Susanne Schulte vor dem Schild Montessori Campus Dorsten

© privat

Lehrerin aus Dorsten ist Deutschlands vorbildlichste Schulleiterin

rnDeutscher Lehrerpreis

Eine Lehrerin aus Dorsten hat für vorbildliche Schulleitung den „Deutschen Lehrkräftepreis - Unterricht innovativ“ gewonnen. Sie wusste überhaupt nicht, dass ihr Kollegium sie vorgeschlagen hatte.

Dorsten

, 21.03.2022, 05:30 Uhr / Lesedauer: 2 min

Als Susanne Schulte Anfang Februar diese E-Mail erhielt, fiel sie aus allen Wolken. „Unfassbar“, erinnert sie sich. Da wurde ihr zum Gewinn eines Preises gratuliert, an den sie im Traum nicht gedacht hatte. Und sie selbst hätte sich natürlich auch nie als „vorbildlich“ bezeichnet.

Das Kollegium schlug sie heimlich vor

Das haben dann die Kolleginnen und Kollegen der Montessori-Reformschule in Wulfen übernommen und die Leiterin der kleinen privaten Realschule klammheimlich für den „Deutschen Lehrkräftepreis - Unterricht innovativ“ in der Kategorie „Vorbildliche Schulleitung“ vorgeschlagen. Sie sei ein Ausnahmetalent und Pädagogin mit Leib und Seele, schrieben sie u.a. „Sie liebt das, was sie tut.“

Mehr zu zitieren aus dem seitenlangen Bewerbungsschreiben, das die Jury beeindruckt hat, wäre Susanne Schulte (49) vermutlich nicht recht. Das Rampenlicht eines Lehrerpreises passt nämlich nicht zu ihrer Philosophie. „Ich bin ein absoluter Teamplayer und setze auf Teamarbeit in allen Bereichen. Netzwerke mit außerschulischen Partnern finde ich extrem bereichernd.“

Studiert hat die Dorstenerin in den Niederlanden und dort auch eine Zeit lang gearbeitet. Die Mutter dreier Kinder war dann für verschiedene Verlage tätig, schrieb Kinderbücher und kehrte schließlich ins Schulleben zurück. Zunächst an der Montessori-Grundschule, vor fünf Jahren wechselte sie zur benachbarten Reformschule und wurde Schulleiterin. Und noch ein bisschen mehr.

„Unsere Gesellschaft braucht kreatives Denken“

Wer sie im Schulalltag erlebt, merkt sehr schnell, dass Susanne Schulte („Es ist ein großes Glück, dass ich hier arbeiten und junge Menschen begleiten kann“) auf Austausch, auf Kommunikation großen Wert legt. „Ich glaube, dass eine Gesellschaft kreatives Denken braucht. Die Fähigkeit zu kooperieren, zu kommunizieren.“ Schubladen mag sie hingegen nicht. „Die sind super für Socken, aber beim kreativen Denken sind sie im Weg.“

Susanne Schulte an einem Tisch mit Kunstwerken und einer Schülerin

Susanne Schulte unterrichtet Kunst und Mathematik in allen Jahrgangsstufen der Montessori-Reformschule. © privat

Bis zur Klasse 9 gibt es beispielsweise an der Montessorischule individuelle Berichtszeugnisse mit Empfehlungen, aber keine Noten. „Die sind mir zu Defizit-orientiert“, meint Susanne Schulte. Klassenarbeiten seien Momentaufnahmen, entscheidend sei jedoch die individuelle Entwicklung jedes Kindes. „Unsere Schüler wissen später sehr genau, woher ihre Zensuren kommen.“

„Schulnoten sind mir zu Defizit-orientiert.“
Susanne Schulte

Susanne Schulte ist es wichtig, in allen Bereichen, die mit Schule zu tun haben, mitreden zu können. Sie unterrichtet Mathematik und Kunst in allen Jahrgangsstufen, ist Mentorin (Klassenlehrerin), führt Elterngespräche, besucht Fortbildungen, „die mich weiterbringen“, auf allen Ebenen. „Und ich versuche es so zu organisieren, dass das Ganze, wenn möglich, irgendwie im Gleichgewicht bleibt. Das Aufgabenfeld in der Schule ist wahnsinnig vielseitig.“

Reformschule soll eine Gesamtschule werden

Stillstand , so scheint es, gibt es im Berufsleben von Susanne Schulte nur selten. „Um eine Schule im Hier und Jetzt und eben auch eine Schule von morgen zu gestalten, muss man in Bewegung bleiben.“ Aus der Montessori-Reformschule soll deshalb ab dem neuen Schuljahr eine kleine Gesamtschule werden. Die Entscheidung wird die Bezirksregierung Münster wohl nach den Osterferien treffen.

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Der Deutsche Lehrkräftepreis für eine „vorbildliche Schulleiterin“ ist da bestimmt kein Nachteil. Bis vor wenigen Tagen hat Susanne Schulte die Auszeichnung nicht an die große Glocke gehangen, nur ganz wenig Menschen waren eingeweiht. Erst kurz vor der Preisverleihung, die in der vergangenen Woche in Berlin stattfand und an diesem Montag offiziell verkündet wird, hat sie gegenüber ihren Kolleginnen und Kollegen mit offenen Karten gespielt. „Sie waren ganz aus dem Häuschen“, sagt sie lachend.

Diese kleine Revanche für die heimliche Bewerbung im letzten Jahr musste einfach sein.

  • Der „Deutsche Lehrkräftepreis – Unterricht innovativ“ hat es sich zum Ziel gesetzt, die öffentliche Wertschätzung sowie das Image des Lehrberufs und der Arbeit der Schulleitungen zu steigern und wirkungsvolle Anstöße zur Verbesserung des Unterrichts an Schulen zu geben.
  • Von 2009 bis 2019 wurde er gemeinsam von der Vodafone Stiftung Deutschland und dem Deutschen Philologenverband durchgeführt. Zur Wettbewerbsrunde 2020 hat die Vodafone Stiftung ihre Trägerschaft auf die Heraeus Bildungsstiftung übertragen.
  • Sie erweiterte die Wettbewerbskategorien um die dritte Säule „Vorbildliche Schulleitung“. Weitere Kategorien sind „Unterricht innovativ“ und „Ausgezeichnete Lehrkräfte“. Vorschläge können sowohl Lehrer als auch Schüler machen.