Die Zahl der Katholiken in Dorsten ist im Jahr 2024 erneut deutlich zurückgegangen. Aber: Es sind weniger Menschen aus der Katholischen Kirche ausgetreten als in den beiden Jahren zuvor. Von Freude ist bei Dechant Dr. Stephan Rüdiger aber wenig zu spüren.
„Ich komme mir vor wie ein Politiker, der nach einer verlorenen Wahl vor laufenden Kameras die Ergebnisse seiner Partei schönreden muss. Das will ich nicht“, sagt Rüdiger ehrlich. „Selbst wenn im Vergleich zu den Vorjahren weniger Christinnen und Christen aus der Katholischen Kirche ausgetreten sind, worüber ich mich sehr freue, bleibt doch die Tatsache, dass Menschen Nein zur Kirche sagen und ihr den Rücken zukehren.“
Weniger Austritte als in den Vorjahren
Exakt 292 Katholiken haben in Dorsten nach Angaben des Bistums Münster im vergangenen Jahre ihren Austritt erklärt. 401 waren es im Jahr 2023, sogar 697 im Jahr 2022.
„Hinter den Kirchenaustritten stehen unterschiedliche Beweggründe“, meint Stephan Rüdiger, „daran ist die Kirche nicht ganz unschuldig: Missbrauch, wachsende Entfremdung zum Glauben und der Frage nach Gott, auch Kirchensteuer.“ Kirche sei dann für viele Menschen nur noch „eine Option unter vielen: Wie ich aus einem Verein austreten kann, so kann ich auch aus der Kirche austreten.“

31.338 Mitglieder zählten die fünf Pfarreien in Dorsten Ende 2024. Das sind fast 600 weniger als zwölf Monate zuvor. Eingerechnet sind in dieser Statistik (ohne Kirchhellen, das auch zum Dekanat Dorsten gehört) aber auch Sterbefälle, Eintritte und Wiederaufnahmen. Es gab 20 Erstkommunionen (230) weniger in St. Matthäus, St. Agatha, St. Antonius/St. Bonifatius, St. Laurentius und St. Paulus und nur drei Firmungen (158) mehr als 2023.
Stephan Rüdiger tun all diese Zahlen „leid“, wie er sagt. „Die Kirche kann gerade in unsicheren Zeiten, in denen weltweit Kriege, Terror und Gewalt, politischer Extremismus und wachsende Alltagssorgen dominieren, eine froh machende, göttliche Botschaft verkünden, die den Menschen wirklich hilft und Hoffnung geben kann.“
Gottesdienste in St. Agatha besser besucht
Hoffnung macht dem Dechanten indes, dass „seit geraumer Zeit die Gottesdienste in St. Agatha immer besser besucht werden, entgegen der rückläufigen Zahl von 2024. Das sind Menschen, die sich sonntags aufmachen, um in Gemeinschaft Gottesdienst zu feiern.“
Es gebe zahlreiche Ehrenamtliche, die sich in der Gemeinde „in vielfältigen Projekten engagieren und lebendig ihren Glauben leben und die für die Menschen hier vor Ort, für Jung und Alt, verschiedene Angebote machen, zu sich selbst zu finden und Gott und die Mitmenschen nicht aus dem Blick zu verlieren“.
Münster erstmals größtes Bistum
Das Bistum Münster ist erstmals, seit es die derzeit gültigen Bistumsgrenzen gibt, das mitgliederstärkste deutsche Bistum. Das geht aus der kirchlichen Statistik für das Jahr 2024 hervor. Bislang lebten die meisten Katholikinnen und Katholiken im Erzbistum Köln.
Ende vergangenen Jahres zählte das Bistum Münster nach eigenen Angaben 1.630.544 Katholikinnen und Katholiken und damit gut 3.000 mehr als das Erzbistum Köln (1.627.401). Der Grund für diese Entwicklung liege darin, dass im Bistum Münster weniger Menschen aus der Katholischen Kirche austraten (22.613) als im Erzbistum Köln (28.979). Zudem lag die Zahl der Taufen im Bistum Münster mit 10.633 über der im Erzbistum Köln mit 8.829.