
© Lydia Heuser
Coronavirus: Überfüllter Linienbus in Dorsten macht Fahrgast Angst
Nahverkehr
Schüler, die Masken zum Sprechen abziehen, Gedränge in den Gängen – die Linie 274 in Dorsten ist oft zu voll, findet ein Fahrgast. So äußert sich die Vestische zu den Beobachtungen.
Die Corona-Infektionszahlen steigen und die Sorge, sich anzustecken, nimmt ebenfalls zu. Katharina Statz beschwert sich über die „katastrophale Situation“ in den Bussen. „Hygiene und Abstand sind vergessen“, berichtet sie.
Zu viele Fahrgäste im Bus
Täglich fahre sie mit der Linie 274 vom Lippetor nach Hervest Dorfstraße, um ihren Sohn in die Kita zu bringen. „Der ist immer brechend voll“, erzählt sie. In den Gängen drängelten sich Schüler und andere Fahrgäste. Am Gemeindedreieck stiegen dann oft noch Fahrgäste mit ihren Rollatoren ein. Erst kürzlich habe sie erlebt, dass drei Kinderwagen, zwei Rollatoren und ein Rollstuhlfahrer zeitgleich mit der Linie fuhren.
Seit die Schule wieder geöffnet habe, sorgt sich Katharina Statz noch mehr. Denn: Es werde immer enger und nicht alle hielten sich an die Pflicht, einen Mund-Nase-Schutz zu tragen. „Wenn sich die Schüler unterhalten wollen, nehmen sie die Maske manchmal ab“, hat die Mutter beobachtet.
Nicht immer bekomme der Busfahrer den Verstoß mit. „Wenn sie einen Fahrgast ohne Maske sehen, weisen sie schon daraufhin“, gibt Statz zu. „Oft ist der Bus aber so voll, dass er die Situation gar nicht überblicken kann.“
Überfüllung? Eine Frage der Wahrnehmung
Pressesprecher Jan Große-Geldermann von der Vestischen verweist auf die kürzlich durchgeführten Schwerpunktkontrollen. Von 5133 Personen hielten sich 23 Personen nicht an die Maskenpflicht; eine Quote von 0,45 Prozent. „Die Personen ohne Maske fallen natürlich umso mehr auf“, glaubt Jan Große-Geldermann; die Ausnahmen blieben Fahrgästen wie Katharina Statz umso mehr im Gedächtnis.

Polizei, Ordnungsämter und die Vestische führten Schwerpunktkontrollen in den Bussen durch, um Maskenverweigerer zu erwischen. © dpa
Der Pressesprecher gibt aber offen zu: „Wir sagen nicht, dass es niemanden gibt, der im Bus keine Maske trägt.“ Und er appelliert deshalb an die Solidarität: „Wir tun, was wir können.“ Zugleich sei ein auf den Verkehr konzentrierter Busfahrer aber auf Hinweise der anderen Fahrgäste angewiesen. „Unsere Fahrer sind angehalten, das Hausrecht bei Maskenverstößen durchzusetzen“, erklärt der Pressesprecher. Selbst auf die Gefahr hin, dass es durch die Verständigung der Polizei zu Verspätungen komme.
Diese Maßnahmen leitet die Vestische ein
Die Vestische nimmt die Sorgen der Passagiere ernst und will deshalb auf die Beschwerde reagieren. Katharina Statz berichtete, dass sie sogar zweimal nicht mitgenommen werden konnte, weil der Bus überfüllt gewesen sei.
Ein dem Fahrbetrieb unterstellter Verkehrsmeister wird zeitnah eine Passagierzählung der Linie 274 durchführen. Die Vestische will so überprüfen, ob der Bus tatsächlich zu bestimmten Stoßzeiten überfüllt ist oder die Eindrücke nur auf einer subjektiven Wahrnehmung beruhen.
Bestätigt sich Statz‘ Beobachtung, wird der Verkehrsbetrieb entweder einen größeren Bus einsetzen oder einen zusätzlichen Einsatzwagen (E-Bus) auf die Straße schicken.
Abstand kann in Bussen nicht gewahrt werden
Jan Große-Geldermann weist ausdrücklich darauf hin, dass das Abstandsgebot im ÖPNV nicht gelte. Der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen habe einmal ausgerechnet, dass dann die 5- bis 6-fache Anzahl an Bussen eingesetzt werden müsste. „Übertragen auf die Vestische würde das bedeuten, dass wir statt 233 Bussen mit 1165 Bussen unterwegs sein müssten.“ Um diese Busse zu bewegen, wären 3000 zusätzliche Fahrer nötig. „Das können wir nicht leisten.“
Der Pressesprecher rät Fahrgästen, die ähnliche Beobachtungen wie Katharina Statz machen, den Kundendialog zu nutzen, der über die Internetseite der Vestischen (www.vestische.de/kritik) zu erreichen ist.
Geboren und aufgewachsen im Bergischen Land, fürs Studium ins Rheinland gezogen und schließlich das Ruhrgebiet lieben gelernt. Meine ersten journalistischen Schritte ging ich beim Remscheider General-Anzeiger als junge Studentin. Meine Wahlheimat Ruhrgebiet habe ich als freie Mitarbeiterin der WAZ schätzen gelernt. Das Ruhrgebiet erkunde ich am liebsten mit dem Rennrad oder als Reporterin.
