Die Nachricht hat die gläubigen Katholiken auf der ganzen Welt am Ostermontag erschüttert: Papst Franziskus ist am Ostermontag im Alter von 88 Jahren gestorben.
Dorstens Dechant Dr. Stephan Rüdiger erinnert sich noch gut an die Papstwahl am 13. März 2013. „Ich saß in Österreich vor dem Fernseher und wurde Zeuge, wie der neu gewählte Papst in schlichter weißer Soutane auf dem Balkon des Petersdoms trat und die Menschenmenge mit einem einfachen ,Buona Sera‘ begrüßte. Da habe ich gespürt, dass alles anders werden würde.“
Stephan Rüdiger hat Papst Franziskus erlebt als einen Menschen, der „dem Petrusamt ein ganz neues Gesicht gegeben“ hat. Bescheiden sei er gewesen, habe keinen Wert auf Pomp und Glanz gelegt. „Er war sehr pastoral. Der Mensch stand bei ihm immer im Mittelpunkt.“
Bemerkenswert sei seine erste Reise nach Lampedusa gewesen. „Den Flüchtlingen, Entrechteten, an den Rand Gedrängten hat Franziskus eine Stimme gegeben“, sagt Stephan Rüdiger. „Die Armen hatten bei ihm absolute Priorität.“ Mit Franziskus sei auch der globale Süden in den Fokus der katholischen Kirche gerückt. Auch Asien und die Ränder der Welt seien durch seine Weitsichtigkeit gestärkt worden, „sodass kirchenpolitisch Europa nur noch eine untergeordnete Rolle spielt“.
Mit dem Protokoll auf Kriegsfuß
Franziskus sei unkonventionell gewesen und „stand offenbar immer wieder mit dem strengen Protokoll des Vatikans auf Kriegsfuß, wenn er beschloss, spontan eigene Wege zu gehen, um zu den Menschen zu gelangen“. Einmal habe der Papst in einem Interview gesagt, am meisten störe es ihn im Vatikan, dass er nicht einfach Pizza essen gehen könne, wenn ihm danach sei. „Das fand ich extrem sympathisch und menschlich“, so Rüdiger.
Die Rolle der Frau in der Kirche sei für Franziskus ebenfalls wichtig gewesen. Er habe diverse Spitzenposten der Kurie mit Frauen besetzt. „Und doch habe ich den Eindruck, dass Franziskus zwar viele verschiedene Reformprojekte angestoßen hat, aber nicht alles umsetzen konnte. Offenbar war der Gegenwind in der Kurie zu stark.“
Papst Franziskus war nach Meinung des Dechanten ein Brückenbauer und habe durch eine Reihe von Maßnahmen die Verwaltung der Kirche reformiert, den Schutz der Opfer von sexualisierter Gewalt und Missbrauch gestärkt und die Verurteilung der Täter mit einer „Null-Toleranz-Politik“ vorangetrieben.
In der St. Agatha Kirche wurde am Ostermontag ein Requiem gefeiert. Geplant war eigentlich ein östlicher Kindergottesdienst mit dem Kinderchor von St. Agatha. „Wir haben beides miteinander kombiniert“, sagte Stephan Rüdiger am Nachmittag, „und ich bin mir sicher, es hätte dem Papst gefallen.“
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