Viele Hochämter im Kirchenjahr werden in St. Agatha in Dorsten festlich mit Weihrauch begangen, täglich zünden zahlreiche Besucherinnen und Besucher Kerzen zu ihren Gebeten an, in den Wintermonaten erleuchtet ein Meer von Teelichtern bei Roratemessen und „Wort und Musik“ den großen Kirchraum, und die Tür der „offenen Kirche“ geht jeden Tag unzählige Male auf und zu – ganz normale Abläufe in einem Gotteshaus.
Aber das bringt auch eine Menge Staub, Rußpartikel und Wachstropfen in die Luft, ein Gemisch, das sich wie ein Film auf alles legt, was in der Kirche steht. Der Innenraum wurde im Jahr 2022 saniert, die grauen Wände sind verschwunden. Dann war die große Breil-Orgel an der Reihe.

Seit November 2023 arbeitete Orgelbauer Stefan Trostheide aus Oelde in Abschnitten an der aufwendigen Generalüberholung des 43 Jahre alten Instruments. Das ist etwa alle 25 Jahre notwendig und hat in St. Agatha Anfang der 2000er-Jahre zum ersten Mal stattgefunden.
Dorstens größte Orgel hat fast 4.000 Pfeifen, die gereinigt, neu intoniert und gestimmt werden mussten. Mechanische und elektronische Teile wurden geprüft und teilweise erneuert.
Zu Beginn der Arbeiten konnte Kantor Dr. Hans-Jakob Gerlings die Orgel auch während einiger Arbeitsabschnitte noch nutzen, nach dem Ausbau des Spiel-tisches allerdings schwieg das Instrument, und der Gesang der Gemeinde wurde seit Mitte Januar mit der kleinen Truhenorgel unten aus dem Kirchraum begleitet.
„Der Spieltisch der Breil-Orgel ist die größte Baustelle“, erklärte der Kirchenmusiker. Dort, wo sich sonst vier Manuale befinden, war zeitweise nur ein leeres hölzernes Rechteck zu sehen. Die Arbeiten hatten sich in der Grippewelle der ersten Monate des Jahres und durch Lieferengpässe für elektronische Bauteile verzögert.
Alte Orgel kommt hinzu
Die 16 Register der „alten“ Orgel von 1946, die sich auf der Empore links über dem Altar ebenfalls in Restaurierung befindet, wurden integriert, sodass diese nach ihrer Fertigstellung auch von der großen Orgelempore aus angespielt werden kann. „Das wird ein wunderschönes Klangerlebnis, zwei Orgeln in einer Kirche, die abwechselnd und auch gleichzeitig gespielt werden können, sind eher selten.“

Bei der Reinigung der Pfeifen im Prospekt (Schauseite der Orgel) haben Gerlings, Matthias Feller aus dem Vorstand der Kirchenmusik-Stiftung an St. Agatha, und Felix Drees ehrenamtlich kräftig mitgeholfen. Mit einer Zinnpolitur haben sie sämtliche sichtbaren Pfeifen von etwa einem bis fünfeinhalb Meter Länge in mühevoller Handarbeit poliert.
„Es waren mehrere Durchgänge notwendig, so stark war die Patina, doch jetzt glänzt und strahlt diese Schauseite der Orgel wieder. „Das war eine langwierige, aber schöne und meditative Arbeit.“
Schwindelfrei mussten die Freiwilligen aber sein, denn von dem allein sechs Meter hohen imposanten Gerüst aus fällt der Blick unweigerlich über 20 Meter tief hinunter in den Kirchraum.
Ostern mit Orgelklängen
Die monatelange Arbeit der Orgelbaufirma ist pünktlich beendet. Zu den Kar- und Ostertagen wird die Breil-Orgel wieder erklingen und erscheint in neuem Glanz. Sie wird den Gemeindegesang unterstützen und die Chöre begleiten. In den Gottesdiensten können wieder Orgelwerke erklingen, und die beliebte Reihe der Marktmusiken kann nach Ostern fortgesetzt werden.
Als Nächstes erklingt in dieser Reihe am 17. Mai (Samstag) um 11.30 Uhr das ursprünglich für den 29. März geplante Konzert zu Bachs 340. Geburtstag.
Spenden für die Kirchenmusik
Die Restaurierung der „kleinen“ Breil-Orgel auf der vorderen Empore wird im November abgeschlossen sein. Die Orgelweihe ist schon geplant, Termin ist der 16. November 2025 (Sonntag) um 11 Uhr mit Weihbischof Rolf Lohmann.
Die Kirchenmusik-Stiftung St. Agatha kann weiterhin bei diesem Projekt unterstützt werden. Jede(r) kann auch künftig Orgelpfeifen in Patenschaft nehmen, zu 25, 50 oder 100 Euro. Kontonummer: Kirchenmusik-Stiftung St. Agatha, Sparkasse Vest, IBAN DE45 4265 0150 1001 2703 94.