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Goldgrube Schnelltestzentrum? Betreiber ist ins Risiko gegangen
Coronavirus
Mit einem Schnelltestzentrum lässt sich Geld verdienen. Auch deshalb werden es in Dorsten immer mehr. Ein Betreiber sagt allerdings: „Ich bin finanziell ins Risiko gegangen.“
Im Vereinsheim des SV Lembeck hat am Freitag ein Schnelltestzentrum den Betrieb aufgenommen, ein weiteres eröffnet am Montag im Gemeindezentrum St. Ewald in Rhade. Die Liste wird immer länger, mittlerweile gibt es in Dorsten 15 Standorte, die einen Corona-Test im Schnellverfahren anbieten.
Purer Stress und finanzielles Risiko
Bürgermeister Tobias Stockhoff spricht in einer Mitteilung der Stadt von einem „großen und immens wichtigen Beitrag im Kampf gegen das Coronavirus“. Den sich die Betreiber aber natürlich bezahlen lassen. Goldgrube Schnelltestzentrum? Das sieht Klaus Sickelmann derzeit etwas anders. Er spricht von „purem Stress“ und betont: „Ich bin mit meinem Privatvermögen in Vorleistung gegangen. Hoffentlich geht das gut.“
Sickelmann ist von Beruf Feuerwehrmann und hat sich in Dorsten einen Namen gemacht als Erste-Hilfe-Ausbilder für Führerscheinanwärter und in Betrieben. Doch da geht wegen Corona seit Monaten nicht mehr viel. Als private Betreiber von Schnelltestzentren gesucht wurden, hat der Feuerwehrmann nicht lange gefackelt.

Klaus Sickelmann und Ehefrau Felicitas betreiben in Dorsten zwei Schnellzentren, seit Ostersamstag auch das im Gemeinschaftshaus Wulfen. © Guido Bludau
„Natürlich will man auch Geld verdienen“, sagt er. An der Marler Straße und seit einer Woche auf Bitten der Stadt Dorsten auch am Gemeinschaftshaus Wulfen werden Menschen unter seiner Regie auf das Coronavirus getestet. „Der Andrang ist immens“, sagt Sickelmann. „Wir machen derzeit 400 bis 500 Tests pro Tag.“
Pro Test gibt es 18 Euro
Abgerechnet wird der 24-Stunden-Freifahrtschein mit der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL), doch bislang hat Klaus Sickelmann noch kein Geld gesehen. Ob sich der Aufwand eines Tages rechnet, „habe ich noch nicht bis zum letzten Cent durchkalkuliert“.
Grundsätzlich wird dem Betreiber pro Test eine Aufwandsentschädigung von 12 Euro gezahlt, heißt es, sechs Euro für Sachkosten kommen noch hinzu. Ärzte dagegen erhalten insgesamt 21 Euro für dieselbe Leistung. „Das hängt mit alten Verordnungen und Verträgen zusammen“, erklärt der Sprecher der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL), Andreas Daniel.
Die Genehmigung einer Teststelle erteilt der Kreis Recklinghausen. „Gewisse Mindestanforderungen müssen erfüllt werden“, sagt Sprecherin Svenja Küchmeister. So darf beispielsweise nur medizinisch geschultes Personal die Tests durchführen. Auch müssen die Zahl der Testungen sowie die Ergebnisse dem Gesundheitsamt des Kreises täglich gemeldet werden.
Zweite Strecke am „Drive-In“ eingerichtet
Der personelle, materielle und bürokratische Aufwand ist enorm, aber möglicherweise dann doch auch lukrativ. Die Schreurs Consulting Group hat am Atlantis eine zweite Teststrecke eröffnet. Einen solchen „Drive-In“ betreibt sie auch an der Seestadthalle in Haltern.
„Das Interesse ist riesig“, sagt Patrick Schürhoff. „Deshalb bauen wir am Atlantis die Kapazität auf 600 Tests pro Tag aus.“ Am Franziskanerkloster in der Altstadt und ab Montag auch in Rhade befinden sich zwei weitere von mittlerweile zwölf Schnelltestzentren, die das Unternehmen aus Moers in NRW betreibt - Tendenz steigend. Es scheint sich bezahlt zu machen.
Für den Kreis Recklinghausen ist die zunehmende Zahl an Teststellen ausnahmslos erfreulich. Vorstellbar sei ja beispielsweise, dass eines Tages für den Besuch im Restaurant oder einer Kulturveranstaltung ein negatives Testergebnis vorgelegt werden müsse, meint Svenja Küchmeister. „Da ist es nur zu gut, dass es so viele Teststellen gibt.“
Veränderungen gab es immer, doch nie waren sie so gravierend. Und nie so spannend. Die Digitalisierung ist für mich auch eine Chance. Meine journalistischen Grundsätze gelten weiterhin, mein Bauchgefühl bleibt wichtig, aber ich weiß nun, ob es mich nicht trügt. Das sagen mir Datenanalysten. Ich berichte also über das, was Menschen wirklich bewegt.

Geboren in Dülmen, Journalistin, seit 1992 im Medienhaus Lensing - von Münster (Münstersche Zeitung) über Dortmund (Mantelredaktion Ruhr Nachrichten) nach Haltern am See. Diplom-Pädagogin und überzeugte Münsterländerin. Begeistert sich für die Menschen und das Geschehen vor Ort.
