In der Nacht von Sonntag auf Montag (6./7. November) stand Thorsten F. aus Östrich rauchend auf seinem Balkon, als gegen eins, halb zwei ein Wolf die Straße „Am Hang“ direkt vor den Wohnhäusern entlanglief. Da das Licht in seinem Badezimmer noch an war, konnte er das Tier trotz Dunkelheit sehen.
„Das kann eigentlich nur ein Wolf gewesen sein“, ist sich der Dorstener, der seinen vollständigen Namen nicht nennen mag, ziemlich sicher. Seine Nachbarn hätten zwar auch Hunde, die seien aber viel kleiner und würden nachts nicht draußen herumlaufen.
„Da muss man ja fast schon Angst haben, nachts rauszugehen“, meint er. Das Wildtier sei dann in Richtung Bestener Straße weitergezogen.

„Das war einfach nur grausam“
Etwa 2,5 Kilometer Luftlinie entfernt wurde dann am Dienstagmorgen auf der Gladbecker Straße bei Familie Poertgen ein Schaf gerissen. Mit ziemlicher Sicherheit war es ein Wolf, möglicherweise der, den Thorsten F. Stunden zuvor gesehen hatte.
Sarah Poertgen kam gerade mit ihrem kleinen Kind vom Einkaufen nach Hause, als sie 30 bis 40 Meter entfernt von ihrem Haus das Schaf auf der Wiese bemerkte. Ihr kam es merkwürdig vor, dass es da lag und schaute deswegen sofort nach.
Das Tier war an verschiedenen Stellen angefressen, sagt Poertgen. Auf der Wiese konnte man circa acht Meter lange Schleifspuren sehen. „Das war einfach nur grausam“, betont sie.
Bis jetzt konnte noch nicht abschließend geklärt werden, ob wirklich ein Wolf das Schaf getötet hat. Es deutet aber vieles darauf hin. Auch ob es mehrere Wölfe waren, kann noch nicht gesagt werden.
Der oder die Wölfe scheinen über den rund 1,45 Meter hohen Zaun gesprungen zu sein. Dort konnten Haare sichergestellt werden. Außerdem seien Absprungsspuren zu sehen, so Poertgen. „Vorher hat er anscheinend noch versucht, sich unten durchzugraben“, sagt sie.
Unten am Zaun sind Kratzspuren. Da der Boden an dieser Stelle aber zu fest gewesen sei, hatte das Tier keinen Erfolg, erklärt die Dorstenerin.
Kaum Schutz gegen Angriffe
Sarah Portgen hatte einem Angriff befürchtet, da ein Wolf in einem Waldstück nicht weit entfernt vom Haus der Poertgens gesehen wurde.
Am meisten Sorgen mache ihr, dass die Tiere anscheinend immer mehr Distanz verlieren und sich Häusern immer weiter annähern. „Ein Wolf könnte dann auch irgendwann mal bei uns im Garten stehen“, befürchtet die Dorstenerin.
Da fühle sie sich von der Politik im Stich gelassen. Es werde aus ihrer Sicht zu wenig unternommen. Selbst wenn man alle Schutzmaßnahmen ergreifen würde, habe man keinen hundertprozentigen Schutz. Die Tiere fänden einen Weg. „Man ist machtlos und hilflos“, so die Dorstenerin.
Deswegen wird sie ihre Herde im Winter im Stall lassen. Das seien die Schafe schon gewöhnt. Was sie dann im Frühjahr genau macht, weiß Sarah Poertgen jetzt noch nicht.
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