
© Grafik: Martin Klose
Stadtentwicklung: In Dorsten sind jetzt die Dörfer an der Reihe
Stadtentwicklung
Nach Barkenberg, Hervest und der „Mitte“ geht es in den nächsten Jahren in Dorsten um die Dorfentwicklung von Lembeck und Rhade. Nach der Auftaktveranstaltung ist eine Expertin beeindruckt.
Unter fachlicher Begleitung des Büro Frauns aus Münster sollen in den nächsten Monaten Dorfentwicklungskonzepte für Lembeck und Rhade erarbeitet werden. Es wartet eine Menge Arbeit auf die Vertreter der Porte Lembeck und des Bürgerforums Rhade.
Auch wenn auf dem Weg zu konkreten Zukunftsprogrammen die ein oder andere strategische Frage zu beantworten sei, solle die Arbeit vor allem eines: Spaß machen und zu einem selbstbewussten Anpacken für das Dorf animieren, meint Elke Frauns.

Corona-konform fand das erste Akteursgespräch in der Lagerhalle der Firma Elvermann in Lembeck statt. Etwa 25 engagierte Akteure der Porte Lembeck, des Bürgerforums Rhade sowie der Stadt Dorsten kamen dort zusammen. © Guido Hegemann
Frau Frauns, was genau ist Ihre Aufgabe in dem gerade angelaufenen Dorfentwicklungsprozess für Lembeck und Rhade?
Mein Büro für Stadt- und Regionalentwicklung entwickelt vor allem praktische und strategische Zukunftskonzepte. Das mache ich eigentlich schon seit 1993. Mittlerweile haben alle, vom kleinsten Dorf bis zur Bundeshauptstadt, verstanden, dass ohne die Bürger solche Zukunftsentwicklungen nicht machbar sind.
In Rhade gibt es bereits einen Rahmenplan, in Lembeck immerhin eine Fundgrube. Macht das Ihre Arbeit leichter?
Natürlich ist das von Vorteil. Dass es in Lembeck und Rhade mit der Porte und dem Bürgerforum zwei organisierte Bürgergruppen gibt, ist ein riesengroßer Wert. Das hat man selten. Sie sind aber unterschiedlich weit. Die Fundgrube ist vor allem eine Mängelbörse. Rhade hat anders gearbeitet und mit dem Rahmenplan von 2013 eine Grundlage. Die Themen sind noch da, aber die Welt hat sich sieben Jahre weitergedreht. Die Planungen in Rhade müssen wir einem „Zukunfts-Check“ unterziehen, ob das alles noch so richtig ist.
Hat Ihnen Lembeck und Rhade vor Ihrem Auftrag schon was gesagt?
Zumindest hatte ich eine ganz romantische Vorstellung, die ich immer mit Dorsten verbinde. Mein allererstes Kinderzimmer habe ich in den 1970er-Jahren zur Kommunion bekommen, das war von Ikea aus Dorsten. Und vor einigen Jahren haben wir mal einen dreitägigen Büroausflug gemacht, u.a. haben wir da auch in Lembeck übernachtet.
Sie haben den Teilnehmern der Auftaktveranstaltung Hausaufgaben mitgegeben. Warum?
Wir haben ja nur ein halbes Jahr Zeit, um zwei Konzepte zu entwickeln. Das hängt zum Beispiel mit Förderbedingungen zusammen, ist aber auch nicht schlimm, weil die Leute sonst irgendwann die Lust verlieren. Wegen Corona können wir nicht alles öffentlich machen, also sind Ende letzter Woche ein paar Hausaufgaben an die Akteure beider Stadtteilkonferenzen verschickt worden.
Worum geht es dabei?
Wir wollen zum einen wissen, was die jeweils drei Themen sind, die die größte Relevanz für die weitere Entwicklung haben. Und sie sollen ihre Bewertung auch begründen. Außerdem wollen beide Dörfer für sich noch mal auf den Punkt gebracht haben, was ihre Identität ist. Dazu gehört auch, sich auf die Stärken zu besinnen und die Rolle im Stadtgefüge herauszustellen. Und ich möchte von jedem mit eigenen Worten hören, wo wir hinwollen und was wir erreichen wollen.

Elke Frauns begleitet in den nächsten Monaten den Dorfentwicklungsprozess in Lembeck und Rhade. © Till Budde
Sie wollen nicht nur mit den Akteuren der beiden Stadtteilkonferenzen arbeiten, sondern auch die Öffentlichkeit einbinden. Wie soll das gehen?
Vor dem Hintergrund der Corona-Entwicklung wird es im Oktober eine Online-Beteiligung geben für alle Bürgerinnen und Bürger, vor allem natürlich für die aus Lembeck und Rhade. Im November möchten wir mit jeweils etwa 30 Personen vor Ort arbeiten, im Dezember ist eine weitere Online-Beteiligung geplant.
Und am Ende steht?
Nach Gesprächen mit der Bezirksregierung und der Landesregierung über Fördermittel erstellen wir die beiden Dorfentwicklungskonzepte und können im März in beiden Orten hoffentlich große öffentliche Veranstaltungen machen, wo dann alles vorgestellt wird.
Veränderungen gab es immer, doch nie waren sie so gravierend. Und nie so spannend. Die Digitalisierung ist für mich auch eine Chance. Meine journalistischen Grundsätze gelten weiterhin, mein Bauchgefühl bleibt wichtig, aber ich weiß nun, ob es mich nicht trügt. Das sagen mir Datenanalysten. Ich berichte also über das, was Menschen wirklich bewegt.
