Dass Kunden der Bibliothek ihre Medien selbst verbuchen, ist seit Jahren Standard. Dafür brauchen sie allerdings den Leserausweis - eine Plastikkarte. Bürgermeister Tobias Stockhoff gestand bei der Vorstellung der Weltpremiere am Freitag, dass er ab und zu sein Portemonnaie zu Hause vergesse. „Das Smartphone vergisst man eher nicht.“
Genau dieser Gedanke trieb Bernd Wellhöner um, der seit Mai 2022 stellvertretender Leiter der Dorstener Stadtbibliothek ist. Wellhöner hatte zuvor zwölf Jahre bei einer Firma gearbeitet, die Geräte für die Selbstverbuchung herstellt. Er kennt also die technischen Details.
RFID und NFC
In den Geräten kommt RFID zum Einsatz - ein Verfahren, das Objekte über Funk identifizieren kann. Damit werden auch die Medien der Bibliothek erfasst. In den Geräten sowie in modernen Smartphones und Smartwatches steckt auch die NFC-Technik (Near Field Communication), die auf RFID aufbaut. Wellhöner überlegte, warum man sich also nicht einfach mit dem Smartphone oder der Smartwatch bei den Selbstverbuchungsgeräten anmelden kann?
Die vorhandenen Geräte konnten allerdings keine NFC-Signale von Smartphones verarbeiten. Wellhöner, der die Stadtbibliothek im Bereich Digitalisierung voranbringen soll, wandte sich an zwei Firmen: Elatec und idVation. Dominik Samson von Elatec und Jonas Lenz freuten sich am Freitag, dass ihre Lösung nun in den Betrieb geht und vielleicht auch in ganz anderen Bereichen irgendwann genutzt werden könnte: „Vielleicht in Skiliften“, so Samson.
Elektronische Geldbörse
Wie funktioniert das System in der Praxis? Neu- oder Bestandskunden können sich an das Personal wenden. Dieses schickt eine E-Mail an das Smartphone des Kunden, in der eine „Hinzufügen“-Schaltfläche betätigt werden muss, sodass der digitale Ausweis in der Wallet (eine Art virtuelles Portemonnaie) gespeichert wird. Das funktioniert bei Android-Handys (Google Wallet) und iPhones (Apple Wallet), dauert nur ein paar Minuten und ist kostenlos.
Ab dann kann man sich an den Selbstverbuchungsgeräten per Handy oder Smartwatch anmelden. Es werden keine Daten auf dem Handy gespeichert. Also nicht darüber, wie viele Bücher man ausgeliehen hat. Und es werden auch keine Ausleih-Daten in Richtung Google oder Apple übermittelt. Vorteil für die Stadtbibliothek sei bei den digitalen Ausweisen, dass diese günstiger seien als die Plastikkarten, so Wellhöner, und zudem umweltfreundlicher.
Wer wolle, könne aber natürlich auch weiter seine Plastikkarte nutzen, so Stockhoff. Die Stadtbibliothek habe in den letzten Jahren „einen Quantensprung“ gemacht, so Stockhoff, insbesondere im Digitalen. Aber man wolle dennoch vorsichtig sein, „dass man das Tempo nicht zu sehr erhöht“.
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