Erwin Biedermann kann es nicht fassen: Am helllichten Tag ist ein Wolf über Tiere aus seiner Schafherde hergefallen. Zum zweiten Mal seit Februar bot sich dem Schäfer ein Bild des Grauens: „Hier liegen mindestens fünf tote Lämmer und mehrere tote Altschafe“, berichtete er der Dorstener Zeitung. „Aber noch schlimmer: Etliche Tiere sind schwer verletzt und ringen mit dem Tod. Ich warte darauf, dass ein Tierarzt kommt und die Tiere endlich erlöst.“
Schafe in Dorsten-Lembeck getötet: "Hauptsache, dem Wolf geht es gut"
Der Tierarzt war am Sonntagmittag ebenso unterwegs zum Torfvenn wie der vom Schäfer alarmierte Wolfsberater. In seiner 50-jährigen Berufstätigkeit als Schäfer hat Erwin Biedermann einen solchen Wolfsangriff am Tag noch nicht erlebt. Seine Hunde, die die Herde die Nacht über geschützt hatten, durften sich am Morgen erholen. Biedermann: „Für die Hunde ist das eine anstrengende Arbeit, stundenlang aufmerksam zu sein und die Herde zu bewachen. Deshalb müssen sie sich tagsüber mal ausruhen.“

Der 70-Jährige war am Morgen kurz nach Raesfeld gefahren, um dort einen Kollegen abzuholen. Als er von dort zurückkam, bemerkte er sofort das Gemetzel, das sich bei den 370 Mutterschafen und vielen acht bis zwölf Wochen alten Lämmern abgespielt haben muss.
„Ich darf die verletzten Tiere selbst nicht töten“, berichtete er am frühen Nachmittag. „Ich schaue jetzt schon die ganze Zeit zu, wie sie sich quälen, bis endlich ein Tierarzt hier ist. Hauptsache, dem Wolf geht es gut.“
Erwin Biedermann macht aus seinem Ärger über die Prioritäten im Tierschutz und seiner Hilflosigkeit keinen Hehl.
Am Nachmittag endlich durfte der Jagdpächter die schwer verletzten Tiere mit der Pistole erschießen.
Reaktionen nach der Wolfsattacke auf dorstenerzeitung.de
Zwölf Schafe in Dorsten-Rhade gerissen: Schäfer Erwin Biedermann: „Ein Bild des Grauens“