Von der FTI-Pleite zum kleinen Reisebüro in Dorsten Sarah Grünheit wurde zweimal gekündigt

Sarah Grünheit kommt vom Pleite-Reiseveranstalter zum kleinen Reisebüro
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Der drittgrößte Reiseveranstalter in Europa hatte im Juni Insolvenz angemeldet. Von der FTI-Pleite war auch Sarah Grünheit aus Dorsten betroffen. Sie arbeitete mehrere Jahre beim Reiseveranstalter. Im September ist sie daher zum Reisebüro Friedrich Cosanne in Dorsten-Lembeck gewechselt.

„Ich war geschockt“, blickt Sarah Grünheit zurück. Zweimal wurde sie von ihrem Arbeitgeber nun schon gekündigt. FTI musste während der Corona-Pandemie viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter entlassen. Sarah Grünheit kehrte aber nach einiger Zeit wieder zum Unternehmen zurück. Doch dann folgte die zweite Entlassung aufgrund der Insolvenz.

„Es waren zweimal Gründe, zu denen ich nichts konnte. Ich habe schnell etwas Neues gefunden“, erklärt sie. Sie sieht die Kündigungen eher als Chance. Vom Unternehmen und dem Team war sie überzeugt, arbeitete gerne dort. „Auf Dauer hätte ich mir eh etwas in der Nähe gesucht“, sagt sie. Der Reiseveranstalter hatte seinen Sitz in München. Dort hat Sarah Grünheit auch einige Jahre gearbeitet, bevor sie die letzten Jahre aus dem Homeoffice arbeitete.

„Es sah lange sehr gut aus“

„Wir selbst haben nicht viel davon mitbekommen, dass es tatsächlich so schlecht aussah, dass FTI Insolvenz anmelden muss“, erzählt die Dorstenerin. „Es sah lange sehr gut aus.“ Ihr Arbeitsvertrag bei FTI lief Ende August aus.

Zu einem anderen Reiseveranstalter zu gehen, kam für sie nicht infrage. Ihr fehlte schon seit längerem die Bindung zu den Kunden. Daher verkürzte die Insolvenz von FTI für Sarah Grünheit gewissermaßen den Weg zurück ins Reisebüro.

Über die Tante ihres Freundes wurde sie dann auf die Stellenausschreibung des Reisebüros Cosanne aufmerksam. Auch ihre Kolleginnen und Kollegen haben übrigens zeitnah eine neue Anstellung gefunden.

Der enge Kontakt zu den Kunden im kleineren Reisebüro war dabei für sie ausschlaggebend: „Das macht es irgendwie aus, dass man mit den Kunden jeden Urlaub quasi miterlebt. Die kommen wieder, erzählen vom Urlaub, planen dann den neuen Urlaub“, so Grünheit.

„Ich kann mich hier gut mit identifizieren“, sagt die 27-Jährige. Aufgewachsen in Dorsten, wohnhaft in Altendorf-Ulfkotte und ausgebildet in Schermbeck, fühlt sie sich in Lembeck gut aufgehoben.

Expertin für Nordamerika-Reisen

„Ich war für die USA, Bahamas und Kanada zuständig“, erzählt sie. Als Schnittstelle zwischen Reisebüro und Veranstalter hat sie bei FTI zum Beispiel individuelle Rundreisen-Pakete geschnürt, Fragen zu den Ländern beantwortet oder Tipps gegeben. „Im Reisebüro kann man nicht über jedes Zielgebiet Bescheid wissen. Das geht halt einfach nicht. Dafür ist die Welt zu groß und da haben wir eine Hilfestellung geleistet“, sagt sie.

Vielen sei zum Beispiel gar nicht bewusst, dass man dort auch super gut mit einem Wohnwagen reisen kann. In Kanada kennt sie sich unter anderem gut mit den Fähren aus und weiß, welche Nationalparks es gibt. „Die Kunden denken manchmal gar nicht daran, dass es ja auch riesige Berge gibt, wo spät im Jahr noch Schnee liegt“, erklärt sie.

Sarah Grünheit schaut an ihrem Arbeitsplatz im Reisebüro Friedrich Cosanne in Dorsten auf ihren Computer-Bildschirm.
Ihr Spezialgebiet sind Nordamerika-Reisen, aber auch bei jedem anderen Ziel steht Sarah Grünheit den Kunden unterstützend zur Seite. © Alexandra Schlobohm

Reisebüro an Nachmittagen geöffnet

Seitdem Sarah Grünheit beim Reisebüro Cosanne ist, ist das Reisebüro auch an fast allen Nachmittagen besetzt. „Wenn gerade keiner einen Termin hat, sitzen wir ja trotzdem hier. Wir haben auch immer was zu tun, aber man kann auch so nachmittags zur Beratung kommen“, sagt sie. An den meisten Tagen ist sie bis 16 Uhr vor Ort. Für die Nachmittage arbeitet sie vorrangig mit Terminvereinbarungen.

Erst kürzlich feierte Inhaber Fritz Cosanne 30-jähriges Bestehen seines Reisebüros, das in der Schulstraße 6 angeschlossen an einen Zeitschriften- und Schreibwarenhandel mit einer Lottoannahmestelle ist.

Dieser Artikel erschien erstmalig am 5.10.2024.