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Start für Mobilitätskonzept in Dorsten: Radfahrer mit erster Offensive
Mobilitätskonzept
Wie kann der Verkehr in Dorsten besser, sicherer und umweltfreundlicher werden? Antworten darauf soll ein neues Mobilitäts-Konzept geben. Jetzt fiel der öffentliche Startschuss.
Lag es daran, dass überproportional viele Fahrrad-Freunde an dieser öffentlichen Bürger-Videokonferenz teilgenommen hatten? Oder hat die Stadt bei der Rad-Infrastruktur tatsächlich einen so hohen Nachbesserungsbedarf? Denn bei der Frage, welches Thema innerhalb des künftigen Mobilitätsentwicklungsplans für Dorsten besonders betrachtet werden sollte, lag am Donnerstag der Radverkehr bei der Abstimmung ganz weit vorne.
Zugegeben: Die Teilnehmerzahl bei dieser ersten gemeinsamen Bürgerbeteiligung zu dem Projekt war so gering, dass die kleine Meinungsumfrage, die am Ende der Veranstaltung stand, nicht als repräsentativ gelten kann.
Aber dennoch wurde deutlich, dass beim Thema Radverkehr in Dorsten der Schuh drückt: Neben einem nicht zufriedenstellenden ÖPNV-Angebot und den vielen Rotphasen durch die Ampelschaltungen wurde vor allem kritisiert, dass Dorsten zu wenig und zu schlechte Radwege habe: 4,3 von 10 möglichen Punkten war die Durchschnittsnote.
In den nächsten Monaten werden noch viel mehr Dorstener in mehreren Workshops die Möglichkeiten haben, ihre Kritik, ihre Anregungen und Wünsche zum Thema „Verkehr in Dorsten“ zu äußern.
Denn nach den zwei Postwurf-Umfragen, an denen sich vor ein paar Monaten rund 10.000 ausgewählte Haushalte beteiligen konnten, diente die Digitalkonferenz am Donnerstag in erster Linie dazu, den Entwicklungsprozess zu erläutern, an dessen Ende im kommenden Jahr der Mobilitätsentwicklungsplan stehen wird. Und am Ende von der Politik verabschiedet wird.

Der ADFC fordert mehr Angebote für Radfahrer. Hier bei einer Aktion zum Parking Day in Dorsten. © Michael Klein
Er soll keine konkrete Verkehrsplanung für das Stadtgebiet vorschreiben. Dies betonten die Projektleiter Niclas Töns und Jana Busse vom Büro „Energielenker“, das von der Stadt Dorsten beauftragt wurde. Das Mobilitätskonzept soll vielmehr strategische Grundlagen aufzeigen, Handlungsansätze und Empfehlungen geben, wie der Verkehr in Dorsten langfristig verbessert, vor allem aber, wie er sicherer und vor allem umweltfreundlicher werden kann.
Hoher Motorisierungsgrad
Keine leichte Aufgabe in einer Flächenstadt wie Dorsten. In der die einzelnen Stadteile zum Teil kilometerweit auseinanderliegen und nicht immer gut mit Bus und Bahn angebunden sind. In der viele Menschen motorisierte Berufs-Auspendler sind. In der der Motorisierungsgrad mit 625 Autos pro 1000 Einwohner deshalb um zehn Prozent höher liegt als im NRW-Durchschnitt.
Rund um Ostern sollen die Ergebnisse der Haushaltsabfragung aus den einzelnen Stadtteilen auf dem Tisch liegen. Sie sollen mithelfen, die möglichen Zielsetzungen zu „verfeinern“. Denn es geht in dem Plan nicht nur darum, Verkehr zu vermeiden oder zu verlagern. Sondern den Bürgern, die auch in Dorsten immer älter werden, die Verkehrsangebote sicherzustellen, die sie benötigen.
Zahlreiche Workshops
Bevor im nächsten Jahr konkrete Maßnahmen erarbeitet werden können und eine „Verkehrsnachfragemodell“ erarbeitet wird, stehen zahlreiche Workshops zum Thema Verkehr an: für Politik und Verwaltung, für junge Leute, für Unternehmen und für Verbände, dazu gibt es zwischen Mai und September gleich fünf zwei-stündige Stadtteil-Workshops, in denen die Teilnehmer ausführlich ihre jeweiligen und sicher höchst unterschiedlichen Bedürfnisse äußern können.

Durchfahrtsstraßen wie die B 58 in Wulfen sind stark durch Verkehr belastet. © Michael Klein
Denn die Befragung am Donnerstag in der Video-Konferenz konnte und sollte nur ein erstes Stimmungsbild vermitteln. Positiv genannt wurde dabei zum Beispiel die gute Autobahnanbindung Dorstens, das gute Bahnangebot.
Aber bei den Ideen für die zukünftige Mobilität in der Stadt lagen wieder die Fahrrad-Befürworter vorne: Denn neben einer besseren Taktverdichtung von Bus und Bahn, mehr Kreisverkehre statt Ampelkreuzungen oder Carsharing-Angebote gab es fast ausschließlich Vorschläge für eine bessere Radinfrastruktur: Fußgängerzone für Fahrräder frei geben, Fahrradstraßen in allen Ortsteilen, ein Fahrrad-Parkhaus in der City, Fahrrad-Mitnahme in Bussen, Radwege, die von den Straßen getrennt sind sowie Miet- und Lastenrad-Verleihstationen.
Geboren 1961 in Dorsten. Hier auch aufgewachsen und zur Schule gegangen. Nach erfolgreich abgebrochenem Studium in Münster und Marburg und lang-jährigem Aufenthalt in der Wahlheimat Bochum nach Dorsten zurückgekehrt. Jazz-Fan mit großem Interesse an kulturellen Themen und an der Stadtentwicklung Dorstens.
