Als ihr Sänger und Gitarrist Torsten Schmidt, der lange als Lehrer an einer Dorstener Hauptschule tätig war, vor mehr als vier Jahren nach einer schweren Krebserkrankung starb, war dies natürlich eine schwere Zäsur für die Mitglieder von Virus D. „Wir haben lange diskutiert, ob wir die Band auflösen“, sagt der Dorstener Drummer Bernd Feller: „Doch Torsten äußerte kurz vor seinem Tod, dass wir auch ohne ihn weitermachen sollen.“
Und so gibt es inzwischen neues Song- und Studio-Material der weit über die Region hinaus bekannten Band, die zu den ältesten deutsch-sprachigen Rock-Bands Deutschlands gehört und derzeit runden Geburtstag feiern kann: Vor 40 Jahren fand sich „Virus D“ zusammen. Und noch immer finden die Band-Proben im Keller des Wulfener Elternhauses von Bernd Feller statt - dort, wo alles 1983 alles begonnen hatte.
„Inzwischen bin ich aber das letzte Gründungsmitglied“, erzählt der Schlagzeuger, der seit Beginn des beruflichen Ruhestands mit seiner Ehefrau in seinen Heimatort zurückgekehrt ist und nun nicht mehr in Hünxe, sondern auf der Hardt wohnt.

Neuer Frontmann von Virus D ist inzwischen Andreas Mohr (Gesang, Gitarre), der schon vor den 2000er-Jahren bereits als zweiter Sänger und Percussionist die Band verstärkt hatte. Doch auch die Stimme von Torsten Schmidt ist auf einem der neu eingespielten Songs zu hören. Denn bereits vor seinem Tod 2019 war Virus D im Studio, um eine neue CD vorzubereiten.
Torsten Schmidt musste die Aufnahmen damals zwar abbrechen, „aber für den Song Neuland hatte er die Führungsspur bereits eingesungen“, sagt Bernd Feller. Diesen Take hat der Gelsenkirchener Produzent und Studiobetreiber Thomas Erkelenz für die Neu-Aufnahmen restauriert.
Neben einigen neuen Songs, zu denen alle Bandmitglieder Kompositionen und Texte beigetragen haben, sind auch ältere, neu arrangierte Sachen auf den aktuellen Aufnahmen zu hören. Aus den Zeiten also, in denen Torsten Schmidt unangefochten das Band-Gefüge prägte. Bernd Feller kann sich noch gut an das erste Zusammentreffen erinnern. „1983 hatte ich mit meiner damaligen Cover-Band Odessa ein Kotten-Rock-Konzert auf dem Schonebecks Hof in Barkenberg organisiert“, erzählt er. Der Halterner Torsten Schmidt spielte als Liedermacher im Vorprogramm.

Anschließend beschlossen die beiden Musiker, mit einer gemeinsamen Band eigene Deutsch-Rock-Songs zu schreiben. Virus D wurde alsbald beim Deutschen Bundesrockpreis NRW-Landessieger, dank guter Kontakte zum WDR für Filmmusiken beauftragt und entwickelte schließlich 1989 die Rockrevue „Erst stirbt die Zeche – dann stirbt die Stadt“, die in ganz Deutschland aufgeführt wurde und dafür sorgte, dass Virus D in den 1990er-Jahren bei den Massen-Kundgebungen gegen die Zechenschließungen vor jeweils hunderttausend Bergleuten auftrat.
Im Jahr 2000 gaben Virus D jedoch ihr vorläufiges Abschiedskonzert im Gemeinschaftshaus Wulfen, eine Konzertanfrage der Bergbau-Gewerkschaft sorgte 2012 für ein Comeback. Das letzte öffentliche Konzert fand 2019 im Zuge der damaligen „Abschied vom Bergbau“-Aktivitäten am Schacht Ahlen statt.
„Beim letzten Stück kippte Torsten Schmidt auf der Bühne bewusstlos um“, erinnert sich Bernd Feller: „Zum Glück haben wir einen Kardiologen in der Band, der sich damals um ihn kümmerte.“ Monate später erlag der Sänger seinem Krebsleiden.
„Softer geworden“
Die neuen Studio-Einspielungen sind folglich auch eine Hommage an Torsten Schmidt. Das Label „Bellaphon“ hat bereits acht Songs jeweils im „Vierer-Pack“ auf allen gängigen Streaming-Portalen unter den Titeln „Neuland“ und „Lebendig“ veröffentlicht. Vier, fünf weitere Lieder spielen die Musiker momentan ein. „Es sind zwar harte Sachen dabei, aber grundsätzlich sind wir akustischer und softer geworden“, betont Bernd Feller.
Anfang 2024 sollen auch die aktuell eingespielten Songs (wahrscheinlich unter dem Titel „Glasklare Augen“) erscheinen. Für den „Eigenbedarf“ lässt die Band dann wohl auch CDs mit allen 13 neuen Stücken pressen, die bei Konzerten verkauft werden sollen.
Bernd Feller hofft, dass Virus D im nächsten Jahr auf einer Dorstener Live-Bühne auch das neue Repertoire vorstellen kann. „Erste Kontakte sind geknüpft“, sagt er. „Und mit der aktuellen Besetzung haben wir schon mehr als 40 Stücke drauf“, betont er.
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