Unternehmen im Gewerbegebiet Wulfen müssen länger auf den Glasfaseranschluss warten

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Unternehmen im Gewerbegebiet Wulfen müssen länger auf den Glasfaseranschluss warten

rnBreitbandausbau

Die Breitbandversorgung im Gewerbegebiet Wulfen verzögert sich. Die Deutsche Glasfaser und die Telekom versprechen aber, dass keine Firma ohne Telefon und Internet auskommen muss.

Dorsten

, 10.02.2019, 16:45 Uhr / Lesedauer: 4 min

Wilfried Patz ist in Sorge. Und zwar darüber, dass er in ein paar Monaten womöglich eine Zeit lang ohne Telefon und Internet da steht. „Die Telekom hat mich angeschrieben und mir mitgeteilt, dass mein bisheriger Vertrag zum Mai gekündigt wird“, sagt der Mitinhaber der medizischen Fachgroßhandelsfirma „Medizintechnik Patz“. „Und wie man hört, verzögert sich der Glasfaserausbau hier im Gewerbegebiet.“ Der Geschäftsmann ist aber darauf angewiesen, dass er online erreichbar ist: „Wir haben schließlich Kunden aus ganz Deutschland und beziehen unsere Ware aus China und den USA.“

Planung hat gestockt

Die Firma von Wilfried Patz hat ihren Sitz im Wulfener Gewerbegebiet Köhler Feld - es gehört zu den Bereichen, die die Unternehmensgruppe „Deutsche Glasfaser“ mit schnellem Internet ausrüsten will. Auch Wilfried Patz hat bereits einen Vertrag mit der Deutschen Glasfaser unterzeichnet. Auf den Anschluss muss er aber länger als geplant warten. Dennis Slobodian, Pressesprecher des Borkener Unternehmens, das sich bundesweit privatwirtschaftlich für die Breitbandversorgung ländlicher Regionen engagiert, bestätigte auf Anfrage dieser Redaktion, dass die Planung für Wulfen gestockt habe.

„Der Ausbau dort ist zwar bereits abgeschlossen, es gab aber Probleme, einen geeigneten Platz zu finden, wo das Gehäuse für den Glasfaserhauptverteiler hingesetzt wird.“ An diesen sogenannten „Point of Presence“ (PoP) sollen in erster Linie die Glasfaser-Direktanschlüsse für die Privathaushalte angeschlossen werden, die das Unternehmen in Wulfen bauen und betreiben wird, aber eben auch die für die Firmen in Gewerbegebiet.

Platz ist inzwischen reserviert

„Inzwischen haben wir in Gesprächen mit der Stadt Dorsten eine Lösung finden können“, so Slobodian: „Wir haben einen Platz reserviert.“ Jetzt steht aber noch die Unterzeichnung des Pachtvertrags an, die Vermessung und die Einreichung des nötigen Bauantrags. Insgesamt vier solcher „PoPs“ werden insgesamt im Dorstener Norden aufgestellt, denn auch in Deuten, Lembeck und Rhade baut die Deutsche Glasfaser aus.

Die Großhandelsfirma „Patz Medizintechnik“ und ihre Mitarbeiter sind auf funktionierende Telefon- und Onlineverbindungen angewiesen.

Die Großhandelsfirma „Patz Medizintechnik“ und ihre Mitarbeiter sind auf funktionierende Telefon- und Onlineverbindungen angewiesen. © Privat

Wie groß die Verzögerung wird, kann er noch nicht sagen: „Unsere Bauplaner gehen davon aus, dass wir allerspätestens im April anschließen können“, erklärt der Pressesprecher. Die betreffenden Unternehmen würden in diesen Tagen schriftlich über das weitere Vorgehen informiert. „Negative Auswirkungen hat das für sie keine, solange sie nicht von sich aus die aktuellen Verträge mit den jeweiligen Anbietern gekündigt haben“, sagt Dennis Slobodian. „Denn wir bieten unseren Kunden ein Rund-um-Paket an, wickeln für sie auch die Portierung ihrer alten Rufnummern ab.“ Somit sei sichergestellt, dass die Kunden durchgehend versorgt seien. Das gelte im Übrigen auch für die Privatkunden.

Keine doppelten Kosten

Und was, wenn sich der anvisierte Übernahmetermin der Deutschen Glasfaser in Wulfen doch über den April hinaus verzögert? Davon möglicherweise betroffenen Kunden wie Wilfried Patz rät der Pressesprecher, dann kurzfristig mit dem alten oder mit anderen Anbietern für die Übergangszeit einen flexiblen Vertrag abzuschließen. „Dadurch behalten sie durchgehend die Rufnummer und einen Zugang zum Internet.“ Doppelte Kosten, so verspricht er, kämen in diesem Fall nicht auf die Kunden zu.

