Rehe kommen in Dorsten oft unter die Räder
Darum gibt es häufig Unfälle mit Wild in Dorsten
Autofahrer müssen tierisch aufpassen. Auf den Straßen kommt es wieder vermehrt zu Unfällen mit Rehen. In einem solchen Fall sollte man unbedingt die Polizei hinzuziehen.

Mit vermehrtem Wildwechsel ist derzeit wieder zu rechnen. Viele Rehe verenden bei Zusammenstößen mit Autos. © Foto: dpa
Meistens passiert es in der Dämmerung. Unfälle zwischen Wild und Autofahrern führen jährlich in Deutschland zu etwa 20 Verkehrstoten, viel Tierleid und etwa 680 Millionen Euro Sachschaden. Auch in Dorsten kommt es häufig zu Kollisionen mit Rehen, Wildschweinen, Dam- und Rotwild. Rehe sind allerdings zum überwiegenden Teil betroffen.
Kitze sind oft die Opfer
„30 Prozent des getöteten Rehwildes ist unter die Räder gekommen“, sagt der Dorstener Berufsjäger Hermann Wolff auf unsere Anfrage. Anfang Mai bekommen die Ricken ihre Kitze. Die Kitze vom Vorjahr würden dann von den Muttertieren abgestoßen und verjagt. Das führt häufig – auch tagsüber – zu Unfällen, teilt der Hegering Herrlichkeit Lembeck und Dorsten mit. Zudem suchten die verstoßenen Tiere sich einen neuen Lebensraum. Und in den Morgen- und Abendstunden wechsele das Wild häufig zwischen seinen Standorten im Wald und in den Wiesen, um Futter zu suchen.
200 Unfälle in 2017
In Dorsten zählte die Polizei mehr als 200 Unfälle mit Wild im vergangenen Jahr. Wie Ramona Hörst, Sprecherin der Kreispolizei in Recklinghausen, mitteilte, stehen Dorsten und Haltern in der kreisweiten Statistik stets ganz oben. „Dorsten und die Herrlichkeit haben 42 Jagdreviere, weil die Region sehr wildreich ist“, sagt Hermann Wolff. Besondere Risikostrecken im Zusammenhang mit Wildunfällen sind in Dorsten nach Auskunft der Polizei die Weseler Straße (20 Wildunfälle im Jahr 2017) und die Lippramsdorfer Straße in Lembeck (27 Unfälle im Jahr 2017).
Blaue Reflektoren
In den vergangenen Jahren haben Revierjäger, um die Unfallzahlen zu senken, an einschlägigen Brennpunkten blaue Reflektoren an Straßenpollern angebracht. So zum Beispiel an der Bundesstraße B224 zwischen Freudenberg und Erle, einem stark bevölkerten Wildrevier. Oder aber an der Lippramsdorfer Straße in Lembeck. „Das hat eine Zeitlang etwas gebracht. Mittlerweile hat sich das Wild aber daran gewöhnt und kreuzt unbeirrt“, sagte die Hervester Jägerin Eva Wemhoff auf unsere Anfrage. Kommt es zum Zusammenstoß, sollte der Fahrer unbedingt die Polizei alarmieren.
Die Beamten nehmen Kontakt zum Revierbesitzer auf und stellen die Bescheinigung für die Kfz-Versicherung des Fahrers aus, damit durch den Unfall entstandene Schäden anerkannt werden. Berufsjäger Hermann Wolff fände es gut, wenn Wildunfallzahlen mit präventiven Maßnahmen gesenkt werden. „Zum Beispiel, indem man die Unfallschwerpunkte erfasst und dafür sorgt, dass die Strecken entschärft werden“, sagt er.
Kontakt zu Revierpächtern
Die Untere Jagdbehörde beim Kreis Recklinghausen habe auf seinen Vorschlag aber „sehr defensiv“ reagiert. Dafür fehle das Personal, habe es geheißen. Hermann Wolff will deshalb die Kontakte zu den Revierpächtern vertiefen, um die Kollisionen zwischen Menschen und Tieren zu reduzieren. Zwischen dem 1. April 2016 und dem 30. März 2017 wurden in Deutschland 26.550 Rehe bei Unfällen getötet. Schwarzwild war in 2660 Fällen, Damwild in 340 und Rotwild in 310 Fällen betroffen.
- Grundsätzlich: Fahrbahnränder genau beobachten, Wildwechselschilder beachten, bei Sichtung eines Rehes mit weiterem Wild rechnen.
- Wenn Wild auf die Straße wechselt: Geschwindigkeit reduzieren, hupen, abblenden, nachfolgenden Verkehr beachten, an den eigenen Schutz denken.
- Ist eine Kollision nicht zu verhindern, ist ein frontaler Zusammenstoß ungefährlicher als ein Seitenaufprall gegen einen Baum oder ähnliches.
- Wenn ein Tier angefahren oder überfahren wurde: Anhalten, Warnweste anziehen, Unfallstelle absichern, überfahrenes Wild von der Fahrbahn entfernen, wenn dies nicht möglich ist kennzeichnen (Warndreieck, Blinklicht), unverzüglich die Polizei informieren, Wildunfall durch Unfallmeldung bestätigen lassen, damit eine Regulierung des Schadens durch die Versicherung möglich ist.