
Das Fahrerhäuschen der Rhenus Dortmund I ist komplett zerstört worden. © Guido Bludau
Die Aufregung in Dorsten am Donnerstagmorgen (18. August) war groß. Wer auf der B224 vom Gemeindedreieck in Richtung Innenstadt fahren wollte, musste kurzfristig nach einem Umweg Ausschau halten. Die Straße war gesperrt. Grund war die Kollision eines Kohlefrachters am Mittwoch gegen 23.40 Uhr mit der Kanalbrücke.
Der sogenannte Schubverband namens Rhenus Dortmund I kam vom Rhein und war Richtung des Stummhafens in Lünen unterwegs. Das 170 Meter lange Schiff prallte am Abend mit dem Fahrerhäuschen gegen die Kanalbrücke. Der Schiffsführer hatte das Führerhaus des mit rund 1.600 Tonnen Kohle beladenen Schiffs nicht weit genug eingefahren. Warum es nicht oder nicht rechtzeitig abgesenkt wurde, um die Dorstener Straßenbrücke passieren zu können, ist derzeit Gegenstand der Ermittlungen der Wasserschutzpolizei.
Beim Zusammenstoß wurde das gesamte Führerhaus des Schiffes zerstört und nach hinten weggerissen. Der Sachschaden beläuft sich hier auf etwa 200.000 Euro. Der Frachter konnte einige hundert Meter weiter am Ufer von der Besatzung festgemacht werden. Eine Weiterfahrt war erst einmal nicht möglich.
Weil die Fahrrinne nicht breit genug war, musste der Schifffahrtsverkehr zwischen den Schleusen Hünxe und Dorsten gesperrt werden. Erst am Nachmittag konnten Schiffe den Wesel-Datteln-Kanal bei Dorsten wieder passieren, nachdem das Schiff abgeschleppt worden war.
Der Schiffsführer, ein 42-jähriger Mann aus Polen, wurde bei dem Unfall leicht verletzt und kam in ein Recklinghäuser Krankenhaus. Zum Zeitpunkt des Unfalls befand sich der Kapitän allein in seinem Führerhaus. Er musste von der alarmierten Feuerwehr mithilfe einer Drehleiter von dem Schiff gerettet werden.

Die Feuerwehrmänner retteten den verletzten Schiffsführer aus den Überresten des Fahrerhäuschens. © Guido Bludau
Wichtige Verbindungsstraße in Dorsten gesperrt
Die Straßenbrücke, eine der wichtigsten Verbindungsstraßen in Dorsten, wurde noch in der Nacht von der Polizei in beiden Richtungen für den Verkehr gesperrt. Zunächst musste geklärt werden musste, ob ein Befahren der Brücke gefahrlos möglich war. Am Morgen war die Fahrtrichtung Gemeindedreieck wieder freigegeben. Die Richtung Innenstadt blieb nach wie vor gesperrt.
Die Buslinien 208, 274, 276, 278 sowie der SB 26 mussten Umleitungen über die Marler Straße nutzen, um den ZOB in Dorsten anzusteuern. Die Haltestellen Paul-Spiegel-Berufskolleg, Gemeindedreieck, Lippetor und Recklinghäuser Tor konnten dagegen gar nicht angesteuert werden. Laut einem Sprecher musste man mit „erheblichen Verspätungen“ rechnen.
Statiker begutachteten im Laufe des Donnerstags die Brücke. Die Prüfer kamen zur Erkenntnis, dass die linke Fahrspur in Fahrtrichtung Innenstadt grundsätzlich wieder für den allgemeinen Verkehr freigegeben werden kann. Weitere Fragen müssten allerdings beantwortet werden. Deswegen bleibt die Fahrtrichtung Innenstadt vorerst weiterhin gesperrt.
Den Hauptschaden hat der Geh- und Radweg unterhalb der Mercaden erlitten. Dieser ist nicht Bestandteil der Hauptbrücke, sondern auf Traversen „angebaut“. Hier sind die Schäden durch den Anprall des Schiffes so stark, dass ein Teil der Tragkonstruktion erneuert werden muss. Der vorhandene Geh- und Radweg wird bis dahin – voraussichtlich über Monate – vollständig gesperrt bleiben müssen.
Hochstadenbrücke soll provisorisch freigegeben werden
Als Umleitung wird die Stadt Dorsten die derzeit wegen Bauarbeiten gesperrte Hochstadenbrücke schnellstmöglich provisorisch herrichten und wieder freigeben, teilte die Pressestelle der Stadt mit. Diese ist aber nicht überall barrierefrei zu erreichen.
Um einen barrierefreien Weg zu ermöglichen und den umfangreichen Schüler-Verkehr morgens und nachmittags auch an der Bundesstraße sicher zu führen, soll die rechte Fahrspur der Borkener Straße stadteinwärts in Höhe der Brücke als provisorischer Geh- und Radweg abgeteilt werden.

