
© Michael Klein
Tunnelabriss am Bahnhof Dorsten: Noch einige Orientierungsprobleme
Bahnhofsumbau
Der Tunnelabriss am Bahnhof Dorsten hat begonnen. Absperrungen stehen, Umleitungen zu den Gleisen sind eingerichtet. Aber so manche Fahrgäste haben noch ihre Probleme mit der Wegeführung.
Langsam frisst sich der Baggerzahn durch das Dach der Unterführung. Große Betonteile sind schon auf den Boden gekracht. Und das Tonnendach mit seinem Plastikgewölbe, das über den Öffnungen des Bahnhofstunnels thronte, ist schon weg. Wer am ZOB vor dem Baugitter steht, der kann es aus erster Reihe beobachten: Der Abriss der stadtseitigen Unterführung ist seit dieser Woche in vollem Gange.
Einige Umleitungen
Die Absperrungen, die für die Bauarbeiten eingerichtet worden sind, sorgen allerdings dafür, dass es in den kommenden Monaten einige Umleitungen gibt. Das gilt für die Bahn-Fahrgäste und vor allem auch für diejenigen, die sonst per Rad die beiden Tunnel als Durchgang zwischen Innenstadt und Gelsenkirchener Straße genutzt hatten.
Während regelmäßige Bahnpendler sich augenscheinlich auf die Situation eingestellt haben, müssen sich aber noch so manche Bürger und Fahrgäste an die neue Wegeführung gewöhnen - so jedenfalls eine Momentaufnahme von Mittwochvormittag (10. November).

Um von der Gelsenkirchener Straße bzw. von Gleis 1 durch den Osttunnel zum Bahnhofsgebäude zu gelangen (oder umgekehrt), muss man nun einen Treppenturm aus Metall nutzen - der aber nicht barrierefrei ist. © Michael Klein
Wie die Dorstenerin, die auf der Ostseite an der Gelsenkirchener Straße - wo sich das Gleis 1 befindet - mit einem Kinderwagen vor der abgesperrten Rampe stand. Eine barrierefreie Verbindung zur Innenstadt und Bahnhofsgebäude und andersrum gibt es seit dieser Woche dort nämlich nicht mehr.
Nur ein Treppenturm ermöglicht Fahrgästen und Fußgängern den Zugang zwischen Gleis 1 und den anderen Gleisen beziehungsweise ZOB und Innenstadt. Und der ist für Kinderwagen, Rollstühle, Fahrräder und so weiter nicht nutzbar.
„Das ist doch ein Witz, dass es hier nur noch die Treppen gibt“, schimpfte die Frau - und ließ sich dann die Umleitung über Vestische Allee und die dortigen Bahnhofszufahrt erklären: „Das dauert aber lange. Wenn ich einen Zug hätte erwischen müssen, hätte ich den verpasst“, sagte sie.

Während Ruth Weske (links) die Wegeausschilderung als ausreichend empfand, wenn man etwas Zeit mitbringt, äußerte Hannelore Szepaniak (rechts) Kritik. © Michael Klein
Zwar hängen an den Bauzäunen und den Absperrungen diverse Richtungsschilder in unterschiedlichen Farben, die auf die jeweiligen Wegevarianten hinweisen. Sie sind für diejenigen nachvollziehbar, die von ZOB und Innenstadt kommend vor dem bisherigen und jetzt abgesperrten Tunnelzugang stehen.
Dort werden sie nämlich mit farbigen Pfeilen links am Gebäude der Radstation vorbei über einen neu eröffneten Weg zu den abfahrenden Zügen am Bahnhof und zum Treppenturm geführt - einfach zu finden, denn einen anderen Weg gibt es nicht.
Anders sieht es aber bei Fahrgästen aus, die am Bahnhof Dorsten ankommen und erst einmal am Treppenturm Orientierung suchen: einige fragende Blicke und Unsicherheiten. Ein auswärtiger junger Mann, der mit der Emschertalbahn aus Dortmund gekommen ist, zückt sein Smartphone, um Wege-Infos zu bekommen. „Die Beschilderung hier ist nämlich nicht so richtig praktisch, wenn man zur Innenstadt will.“
Auch Erika Conradi, die mit dem Zug aus Reken anreiste, irrte an Ost-Tunnel und Treppenturm hin und her. „Ich kann den richtigen Weg zum ZOB nicht finden und bin schon ganz außer Atem“, sagt die Seniorin: „Für alte Menschen ist das beschwerlich.“

Diese Wegeverbindungen sind am Bahnhof ausgeschildert. © Klein, Michael
Hannelore Szepaniak bestätigt das. „Hier fragt gerade fast jeder jeden, wo es denn lang geht, das ist sehr kompliziert“, erzählt sie aus Erfahrung. Sie hat sich mit ihrer Freundin Ruth Weske am Bahnhof getroffen, um mir ihr nach Essen zu fahren. „Aber wenn man sich Zeit nimmt und genauer hinschaut, kann man die Wege schon finden“, entgegnet Ruth Weske. „Und wenn nachher der Bahnhof mit dem neuen Vorplatz schön aussieht, dann können wird doch zufrieden sein.“
Ziel ist ein ebenerdiger Vorplatz
Denn Ziel der Bauarbeiten ist ein attraktiver Bahnhofsvorplatz samt ebenerdiger Zugang zwischen Busbahnhof und künftigen Bürgerbahnhofsgebäude, das derzeit saniert wird. Die Stadt hofft, dass alles bis Herbst 2022 fertig sein wird. Für Hinweise und Beschwerden stehe im Stadtteilbüro „Wir machen Mitte“ Jan Ottensmann zur Verfügung (Tel. 02362/2140540).
Geboren 1961 in Dorsten. Hier auch aufgewachsen und zur Schule gegangen. Nach erfolgreich abgebrochenem Studium in Münster und Marburg und lang-jährigem Aufenthalt in der Wahlheimat Bochum nach Dorsten zurückgekehrt. Jazz-Fan mit großem Interesse an kulturellen Themen und an der Stadtentwicklung Dorstens.
