überlegungen gegeben. Mal sei eine Idee gekommen, ihn im Bürgerpark Maria Lindenhof oder in einem Ruhr-Museum aufzustellen, auch das Atlantis-Bad habe Interesse gezeigt. „Das war aber alles nichts Festes.“

Kirsten Kaiser mit dem goldenen Förderturm, der auf den mächtigen Kohlebrocken gesetzt wurde.

Kirsten Kaiser mit dem goldenen Förderturm, der auf den mächtigen Kohlebrocken gesetzt wurde. © Michael Klein (A)

Im Jahre 2019 „ist es sogar ziemlich konkret geworden“, so Sabine Bachem. Da sei ein ernsthafter Interessent von einem Kunst- und Kulturverein aus Hamm auf Vermittlung der Künstlerin Kirsten Kaiser vorstellig geworden, der das „Schwarze Gold“ in Hamm an einem großen Platz aufhängen lassen wolle. „Er wollte uns dafür monatliche Raten zahlen und hat den Kohlebrocken sogar schon ausgemessen.“ Doch dann habe sich die Sache aus bürokratischen Gründen zerschlagen.

Thema für den Kunstbeirat

Öffentlich regte zuletzt Heinz-Georg Schulz (CDU) anlässlich der Schließung der letzten deutschen Zechen im Jahr 2018 an, den Kohlebrocken zu reaktivieren.

Doch sein Vorstoß verlief im Sand.

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SPD-Fraktionschef Friedhelm Fragemann kündigte unterdessen an, das Thema auf die Tagesordnung des städtischen Kunstbeirats zu bringen. Auf Anfrage erklärt die Stadt: „Für konkrete Anfragen ist die Stadtverwaltung selbstverständlich offen, Dorsten ist schließlich eine Stadt mit großer Bergbautradition.“

„Mit Herausforderungen verbunden“

Die Suche sei aber mit Herausforderungen verbunden: „Allein wegen seines Gewichts werden an das Kunstwerk enorme statische Anforderungen gestellt“, heißt es: „Bei einer Aufhängung müssen auch die Windlasten berücksichtigt werden.“ ViVi-Vorsitzende Sabine Bachem könnte dich deshalb auch gut einen Platz drinnen vorstellen: „Warum nicht beim Bergbauverein in der Maschinenhalle?“