So sieht es an der Stelle aus, wo das Schiff die Brücke rammte. © Guido Bludau
Eine Fahrspur stadtauswärts wird für Rettungsdienst und Feuerwehr reserviert, da aufgrund der Verkehrsbeschränkungen mit erheblichen Rückstaus zu rechnen ist, die ein Durchkommen im Notfall ansonsten unmöglich machen. Damit wird sowohl in nördlicher wie südlicher Fahrtrichtung nur eine Fahrspur zur Verfügung stehen. Diese Lösung entspricht im Wesentlichen der Verkehrsführung, die auch bei der Sanierung der Kanalbrücke 2020 zur Anwendung kam.
In Abstimmung mit der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung und Straßen.NRW plant die Stadt derzeit die Details dieser Lösung. Sie soll schnellstmöglich umgesetzt werden. Ob die eine Fahrspur in Richtung Süden schon zum Wochenende wieder freigeben werden kann, ist derzeit noch offen.
Mitarbeiter attackiert Journalisten
Zu einem unschönen Vorfall kam es im Zuge der Berichterstattung eines Journalisten. Als er das Schiff für seinen Beitrag filmen wollte, griff ihn ein Mitarbeiter des Schiffes an. Er nahm den Rucksack des Journalisten und brachte ihn aufs Schiff, wie die Polizei bestätigte. Augenzeugen zufolge warf er auch die Kamera auf den Boden.
Ein anderer Mitarbeiter brachte dem Journalisten seinen Rucksack nur wenige Minuten später aber wieder zurück. Mit seiner Kamera konnte der Mann seinen Beitrag fertigstellen. Gegen den Schiffsmitarbeiter stellte er Strafanzeige.
UMLEITUNGEN
Die Stadt Dorsten empfiehlt Autofahrern, die die B224 Richtung Innenstadt umfahren müssen, folgende Umleitungen:- Dorstener Norden und Hervest Fahrtrichtung Altstadt sowie Feldmark und Altendorf-Ulfkotte in Fahrtrichtung Norden: L 509 Halterner Straße, L 608 Hervester Straße und B 225 Marler Straße.
- Achtung: Die Abkürzung über die Dorfstraße/Buerer Straße ist nicht zu empfehlen, da die Lippebrücke im Verlauf dieser Strecke für Fahrzeuge über 3,5 Tonnen komplett gesperrt ist und ansonsten nur einspurig mit Signalanlage zu befahren ist. Hier kam es am Morgen bereits zu längeren Wartezeiten.
- Holsterhausen Fahrtrichtung Altstadt sowie Hardt, Altstadt, Östrich: L 607 (Pliesterbecker Straße, Hauptstraße, Dorstener Straße), B 58 bis Gahlen, Maassenstraße, Östricher-/Gahlener Straße, Königsberger Allee.
- Bei Umfahrung über die Autobahn 31 ist zu beachten, dass es durch die zusätzlichen Umleitungsverkehre innerhalb der Baustelle zu weiteren Verkehrsbehinderungen kommen kann.
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Als „Blaulicht-Reporter“ bin ich Tag und Nacht unterwegs, um über Einsätze von Polizei und Feuerwehr seriös in Wort und (bewegten) Bildern zu informieren. Dem Stadtteil Wulfen gehört darüber hinaus meine besondere Leidenschaft. Hier bin ich verwurzelt und in verschiedenen Vereinen aktiv. Davon profitiert natürlich auch meine journalistische Arbeit.

Einst aus Sachsen nach Westfalen rübergemacht. Dort in Münster und Bielefeld studiert und nebenbei als Sport- und Gerichtsreporter gearbeitet. Jetzt im Ruhrpott gelandet. Seit 2016 bei Lensing Media.

Bianca Glöckner ist gebürtige Dortmunderin und lebt seit 1992 in Marl. Nach ihrer Ausbildung zur Verlagskauffrau bei Lensing Media und ihrem Redaktionsvolontariat arbeitete Bianca Glöckner zunächst zehn Jahre lang in der Lokalredaktion in Haltern, seit 2007 ist sie Redakteurin in Dorsten.
