Verbot von Gasheizungen gekippt Das sagen Heizungsbauer aus Dorsten

Gasheizung mit Wasserstoff? Das sagen Dorstener Heizungsbauer
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Ursprünglich wollte Wirtschaftsminister Robert Habeck, dass ab 2024 keine neuen reinen Gasheizungen in Häuser eingebaut werden dürfen - und stieß auf erhebliche Widerstände. Im „Modernisierungspaket für Klimaschutz und Planungsbeschleunigung“, auf das sich die Ampel am Dienstag (28. März) einigte, findet sich dieser Punkt wieder, der bei Hausbesitzern für viel Unruhe gesorgt hat. Ganz am Ende, in einem Absatz.

Und der ist alles andere als präzise: Es wird darin nicht vom Ziel abgerückt, „dass ab dem 1. Januar 2024 möglichst jede neue eingebaute Heizung zu 65 Prozent mit Erneuerbaren Energien betrieben werden soll“. Aber im Gesetzesentwurf, der nun erarbeitet und vor der Sommerpause beschlossen werden soll, werde darauf geachtet, „dass ein technologieoffener Ansatz verfolgt wird und ausreichende Übergangszeiträume zur Verfügung stehen“. Wasserstoffbetriebene Gasheizungen blieben damit möglich.

Ein „Hintertürchen“ nennt das Heizungsbauer Thomas Cirkel von der Hermann Grefer GmbH aus Dorsten. Teilweise habe es zuletzt, als das Gasheizungsverbot im Raum stand, einen Run auf die Gasheizung gegeben. Alle Vaillant-Gasheizungen, die seine Firma seit fünf Jahren einbaue, seien „Wasserstoff-ready“, so Cirkel. Heißt, laut Hersteller: dem Erdgas könnte bis zu 20 Prozent Wasserstoff beigemischt werden. Man arbeite an Lösungen, die auch mit 100 Prozent Wasserstoff betrieben werden können.

„Keine Hamsterkäufe“

Warum baut man nicht einfach in alle Gebäude Wärmepumpen ein? Das sei nicht immer wirtschaftlich, sagt Cirkel. Man schaue sich vorher jedes Haus an. „Objekte, die vor 1990 gebaut wurden und nicht nachträglich isoliert“ worden seien, hält Cirkel „nicht uneingeschränkt für Wärmepumpen geeignet“. Heißt: Dort könne der Betrieb teuer werden. „Im Neubau funktioniert es hingegen wunderbar.“

Ralf Pasterkamp von der Dorstener „Firma Pasterkamp Sanitär Heizung Fliesen“ hatte zuletzt zwar „keinen Run“ auf die Gasheizung erlebt, aber eine verstärkte Nachfrage nach Öl- und Gasheizungen: „Aber keine Hamsterkäufe“. Zum Vergleich: Auf jede Gasheizung, die derzeit vom Pasterkamp-Team eingebaut wird, kommen zehn Wärmepumpen. Bei der Hermann Grefer GmbH sei das Verhältnis 70 zu 30, sagt Cirkel, wobei die 70 Prozent für Gasheizungen stehen.

Die Lüftungsanlage einer Wärmepumpe steht vor einem Wohnhaus.
Die Lüftungsanlage einer Wärmepumpe steht vor einem Wohnhaus. Viele Hausbesitzer sind derzeit unsicher, ob sie auf die „neue" Technik setzen oder noch schnell eine Gasheizung bestellen sollen. © dpa

Wärmepumpen könne man durchaus im Altbau einsetzen, sagt Pasterkamp. Auch dort könne die Wirtschaftlichkeit höher sein als bei der Gasheizung. Oft mache eine Kombination aus zwei Anlagen Sinn: Wärmepumpe und Gasheizung, eine Hybrid-Anlage. „Im Moment kommen auch viele neue Produkte auf den Markt“, sagt Pasterkamp. Wärmepumpen, die auf 70 Grad Vorlauftemperatur heizen könnten. „Es gibt immer eine Lösung.“ Die Frage sei, welche Kompromisse Kunden eingehen wollten.

Spüren die Heizungsbauer eine Verunsicherung bei den Kunden? „Verunsichert sind die schon lange“, sagt Ralf Pasterkamp, was er mit dem Hin und Her der Politik sowie den Energiepreisen begründet. „Die Preise für Gas und Öl fallen gerade, was aber noch nicht an Kunden weitergegeben wird.“ Hohe Investitionen seien dem Kunden da schwierig zu vermitteln.

„Die Leute sind unsicher“

Thomas Cirkel: „Die Leute sind unsicher. Und wir wissen selbst nicht, was wir den Kunden sagen sollen.“ Von dem Hin und Her in der Bundespolitik ist er genervt: „Wir können gern alles langfristig für Jahrzehnte anfassen. Aber nicht von einem Jahr auf das andere.“ Neben dem Heizungsbau hätten seine Mitarbeiter schließlich auch noch andere Aufgaben: „Ich kann nicht alles für Herrn Habeck stehen und liegen lassen.“

Wie sieht es derzeit mit der Verfügbarkeit aus? Bekommt man derzeit überhaupt noch eine Gasheizung? „Bei Gasanlagen geht das noch ohne Probleme“, sagt Cirkel. Bei Wärmepumpen warte man derzeit acht bis zwölf Monate. Dennoch wollten manche Kunden nun die Gasheizung tauschen, die zum Teil erst rund zehn Jahre alt sei. „Totaler Quatsch.“

Einzelteile fehlen

Je nach Gasheizungs-Modell warte man derzeit drei bis neun Monate, so Pasterkamp. Bei Wärmepumpen drei bis sechs Monate: „Bei manchen Anlagen bis zu 14 Monate.“ Denn nicht alle Einzelteile seien verfügbar. Angesichts der Wartezeiten, die man bei einem Ausfall der eigenen Heizung nur mit mobilen Anlagen überbrücken könnte („Wir lassen keinen hängen - das wäre gegen unsere Ehre“), sagt Pasterkamp über alte Heizungen: „Es ist blöd zu warten, bis das Ding von der Wand fällt.“ Auch weil Wärmepumpen gefördert werden und die Anträge vor dem Einbau gestellt werden müssten.

Wasserstoff zum Heizen

Das Problem beim Heizen mit Wasserstoff sei, so Cirkel, dass die allermeisten Heizungsanlagen dazu nicht in der Lage seien. In Pilotprojekten werde dies getestet. Wie der Wechsel auf Wasserstoff im Bestand passieren soll, da gebe es noch „ganz viele Fragezeichen“. Im Genehmigungsverfahren ist derzeit die Wasserstoff-Leitung Dorsten-Hamborn, die 2026 in Betrieb genommen werden soll, aber zunächst nur für industrielle Zwecke, nicht zum Heizen von Häusern. Cirkel: „Ich erwarte, dass wir in Dorsten noch 20 Jahre keinen Wasserstoff haben werden.“

Und grüner Wasserstoff werde auch in Zukunft „wahrscheinlich teuer“ sein, vermutet Cirkel. Dass die Regierung derzeit prüft, wie der Heizungsaustausch gefördert werden kann, kommentiert er lakonisch mit dem Satz: „Wir haben ja erst zwei Billionen Euro Schulden. Kommt auf eine mehr nicht an.“

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