
© Anke Klapsing-Reich
Tierschützer im Kreis vernetzen sich - Ziel: Katzen-Kastrationspflicht
Tierschutz
Tierschützer planen Vorstoß: Sie wollen, dass Katzenhalter ihre Tiere kastrieren lassen müssen. Stadt und Kreis sehen keinen Handlungsbedarf. Und auch manch ein Katzenbesitzer nicht.
Herrenlose Katzen sind Conny Sanders Herzensangelegenheit. Seit über einem Jahr kümmert sie sich mit ihrem Streunerkatzen-Projekt um die Fellnasen auf Dorstens Straßen. Sie gibt den Tieren Futter, fängt sie zur Kastration ein, bezahlt die OP aus eigener Tasche oder von Spenden und setzt sie dann wieder aus. Zu wild seien die Tiere, um sie in menschliche Obhut zu geben.
Angesichts der Not der Tiere hat die Tierschützerin ein klares Ziel: „Ich möchte gemeinsam mit dem Tierheim die Kastrationspflicht nach Dorsten holen.“ Dann müssten Katzenhalter ihre Tiere registrieren und kastrieren lassen; im Kreis Wesel gilt diese Verordnung schon. Im Kreis Recklinghausen machen erst fünf der zehn Gemeinden von solch einer Regelung Gebrauch, beispielsweise Marl und Recklinghausen.

Mit Futter lockt Conny Sander die Streuner an. Sie fängt die Tiere, um sie kastrieren zu lassen. © privat
Weder Stadt noch Kreis sehen sich in der Pflicht
2017 scheiterte ein entsprechender Bürgerantrag zur Einführung einer Katzenschutzverordnung, den die Linke gestellt hatte, im Dorstener Stadtrat. Die SPD unterstützte den Vorschlag damals. Bürgermeister Tobias Stockhoff sah die Zuständigkeit beim Kreis, weshalb die Stadt den Kreis aufforderte, tätig zu werden.
Der hatte schon 2016 gegen eine Kastrationspflicht in Dorsten entschieden.
Der Grund? Kein Handlungsbedarf. 120 bis 150 Fundkatzen seien nicht ausreichend, um solch eine Pflicht einzuführen. Erlassen könnte der Kreis sie, wenn es eine Überpopulation gebe und die Tiere darüber hinaus „Schmerzen, Leiden oder Schäden“ aufwiesen. Kreissprecher Jochem Manz bestätigt auf Anfrage, dass der Kreis auch weiterhin keinen Handlungsbedarf sehe. „Die Argumente, die auf dem Tisch liegen, reichen nicht aus, um auf Grundlage des Tierschutzgesetzes eine Kastrationspflicht einzuführen.“
Tierschützer vernetzen sich
Die Tierschützer in Dorsten wollen es nun erneut versuchen; nach der Wahl. Bis dahin vernetzen sich die Tierschutzvereine kreisweit miteinander und beratschlagen, in welcher Form sie ihre Forderungen in die Politik tragen wollen.
Auch mit den Vereinen in Wesel stehen sie in Kontakt. „Die Kastrations- und Kennzeichnungspflicht soll ja kein zahnloser Tiger werden“, erklärt die Vorsitzende des Tierschutzverein Dorsten, Marina Hinz. Noch sei aber nichts konkret.
Wenn sich Katzen unkontrolliert vermehren ...
Im Bürgerantrag der Linken von 2017 zeigt ein Comic, wie sich eine Katzenpopulation innerhalb von vier Jahren entwickeln kann. Aus einem Katzenpaar können im Laufe dieses Zeitraums über 20.000 Katzen werden.
2019 hat das Tierheim 189 Fundkatzen bei sich aufgenommen. Das Land NRW unterstützt das Tierheim bei den Kosten für die Kastration; bei Katern mit 25 und Katzen mit 40 Euro. Angesichts der OP-Kosten von 77 Euro für männliche und 138 Euro für weibliche Tiere, ist das in Summe ein Tropfen auf den heißen Stein. Die Kastration von 113 der 189 Samtpfoten bezahlte der Verein ohnehin komplett aus eigener Tasche.
Von Juni bis Dezember des vergangenen Jahres ließ der Verein 82 Fundtiere kastrieren. Im Gegensatz zu herrenlosen bzw. Streuner-Katzen können Fundtiere in die Vermittlung. Die Unterscheidung sei kein Problem: „Wenn Streuner im Tierheim ein bisschen aufgetaut sind aus ihrer Schockstarre, nehmen die ihre Box auseinander“, beschreibt Hinz das Verhalten der verwilderten Hauskatzen.
Vorurteile halten sich bei Katzenbesitzern hartnäckig
Katzenhalter, die ihre Tiere nicht kastrieren, versteht die Tierschützerin nicht: „Die sagen dann, das ist doch bloß ein Wohnungskater, und dann haut er doch ab.“ Ausreden wie, „dann jagen die Katzen aber keine Mäuse mehr“, kann Conny Sander nicht mehr hören. Nicht zuletzt wegen solcher Ansichten setzen sich die zwei Frauen für eine Verordnung ein.
Geboren und aufgewachsen im Bergischen Land, fürs Studium ins Rheinland gezogen und schließlich das Ruhrgebiet lieben gelernt. Meine ersten journalistischen Schritte ging ich beim Remscheider General-Anzeiger als junge Studentin. Meine Wahlheimat Ruhrgebiet habe ich als freie Mitarbeiterin der WAZ schätzen gelernt. Das Ruhrgebiet erkunde ich am liebsten mit dem Rennrad oder als Reporterin.
