Todesangst vor den Taliban: So floh ein Dorstener Afghane (23) mit seiner Mutter aus Kabul

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Todesangst vor den Taliban: So floh ein Dorstener Afghane (23) mit seiner Mutter aus Kabul

rnIm Bundeswehr-Flugzeug

Seine Freunde haben um ihn gezittert. Er selbst durchlitt Todesängste. Einem Dorstener Afghanen ist die Flucht aus Kabul gelungen. Und er hat einen weiteren Grund zur Freude.

Dorsten

, 23.08.2021, 18:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

2015 kam der junge Afghane, damals 17 Jahre jung, nach Dorsten. In dieser Zeit hat er gelernt, Deutsch zu sprechen und zu schreiben. Er hat eine Ausbildung zum Pharmazeutisch Technischen Assistenten begonnen. Als er im Juli nach Kabul flog, um seiner kranken Mutter beizustehen, ahnte er nicht, dass die Hauptstadt bald in die Hände der Taliban fallen sollte.

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„Ich bin froh und glücklich, wieder in Dorsten zu sein“ - das sagte der 23-Jährige in einem Telefonat mit unserem Medium, nachdem er am Freitag in Frankfurt gelandet war. Hinter dem jungen Dorstener lagen aufregende, zermürbende, angsterfüllende Tage und Stunden. Zwei Tage musste der junge Mann auf dem Flughafen in Kabul ausharren. Dann erst startete ein Flieger der Deutschen Richtung Taschkent.

Junger Dorstener genießt subsidiären Schutz

Mit an Bord: der 23-Jährige und seine Mutter. Dass er mit Angehörigen nach Hause fliegen durfte, hätte er nicht gedacht: „Auch meinem Bruder und seiner Familie mit Frau und drei Kindern ist die Ausreise erlaubt worden. Er hatte noch ein Visum, weil er als Dolmetscher fungierte hatte.“ Der junge Dorstener selbst genießt seit seiner Einreise 2015 subsidiären Schutz in Deutschland. Das heißt: Er hat zwar weder Flüchtlingsschutz noch Asylschutz zuerkannt bekommen, aber er darf sich hier aufhalten, weil ihm in seinem Herkunftsland ernsthafter Schaden droht.

Schlange stehen vor der abflugbereiten Maschine nach Deutschland.

Schlange stehen vor der abflugbereiten Maschine nach Deutschland. © privat

Wie ernst die Situation in Kabul seit dem Einmarsch der Taliban ist, erklärte der 23-Jährige so: „Keiner traut sich mehr auf die Straßen. Meine Schwester und ihre Familien harren in ihren Wohnungen aus.“ Die Taliban hätten versprochen, dass sie der Bevölkerung nichts antun würden. Ob das der Wahrheit entspricht? „Das kann ich nicht sagen.“

Taliban gaben Schüsse in die Luft ab

Am Flughafen hätten Taliban die Besucher mit Schüssen in die Luft in Panik versetzt. Ihm sei es gelungen, durchzukommen, weil er seine deutschen Papiere dabei hatte und die Amerikaner ihn am militärischen Teil des Flughaftens zu den deutschen Soldaten durchließen. „Sie fragten mich, ob ich weitere Angehörige habe. Ich erzählte ihnen von meiner Mutter.“ Sie konnte mit ihm ausreisen, weil er in Begleitung deutscher Soldaten die Mutter am Flughafengebäude in Empfang nehmen und in den sicheren Bereich bringen konnte. „Zwei Tage haben wir im geschützten Bereich des Flughafens ausgeharrt.“

Dichtes Gedränge herrscht am Flughafengebäude in Kabul.

Dichtes Gedränge herrscht am Flughafengebäude in Kabul. © privat

Für den jungen Dorstener war der Freitag ein doppelter Feiertag: Am 20. August ist er 23 Jahre alt geworden. Und er konnte mit seinen Angehörigen nach Deutschland fliegen. Seine Mutter wohnt vorübergehend bei ihm in Dorsten: „Ich nehme an, dass sie erst noch in eine Zentrale Einrichtung muss. Mein Bruder und seine Familie sind bereits in Hamburg untergebracht.“