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Schulbus-Ärger in Dorsten ist auch „ein zutiefst menschliches Problem“
Nahverkehr
Der Ärger über überfüllte Schulbusse in Dorsten ist weiterhin groß. Doch eine Lösung ist derzeit kaum möglich. Der Bürgermeister spricht auch von einem „zutiefst menschlichen Problem“.
Bus fahren in Corona-Zeiten ist für viele Passagiere kein Vergnügen. Doch viele Kinder und Jugendliche sind darauf angewiesen, um pünktlich zur Schule zu kommen und wieder nach Hause. Das sorgt weiterhin für Ärger bei Eltern, aber auch bei Unternehmern, die der aktuelle Lockdown trifft.
Wenn Paul Underberg seinen Sohn morgens zum Schulbus bringt, sieht er, wie „aus den Türen der Wasserdampf kommt, wenn sie sich öffnen“. Der Geschäftsführer des Fitnessclubs Injoy hat kein Verständnis dafür, dass so etwas erlaubt ist, Training hingegen trotz eines „umfassenden Hygienekonzeptes“ derzeit nicht. „Das ist Feigenblatt-Politik“, sagte er kürzlich in Richtung der Bundes- und Landespolitiker.
Es gibt mehr Busse als man denkt
Auch die örtliche Politik verfolgt, was sich morgens und am Nachmittag an den Haltestellen vor den Schulen und in den Bussen abspielt, mit Argusaugen. In der Ratssitzung am vergangenen Mittwoch (18.11.) hakte Manuel Seth (Die FRAKTION) nach, doch eine Lösung scheint schwierig. Bürgermeister Tobias Stockhoff sprach von einem „zutiefst menschlichen Problem“.
Denn tatsächlich stehen zu den Stoßzeiten wohl ausreichend Busse zur Verfügung, aber die meisten Kinder nehmen nach Beobachtung des Bürgermeisters den erstbesten Bus („Das ist verständlich“), anstatt einige Minuten auf einen Einsatzwagen zu warten. „Die sind dann oft halbleer.“ Stockhoff würde sich wünschen, dass Eltern verstärkt auf ihre Kinder einwirken würden, ein paar Minuten zu warten oder morgens einen früheren Bus zu nehmen.
Reisebusse sind nicht geeignet
Die Forderung, noch mehr Busse einzusetzen, kennt auch Jan Große-Geldermann. „Seit Beginn des neuen Schuljahres sind alle einsatzfähigen Busse auf den Straßen, zudem hat die Vestische derzeit 13 zusätzliche Fahrzeuge bei Fremdunternehmen angemietet“, sagt der stellvertretende Pressesprecher der Vestischen Straßenbahnen GmbH. „Wir stehen bereits seit Mai im ununterbrochenen Austausch mit den Schulen sowie den zuständigen Verwaltungen.“
„Einsatzfähig“ bedeutet auch, dass die Fahrer eingewiesen und die Busse technisch mit der Leitstelle verbunden sein müssen, um die Fahrten von dort jederzeit verfolgen zu können. Das sei beispielsweise bei Reisebussen, die derzeit ja kaum auf den Straßen sind, nicht möglich.
Als einen „Schwerpunkt der Arbeit“ bezeichnet die Vestische die Situation an der Gesamtschule Wulfen. „Für keine Schule tun wir mehr“, meint der stellvertretende Pressesprecher. Zum Schulschluss seien dort fünf zusätzliche Busse im Einsatz, diesen Service hat keine andere der 200 Schulen im Einsatzgebiet. Was allerdings auch damit zu tun hat, dass die Gesamtschule längst nicht so gut ans ÖPNV-Netz angebunden ist wie etwa die Innenstadt-Gymnasien Petrinum und St. Ursula.
Gestaffelter Unterricht nur nach Absprache
Die Vestische reagiert nach Möglichkeit kurzfristig auf Hinweise und versucht, weitere Einsatzwagen auf die Straße zu bekommen, sollte es vereinzelt vorkommen, dass Schüler nicht befördert werden können oder Fahrzeuge ausgelastet sind. Darüber hinaus hat das Verkehrsunternehmen aus Herten bereits wiederholt einen gestaffelten Unterrichtsbeginn empfohlen, um für Entlastung zu Stoßzeiten zu sorgen. „Schulen sollten aber nicht eigenständig handeln, sondern mögliche Änderungen unbedingt mit uns absprechen“, empfiehlt Große-Geldermann.
Bis dahin müssen die Schüler oder ihr Eltern entscheiden, welcher Weg in Corona-Zeiten der beste ist zur Schule und wieder nach Hause.
Veränderungen gab es immer, doch nie waren sie so gravierend. Und nie so spannend. Die Digitalisierung ist für mich auch eine Chance. Meine journalistischen Grundsätze gelten weiterhin, mein Bauchgefühl bleibt wichtig, aber ich weiß nun, ob es mich nicht trügt. Das sagen mir Datenanalysten. Ich berichte also über das, was Menschen wirklich bewegt.
