Lkw-Unfall mit schwer verletztem Kind Neue Details zu Lastwagen und Unfallhergang

Unfall-Lkw war nicht mit einem Abbiegeassistenten ausgestattet
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Das bei einem Lkw-Unfall in Wulfen schwer verletzte Mädchen befindet sich weiter in Behandlung. Einen Tag nach dem Unfall in der vergangenen Woche war die Sechsjährige außer Lebensgefahr. „Alle Beteiligten stehen noch erheblich unter dem Eindruck, was da passiert ist“, sagte eine Polizeisprecherin. Das gilt auch für den 58-jährigen Lkw-Fahrer aus Reken, der das Kind übersehen hatte und ebenfalls durch den Opferschutz betreut wird.

Wie die Polizei jetzt auf Nachfrage mitteilte, war der Lastwagen nicht mit einem Assistenzsystem zum Abbiegen ausgestattet. Bei dem Lkw handelt es sich um ein älteres Modell, für das diese Systeme nicht zwingend vorgeschrieben sind. Seit 6. Juli 2022 sind Abbiegeassistenten für neue Fahrzeugtypen und ab 7. Juli 2024 für alle neuen Lastwagen und Busse in der EU mit mehr als 3,5 Tonnen zulässiger Gesamtmasse Pflicht.

Ältere Modelle können mit Assistenzsystemen nachgerüstet werden. Die Bundesregierung fördert diese Nachrüstungen mit bis zu 80 Prozent. Der Allgemeine Deutsche Fahrradclub (ADFC) kritisierte im vergangenen Jahr, dass Freiwilligkeit an dieser Stelle nicht funktioniere und weiter rund 90 Prozent der Lkw auf deutschen Straßen ohne Assistenzsysteme unterwegs seien.

Das Bundesverkehrsministerium hat außerdem vor fünf Jahren die „Aktion Abbiegeassistent“ gestartet. Ziel ist die freiwillige Selbstverpflichtung von Unternehmen, Kommunen und Organisationen, ihre Fuhrparks mit Abbiegeassistenten auszurüsten. Knapp 250 sogenannte „Sicherheitspartner“ gibt es inzwischen, der Entsorgungsbetrieb der Stadt Dorsten ist einer von ihnen.

Weitere Zeugen gesucht

Auch zum Unfallhergang gibt es neue Informationen. Demnach hatten sowohl das Mädchen als auch der Lkw-Fahrer grün, als der Unfall passierte. Der Lkw-Fahrer sei kurz vor der Kollision angefahren, so die Polizei.

Eine Änderung der Ampelschaltung beispielsweise auf getrennte Grünphasen für Fahrzeuge und Fußgänger bzw. Radfahrer müsse von der zuständigen Verkehrsbehörde ausgehen, teilte Straßen-NRW. Dann könne man sich mit dem Thema befassen.

Die Ermittlungen zum Unfall gehen derweil weiter. Die Polizei ist auch weiterhin auf der Suche nach Zeugen. Es sollen offenbar mehrere Leute zum Unfallzeitpunkt vor Ort gewesen sein, die sich noch nicht gemeldet hätten, so die Polizei. Sie bittet diese Personen, Kontakt zum zuständigen Verkehrskommissariat aufzunehmen unter Tel. (0800) 2361 111.

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