Der 30. April 2023 wird in die Geschichte der Ev. Kirchengemeinde Hervest-Wulfen eingehen. Vor fast 70 Jahren fand in der Gnadenkirche erstmals ein Gottesdienst statt. Erbaut wurde sie überwiegend eigenhändig von evangelischen Flüchtlingen aus den deutschen Ostgebieten - ganz im Stil einer typischen ostpreußischen Dorfkirche.
Dieses familiäre „heimatliche Flair“ ist bis heute der Grund, warum die kleine Kapelle so beliebt ist für Hochzeiten, Taufen und Feste. Aber die große fusionierte Gemeinde mit den drei Predigtstätten in Hervest, Wulfen und Barkenberg ist in finanzielle Nöte geraten.
In der Existenz gefährdet
Diese Entwicklung war schon länger abzusehen und der kleinste Pfarrbezirk Alt-Wulfen sah sich in seiner Existenz gefährdet. Deshalb wurde schon im Juni 2012 der Förderverein Gnadenkirche Wulfen gegründet, mit dem Ziel, die Kirche möglichst lange zu erhalten - und zwar mehrgleisig - nämlich als Gottesdienstraum, als Kulturort und als sozialen Treffpunkt für Wulfen.
Die kürzliche Verleihung des Denkmalschutzes für die Hervester Kreuzkirche und das Barkenberger Gemeindezentrum mit seinen zahlreichen Auflagen belastet die Kasse der Gemeinde zusätzlich. Deshalb sind das Presbyterium und der Förderverein Gnadenkirche in Verhandlungen getreten. Einerseits sollte das Gebäude aus dem Verantwortungsbereich und der Verpflichtung zur Versorgung durch die Gemeinde herausgelöst werden, um die Kosten zu senken. Andererseits sollte die Kirche aber trotzdem stehen und für die Gemeinde erhalten bleiben.
Gemeinde zahlt Miete
Hier sprang der Förderverein ein, der künftig selbständiger Träger der Gnadenkirche sein wird. Die Gemeinde zahlt dann für die punktuelle Nutzung eine Miete, hat aber sonst keine Verpflichtungen mehr. Die Modalitäten werden zeitnah in einem Erbbaurechtsvertrag geregelt.
Als Voraussetzung für die Übergabe einer Kirche aus Gemeindebesitz an einen Trägerverein verlangt die Landeskirche jedoch eine sogenannte „Entwidmung“, die Superintendent Steffen Riesenberg in diesem Gottesdienst vornahm. Die Gemeinde muss nun die Predigtstätte in Wulfen nicht mehr regulär bedienen. Aber die Ev. Kirche erlaubt es, Gottesdienste an ganz verschiedenen Orten zu feiern, in einer Scheune genauso wie in einer entwidmeten Kirche.
Hochzeiten und Taufen
Der Förderverein und die Wulfener Gemeindeglieder möchten, dass auch künftig Gottesdienste, Konfirmationen, Hochzeiten, Taufen, Trauerfeiern in der Gnadenkirche stattfinden. Die Termine dafür werden einzeln abgesprochen.
Als Neuheit kommt hinzu, dass der Förderverein bei Interesse den Familien und Paaren anbietet, im Anschluss an eine Amtshandlung direkt in der Kirche oder im Garten zu feiern, so dass man nicht mehr woanders hinfahren muss. Symbolisch übergab Pfarrer Michael Laage am Ende des Gottesdienstes einen großen Schlüssel an die Vorsitzende des Fördervereins Christine Markowsky.
Two men with a plan: Hochzeiten sind die Leidenschaft von Kai und Rico Hilgert aus Dorsten