Unterschätzte Gefahr: Rehwild rennt blind vor Liebe auf die Straße

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Unterschätzte Gefahr: Rehwild rennt blind vor Liebe auf die Straße

rnHegering warnt

Autofahrer sollten im Sommer sehr, sehr vorsichtig sein: Rehwild hat bis August Paarungszeit und ist besonders häufig in tragische Verkehrsunfälle verwickelt.

Dorsten

, 30.07.2021, 04:45 Uhr / Lesedauer: 2 min

Stephan Grümer macht die Öffentlichkeitsarbeit für den Hegering Herrlichkeit Lembeck und Dorsten. Er warnt Autofahrer vor einer Gefahr, die sie bei Fahrten über Landstraßen oder zwischen Wäldern und Feldern nicht auf dem Schirm haben: Rehwild. Das Rehwild befindet sich gerade mitten in der Paarungszeit (Blattzeit) und achtet weder auf Rechts noch auf Links. Das fordert Opfer. „Ich musste aktuell ein totes Reh aus dem Graben holen. Schlimm wird es, wenn durch so einen Unfall ein Mensch zu Schaden kommt“, sagt Grümer.

Die Polizei bestätigt, dass die Zahl der Wildunfälle in Dorsten im Sommer (Juli) und im Herbst (Oktober/November) höher ist als sonst im Jahr. Vor allem auf der Lippramsdorfer Straße in Lembeck und auf der B58 zwischen Wulfen und Deuten sollten Autofahrer auf der Hut sein: Hier passieren die meisten Wildunfälle, da Wald und Wiesen die Bundes- und Landstraße umgeben. 2019 passierten in Dorsten 217 Wildunfälle. Im Coronajahr 2020 waren es etwas weniger: 162.

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Rehwild ist niedlich anzusehen, wird kaum 90 Zentimeter hoch, erinnert an Bambi und ist zurzeit: liebestoll. „In den kommenden Wochen treiben Rehböcke Ricken oft kilometerweit vor sich her – ohne dabei auf ihre Umgebung zu achten. Dabei geht es nicht nur über Wiesen und Felder, sondern auch über Landstraßen“, sagt Hermann Wolff, Dorstener Berufsjäger.

Böcke laufen kilometerweit den Ricken hinterher

Auf der Suche nach der Partnerin überwinden Böcke oft große Entfernungen und überqueren Straßen. An Wald- und Feldkanten ist für Autofahrer deshalb besondere Vorsicht geboten. Denn mit knapp 82 Prozent sei das Reh Hauptverursacher von Wildunfällen mit großen Säugetieren, gefolgt vom Wildschwein mit knapp 15 Prozent, teilt der Jagdverband mit.

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Auf der Suche nach einer Partnerin überwinden Böcke oft große Entfernungen und überqueren leider auch Straßen. „Wir empfehlen Autofahrern, mit gedrosselter Geschwindigkeit zu fahren. Wer 80 km/h statt 100 km/h fährt, verkürzt den Bremsweg seines Wagens um 25 Meter“, sagt Grümer. Der Hegering rät allen Verkehrsteilnehmern, immer den Fahrbahnrand im Auge zu behalten. Sollten Tiere heranrasen, gibt es nur zwei Möglichkeiten: „Hupen und kontrolliert bremsen.“

Blaue Reflektoren an Leitpfosten

Jäger konnten die Unfallzahlen durch Präventionsmaßnahmen senken. Revierjäger brachten an Brennpunkten blaue Reflektoren an Leitpfosten am Straßenrand an. So auch in Dorsten und Umgebung, zum Beispiel an der Bundesstraße 224 zwischen Freudenberg und Erle, einem stark bevölkerten Wildrevier. Oder aber an der Lippramsdorfer Straße in Lembeck. Werden die Reflektoren von Autoscheinwerfern angestrahlt, werfen sie blaues Licht auf die Fahrbahn. Das schreckt das Wild ab.

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