Dieses Erlebnis wird Kim Janz sicher nicht so schnell vergessen. „Ich hatte echt Panik“, beschreibt die 33-jährige Dorstenerin ihre Reaktion auf den Brand im Marien-Hospital am Donnerstag. Als die Rettungskräfte auf ihre Station Nr. 8 kamen und zur Evakuierung aufriefen, blieb Kim Janz keine andere Wahl. „Wir mussten alle sofort raus“, sagt sie am Tag danach. Zeit zum Packen blieb ihr nicht. „Ich habe ganz schnell nur das Nötigste gegriffen.“ Dazu zählte beispielsweise ihr Handy.
Entwarnung für die Eltern
Damit konnte sie dann ihre Eltern in Dorsten anrufen, um Entwarnung zu geben, dass es ihr gut geht. „Meine Eltern waren natürlich sofort aufgeregt“, so Kim Janz. Während viele bettlägerige Patienten teilweise über mehrere Etagen aus dem Gebäude getragen werden mussten, konnte Kim Janz auf eigenen Füßen den Weg nach unten antreten. Ob das im Nachhinein so richtig war, stehe auf einem anderen Blatt. Denn: „Ich wurde erst vier Stunden vor dem Alarm am Rücken operiert“, berichtet die junge Frau. Ein Nerv sei verödet worden. Rennen sollte sie in diesem Zustand eigentlich nicht, aber außergewöhnliche Situationen erfordern nun mal außergewöhnliche Maßnahmen. Im Nachhinein ist sie aber froh, dass alles relativ glimpflich abgelaufen ist.

Ebenfalls mit dem Schrecken davongekommen ist Michaela Butenschön. Die 48-hährige Hertenerin war auf Station 10 untergebracht, als das Feuer ausbrach. Bei Michaela Butenschön sorgten Erinnerungen an ihre Zeit im Ausland für zusätzliche Aufregung. „Ich habe zehn Jahre lang in Libyen gelebt“, erzählt sie. Als die politischen Unruhen dort bürgerkriegsähnliche Zustände erreichten, flüchtete sie zurück nach Deutschland. Vom Fenster des Krankenhauszimmers aus zu erleben, wie dunkle Rauchwolken aufstiegen, wäre alles andere als schön gewesen, sagt Michaela Butenschön. Weil sie zum Zeitpunkt des Alarms nur mit einem OP-Hemd bekleidet war, warf sich Michaela Butenschön noch schnell eine Decke über.
Vorbildliche Zusammenarbeit
Ausdrücklich loben möchten die beiden Frauen die gute Arbeit der Rettungskräfte. Ob Feuerwehrleute, Sanitäter oder Krankenhauspersonal, sie alle hätten vorbildlich organisiert zusammengearbeitet. „Das war wirklich großartig, wie wir behandelt wurden“, sagt Kim Janz. Besonders bedanken möchte sie sich bei der für sie verantwortlichen Stationsschwester. „Sie heißt Erika, glaube ich. Obwohl sie schon gehustet hat, ist sie trotzdem erst gegangen, nachdem sie alle Leute rausgewunken hatte.“ Dafür möchte sich Kim Janz noch mit einem Geschenk bedanken.

Glück im Unglück hatten die Patientinnen auch mit dem Wetter. „Gut, dass es nicht so kalt war“, meint Michaela Butenschön. Kim Janz hielt sich unter anderem in einem von der Vestischem bereitgestellten Bus auf. Darin verfolgte sie auf ihrem Handy den Live-Ticker der Marler-Zeitung. „Ich habe die Aktualisierungen genau verfolgt“, sagt die Dorstenerin. Später ging es in die Kapelle des Krankenhauses. Um kurz vor Mitternacht ging es zurück auf die Station. Danach begann für die Frauen eine kurze Nacht mit wenig Schlaf. Nach dieser Aufregung kein Wunder.

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