In einer Ecke hinter der Wohnzimmertür steht ein kleiner Gasofen, wie man ihn eher in einer Gartenhütte vermuten würde. Für die letzten beiden Winter war dieser Ofen für Melanie Hoffmann jedoch die einzige Möglichkeit, die Wohnung zu heizen, in der die 39-Jährige gemeinsam mit ihrer Tochter (18) und ihrem Sohn (12) lebt. Die Folge: Schimmel in der ganzen Wohnung und ein enormer Schaden, der noch immer im Raum steht.
Im Herbst 2021 sei die Nachtspeicherheizung ausgefallen und erst im Januar 2023 repariert worden. In der Zwischenzeit hat die Familie nicht nur gefroren, sondern fürchtet auch Gesundheitsschäden durch Schimmel, der sich längst in mehreren Räumen gebildet hat. Im Badezimmer, aber vor allem im Jugendzimmer der Tochter und im Kinderzimmer des Sohnes. Ohnehin birgt der Betrieb eines Gasofens in geschlossenen Räumen Gefahren durch erhöhte Kohlenmonoxid-Werte und ist nicht empfehlenswert.

Schimmel breitet sich aus
Dort ist der Schimmel am deutlichsten zu erkennen: in den Fensterecken und am Rollo. Schwarze Flecken überall - verursacht durch Feuchtigkeit. Hoffmann schildert: „Ich habe die Fenster mit einem Abzieher abgezogen und unten Handtücher hingelegt. Die waren klatschnass.“

Tapeten hängen an den Wänden des Kinderzimmers keine mehr. In Eigenregie versucht die Familie, den Schimmel zu bekämpfen. Unter anderem mit Schimmelspray aus dem Baumarkt. Denn professionell entfernt worden sei der Pilz von der Immobiliengesellschaft Velero nicht, sagt Hoffmann. „Es kam ein Maler vorbei, der lediglich betroffene Wände gestrichen hat.“
Im Nebenraum, dem Zimmer der 18-jährigen Tochter, zeigen sich weitere Auswirkungen des Schimmelbefalls. Beispielsweise auf den Fenstervorhängen. Auf ihnen sind kleine grün-graue Schimmelflecken zu erkennen. „Dabei habe ich die Vorhänge erst kürzlich gewaschen“, sagt Hoffmann resigniert.

Schaden beträgt etwa 2.000 Euro
Die Vorhänge gehören zu einer langen Liste von Gegenständen, die durch den Schimmel Schaden genommen haben. Dazu zählen unter anderem auch ein Kleiderschrank, ein Boxspringbett sowie eine Menge Kleindung. Für die Versicherung hat Hoffmann die Kosten zusammengerechnet: etwa 2.000 Euro.
Doch wer diese Summe übernimmt, ist unklar. Die eigene Versicherung jedenfalls nicht, sagt Hoffmann. Schließlich sei der Schaden nicht von ihr verursacht worden, gibt sie die Begründung der Versicherung wieder. Hoffmann zeigt ein Schreiben. Es bestätigt, dass ihre Versicherung nicht aufkommt.
Nun bliebe noch die Versicherung von Velero. Doch die Hausverwaltung rühre sich nicht, meint die 39-Jährige. „Ich renne quasi seit Anfang des Jahres jede Woche ins Büro“, sagt sie. Und nichts geschehe. „Die Daten der Versicherung gibt Velero auch nicht heraus - aus Datenschutzgründen.“
Die Möbel solle sie jedoch stehen lassen, falls sich die Versicherung den Schaden anschauen wolle. Zu Hoffmanns Situation äußert sich Velero auf Anfrage dieser Redaktion knapp:. „Velero kümmert sich im direkten Kontakt mit der Mieterin um den Fall. Schon allein aus Datenschutzgründen können wir zu konkreten Mieterangelegenheiten keine näheren Angaben machen“, heißt es in einem Statement.
Kein Umzug möglich
Trotz der Umstände wolle Hoffmann jedoch nicht umziehen. Sie führt dafür mehrere Gründe in Feld: „Die Kinder gehen hier zur Schule und haben ihre Freunde hier. Außerdem habe ich hier in der Nähe einen Job, den ich gut ohne Auto erreichen kann.“
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