Auch die Transportfirma Herpers im Wulfener Gewerbegebiet hat zum Ende des Jahres die Ankündigung von der Telekom bekommen, dass die Anschlüsse in diesem Jahr gekündigt werden sollen, im Mai und im September. „Das gilt für beide Standorte, die wir hier haben, für den an der Wienbachstraße und für den im Köhler Feld“, sagte Andrea Herpers. „Ohne Telefon und Internet würde bei uns gar nichts gehen, aber uns wurde von der Glasfaser versprochen, dass wir nichts zu befürchten haben. Das glaube ich erst mal so.“

„Sorgen sind unbegründet“

Andre Hofmann, Pressesprecher der Deutschen Telekom, betont: „Mögliche Sorgen sind unbegründet“, sagt er. „Wir müssen ja weiterhin das Netz bereithalten und dürfen nicht einfach was abschneiden.“ Doch warum dann überhaupt die Kündigungsschreiben? Das hat laut Hofmann diesen Grund: die bundesweite Umrüstung von der analogen Technik auf das digitale Voice-IP-Verfahren. Da die Kunden damals einen Vertrag über einen analogen Anschluss geschlossen hätten, sei die Telekom nun juristisch verpflichtet, einen gänzlich neuen Vertrag abzuschließen. Die VoIP-Umstellung zum jetzigen Zeitpunkt sei keine Absicht, sondern Zufall, weil schon mit langem Vorlauf geplant.

Andre Hofmann betont, dass auf die Kunden keine neuen Verträge zukommen würden, solange sich die Umrüstung auf die neuen Anschlüsse der Deutschen Glasfaser nur um einen kurzen Zeitraum überschneide. „Wenn sich das aber um ein paar Monate verzögert, ist es die Aufgabe der Deutschen Glasfaser, das mit uns zu kommunizieren.“ In dem Fall könne die Telekom den Kunden einen Tarif mit einer reduzierten Laufzeit von zwölf Monaten anbieten.

Richtfunk-Lösung

Von den Telekom-Ankündigungen sind übrigens nicht alle Firmen im Wulfener Gewerbegebiet betroffen. Zum Beispiel das Entsorgungsunternehmen Humbert. Der Grund: „Wir hängen derzeit an zwei anderen Netzen“, erklärt Firmenchef Johannes Humbert. Zum einen nutze man das Vectoring-Verfahren, habe dafür einen Vertrag mit Vodafone abgeschlossen.

Im Gewerbegebiet Köhl lassen sich mehrere Firmen über eine Richtfunklösung versorgen.

Im Gewerbegebiet Köhl lassen sich mehrere Firmen über eine Richtfunklösung versorgen. © Bludau

Zum anderen hat sich Humbert vor anderthalb Jahren mit Unterstützung von Windor und gemeinsam mit der „Dorstener Arbeit“ sowie 15 anderen Firmen (unter anderem Hötten, Kleinken und Heiming) zu einer „Insel-Lösung“ entschlossen. „Wir haben selber die Sache in die Hand nehmen müssen, von alleine kommt ja keiner auf einen zu“, diese Erfahrung hat er im zweijährigen Kampf um schnelles Internet gemacht.

„Benötigen zwei Netze“

Auf dem Betriebshof von Humbert steht seitdem ein Funkmast, der die Firmen versorgt und seinerseits per Richtfunk mit dem MueNet-Turm im Dorstener Industriegebiet Ost verbunden ist. „Durch diese On-Air-Lösung, die wir auch für die Rundhalle in Hervest nutzen, wird uns ein leistungsstarkes Netz mit 50.000er-Leitung gewährleistet“, so Johannes Humbert. Denn ein funktionstüchtiges Internet sei unabdingbar, „allein schon weger der Sicherheitstechnik, die wir hier haben“. Auch Johannes Humbert hat bereits einen Vertrag mit der Deutschen Glasfaser unterschrieben, will aber den Richtfunk nicht aufgeben. „Wir werden sicher zwei funktionierende Netze nebeneinander benötigen“, sagt er im Hinblick auf die weitere Digitalisierung des Unternehmens.

Johannes Humbert hofft auf eine möglichst schnelle Umrüstung auf Breitband durch die Deutsche Glasfaser. „Aber uns wurde schon von allen möglichen Anbietern viel ankündigt und dann doch nicht gehalten“, sagt er.

Zeitplan der Glasfaser

Dennis Slobodian stellt gegenüber unserer Redaktion folgenden aktuellen Zeitplan auf: „Solange es das Wetter zulässt und kein Frost herrscht, werden die Tiefbauarbeiten fortgesetzt.“ Nach seinen Angaben sei die Tiefbaukolonne in Östrich so gut wie fertig, sie werde direkt in Wulfen die Tiefbauarbeiten und dann in Deuten fortsetzen. Im Frühjahr (März/April) sollen dann endlich auch die Tiefbauarbeiten in Rhade und Lembeck starten. Im Dezember des vergangenen Jahres hatte die Deutsche Glasfaser die Kunden in Lembeck und Rhade darüber informiert, dass die Zeitplanung in diesen Stadtteilen überarbeitet werden musste, weil ein Genehmigungsverfahren ins Stocken geraten war.

Anfragen von Kunden aus dem Dorstener Norden beantworten Mitarbeiter der Deutschen Glasfaser vor Ort im Baubüro Wulfen, Am Brauturm 28. Das Baubüro ist donnerstags von 10 bis 13 Uhr und 14 bis 18 Uhr sowie freitags von 10 bis 15 Uhr geöffnet. Wer will, kann auch Kontakt über die Bau-Hotline unter Tel. (02861) 89 06 09 40 aufnehmen.