Detlev Felske hat bei sich im Haus eine Brauchwasserwärmepumpe installiert.

Detlev Felske hat bei sich im Haus eine Brauchwasserwärmepumpe installiert. © Berthold Fehmer

Jetzt noch Heizung wechseln? Detlev Felske warnt vor Kurzschlussreaktion

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Detlev Felske baut seit 45 Jahren Heizungen in Häuser ein. Wegen der Energiekrise erlebt er jetzt bei Hausbesitzern in Dorsten und Bottrop „Kurzschlussreaktionen“ und sagt, was er ihnen rät.

Kirchhellen, Dorsten

, 16.08.2022, 17:00 Uhr / Lesedauer: 3 min

Detlev Felske ist 61 und seit 45 Jahren in der Sanitär- und Heizungsbranche tätig. Seit 32 Jahren als Selbstständiger. „Ich habe noch nie so eine Situation wie jetzt erlebt“, sagt der Chef des Kirchhellener Betriebs „Felske - Wasser & Wärme“, der Kunden unter anderem in Bottrop und Dorsten in Heizungsfragen betreut. „Einigen habe ich vor anderthalb Jahren ein neues Gerät eingebaut. Das wollen die jetzt rausschmeißen.“

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Das damals neue Gerät: eine Heizung mit moderner Gasbrennwerttechnik. Kostenpunkt: etwa 10.000 Euro. Doch der Krieg in der Ukraine und die damit verbundene Energiekrise beim Gas lässt Kunden zweifeln, ob sie im Winter noch heizen können. Deshalb fragen sie nun Felske nach Alternativen.

„Das sind keine Millionäre, für die wir arbeiten“

Was rät Felske ihnen? „Ich sage: Überlegt euch das!“, so der 61-Jährige. Denn er weiß: „Das sind keine Millionäre, für die wir arbeiten.“ Ein überstürzter Wechsel mache keinen Sinn. „Es wird weiterhin Gas geben. Da bin ich 100-prozentig von überzeugt.“ Felske warnt in dem Zusammenhang vor „Panikmache“.

Nach Wärmepumpen fragen derzeit viele Kunden. „Ich habe fast 30 Anlagen bestellt und bisher erst zwei eingebaut. Die Lieferschwierigkeiten sind das Problem.“ Besonders Elektronik-Bauteile seien zum Teil nicht verfügbar. Eine Wärmepumpen-Anlage bestehe aber aus zehn bis zwölf Komponenten. Felske: „Fehlt ein Teil, egal welches, kann ich die Anlage nicht in Betrieb nehmen.“

Hinzu kommen die Probleme bei den personellen Kapazitäten. „Würden wir alles, was wir bestellt haben, auf einen Schlag bekommen, hätten wir bis Ende des Jahres zu tun“, sagt Felske.

Anlage wird in zwei Wochen 20 Prozent teurer

Besonders ärgert ihn, dass er seinen Kunden zu Preisen keine verlässlichen Aussagen mehr geben kann. Erst habe Robert Habeck Wärmepumpen empfohlen, dann streiche die Regierung von der Förderung 10 Prozentpunkte, sagt Felske. Direkt darauf habe sein Partner, die Firma Stiebel Eltron, die Preise für Heizungen um 9,5 Prozent erhöht. „Damit wird die Anlage insgesamt 20 Prozent für den Kunden teurer. In nur zwei Wochen!“

Der Großhandel habe ihm zudem mitgeteilt, das Felskes jetzige Bestellungen, die vielleicht erst im November oder Dezember geliefert werden, zu den dann aktuellen Preisen abgerechnet werden. „Wenn ich Pech habe, tue ich noch Geld dazu. Wie soll ich jetzt noch kalkulieren?“

Wärmepumpen „sind keine Wunderwaffen“

Über Wärmepumpen sagt Felske: „Das sind keine Wunderwaffen.“ Die Anlagen müssten vor allem zum Haus passen. „In einem alten Kotten mit alten Heizkörpern, wo es an jeder Ecke zieht, sitzen Sie am Ende mit Schal bei 18 Grad im Wohnzimmer. Sie kriegen das Ding damit nicht warm.“ Wenn die Pumpe zu klein sei, „läuft sie rund um die Uhr“. Wenn sie zu groß sei, würde sie sich ständig an- und ausschalten und dadurch schnell kaputt gehen.

Viel hält Felske von der Kombination aus Wärmepumpe und Gasbrennwertanlage. Bei -15 Grad im Winter heize nämlich eine Wärmepumpe mit einem 9 kW-Heizstab, was bedeute: „Ich mache mit dem Tauchsieder mein Haus warm.“ Natürlich zulasten der Stromrechnung. Dann könnte die Gasheizung einspringen.

Stromzähler dreht sich, „bis er von der Wand fliegt“

Gar nichts hält Felske vom Trend, dass sich viele derzeit Heizlüfter kaufen. Da drehe sich der Stromzähler, „bis er von der Wand fliegt“, so Felske. Und was ist mit Holzpellets? „Die sind für mich nur bedingt eine Lösung“, sagt Felske. Zum einen seien sie deutlich im Preis gestiegen. Außerdem müsse man dafür genug Platz im Haus haben.

Einige seiner Kunden hätten eine Brauchwasserwärmepumpe mit Speicher einbauen lassen. „Die bekommt man noch bei vier bis sechs Wochen Lieferzeit.“ Kostenpunkt: etwa 2.500 Euro. In einem Vier-Personen-Haushalt erwärme die Pumpe Brauchwasser für 25 Euro pro Monat. „Das schaffen Sie mit nichts anderem.“ Das sei, so Felske, der selbst so eine Anlage im Keller hat, „in meinen Augen etwas, was bezahlbar ist, und nicht sofort 20.000 bis 30.000 Euro kostet“. Als Nebeneffekt entfeuchte die Anlage sogar noch den Keller.

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