Eigentlich sollte Friedrich Cosanne Priester werden. Zumindest aber Küster oder Organist. Das hat er mal einem Journalisten erzählt Doch aus den Plänen des Onkels wurde nichts. „Fritz“ Cosanne wurde erfolgreicher Kaufmann in seinem Heimatdorf Lembeck.
In seinem Geschäft an der Schulstraße 6 im Dorstener Norden gibt es Zeitschriften, Schreibwaren, ein florierendes Reisebüro - und eine Lotto-Annahmestelle, die er seit exakt 50 Jahren führt. „Glück gehabt“, sagt der 76-.Jährige mit dem ihm eigenen Humor.
Als Kind Banderolen geklebt
Das Geschäft Cosanne zählt tatsächlich zu den ältesten Lotto-Annahmestellen in Nordrhein-Westfalen. Seit 1955, dem Gründungsjahr des Erfolgsspiels „6 aus 49,“ werden dort Lottoscheine abgegeben. Fritz Cosanne hat schon als Kind Banderolen geklebt und nach der Schule Lottoscheine angenommen.
Glück war es für ihn tatsächlich, dass er 1972 bei einer Tagung in Münster mit WestLotto-Chef Lothar Lammers ins Gespräch kam. Der hatte vom Neubau des Wohn- und Geschäftshauses der Lembecker Familie gehört und war interessiert an einem Testobjekt für das neue Ladenbauprogramm 6000. Es reichte damals ein Handschlag und der Vertrag war besiegelt. Über die Kosten in Höhe von damals etwa 70.000 D-Mark solle sich Cosanne keine Sorgen machen, hieß es.
„Wir waren das Vorbild für fast alle Annahmestellen in NRW“, sagt Fritz Cosanne. „Die typische sechseckige Rasterdecke kam handgefertigt aus Berlin und ist von 1973 bis heute nicht verändert worden.“

Nach dem Tod seines Vaters, einigen Überprüfungen und einem einwöchigen Seminar („Das habe ich als einziger mit null Fehlern bestanden“) wurde Cosanne am 29. Dezember 1973 Lotto-Annahmestellenleiter in Lembeck. „50 Jahre, so lange hat vermutlich keiner bei WestLotto in NRW eine Annahmestelle geführt“, sagt er stolz. Im Januar wird er dafür ausgezeichnet.
Das Spielgeheimnis ist ein hohes Gut
In all den Jahren gab es natürlich viele Gewinner. Die immer wieder gern gestellte Frage, ob es schon mal sechs Richtige in seiner Annahmestelle gegeben habe, beantwortet Friedrich Cosanne mit einem klaren „Das weiß ich nicht“.
Das ist tatsächlich so. Die Annahmestelle erfährt es nicht. „Heute werden nur noch Gewinne bis 1.000 Euro ausgezahlt. Alles andere wird überwiesen“, sagt der Lotto-Chef von Lembeck. „Spieler mit der kostenlosen Lotto-Card bekommen das Geld direkt aufs Konto. Alle anderen müssen ihren Gewinnanspruch anmelden.“
In der Annahmestelle von Fritz Cosanne spielen übrigens überdurchschnittlich viele Glücksspieler mit der Lotto-Card. „Der Anteil liegt fast bei 50 Prozent, der Durchschnitt in NRW bei etwas über 20 Prozent.“
So viel darf Fritz Cosanne aber doch sagen: Ein Lottospieler aus Lembeck hat schon mal 500.000 D-Mark bekommen. „Das hat er mir selbst verraten.“ Auch Autos wurden bei Sonderauslosungen in Lembeck gewonnen.
Lottoschein kontrolliert und gewonnen
Seit Mitte Oktober 1997 kann man an der Schulstraße online Lotto spielen. „Den ersten Online-Schein hat der damalige Schalke-Spieler Johan de Kock gespielt“, erinnert sich Fritz Cosanne. „Der wohnte ja in Lembeck.“
Bevor es Online-Lotto gab, musste Cosanne die Gewinne noch aus langen Listen heraussuchen. „Einmal wollte ein Lottospieler seinen alten Schein schon vernichten, aber ich habe vorgeschlagen, ihn erst mal zu kontrollieren.“ Ergebnis: mehrere tausend D-Mark gewonnen. „Der Spieler war überglücklich. Damals gab es höhere Gewinne bis 10.000 D-Mark noch als Scheck.“
Er selbst ist in all den Jahrzehnten immer leer ausgegangen. „Alle Beteiligten dürfen in der eigenen Annahmestelle nicht spielen“, sagt der 76-Jährige. „Deshalb übernimmt das meine Schwester.“
Fritz Cosanne hat sich sein Glück immer erarbeitet. In diesem Jahr durfte er seine Lotto-Lizenz bei der Bezirksregierung Münster wieder um maximal drei Jahre verlängern. „Das hab ich natürlich gemacht.“
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