
© Guido Bludau
Ratten im Kleingarten bringen Rentner zur Verzweiflung: „Keiner hilft mir“
Rattenplage
Holzstapel auf der einen Seite, Plumpsklos auf der anderen: In einer Kleingartensiedlung in Wulfen tummeln sich die Ratten. Ein Pächter fühlt sich mit dem Problem alleingelassen.
Seit 1998 hat Reginald Rottmann eine Parzelle in einer Kleingartensiedlung an der Kippheide gepachtet. Der Wulfener züchtet dort Rosen und Bienen und genießt die Ruhe in seinem kleinen Idyll. Seit einiger Zeit wird diese Ruhe aber von ungebetenen Gästen gestört.
In der Anlage tummeln sich Ratten. Vor einigen Wochen entdeckte Rottmann erstmals Rattenkot auf seinem Rasen. Später hätten die Nager einige seiner Rosen zerstört. Seitdem lässt ihm das Problem keine Ruhe. Der 80-Jährige vermutet, dass sich die Wanderratten in einem Brennholz-Stapel seines Nachbarn eingenistet haben.
Der Kanalmeister der Stadt Dorsten sei schon vor Ort gewesen und hätte den Rattenbefall bestätigt, so Rottmann. „Er sagte allerdings, dass ihm die Hände gebunden seien.“ Auch bei der Dorstener Wirtschaftsförderung (WinDor), der die Fläche gehört, habe er bislang erfolglos um Hilfe gebeten. Und der Nachbar, bei dem Rottmann die Ratten vermutet, zeige sich nicht kooperativ und sei sowieso selten da. Er müsse sich selbst kümmern, habe man ihm nur gesagt. „Aber wenn ich Rattengift einsetze, mache ich mich strafbar.“
Einsatz von Rattengift ist streng reglementiert
Der Einsatz von Rattengift ist streng reglementiert, weil Umwelt sowie Haus- und Wildtiere gefährdet werden könnten. Privatpersonen dürfen etwa nur ausdrücklich für die breite Öffentlichkeit zugelassenes Rattengift einsetzen - und dann auch nur geschützt in Köderboxen. Der Einsatz ist auf den Innenraum von Gebäuden und den unmittelbaren Außenbereich, also direkt an den Gebäudemauern oder im Eingangsbereich, beschränkt. Eine Anwendung im Garten ist ausschließlich Fachleuten vorbehalten.

Rottmann züchtet unter anderem Bienen in seiner Parzelle. Er vermutet, dass sich Wanderraten in einem Holzhaufen in der Nachbarparzelle eingenistet haben. © Guido Bludau
Das Problem sei bekannt, heißt es auf Nachfrage von WinDor und Stadtverwaltung: „Allerdings sind für solche Dinge zunächst tatsächlich die Pächter zuständig, die wie jeder Haus- und Wohnungsmieter auch eine Verantwortung übernehmen.“ Das gelte umso mehr für das besagte Areal: „Mit dem nahen Bach, mit Komposthaufen in den Gärten, mit nicht verdichteten Böden sind die Gärten ein Paradies für die Nagetiere. Sie wären in dieser Situation auch mit Gift nicht einzudämmen.“
Areal nicht an Kanalisation angeschlossen
Streng genommen handele es sich auch gar nicht um eine Kleingartensiedlung, sondern verpachtetes Grabeland zum Gemüseanbau: „Deshalb ist die Fläche auch nicht an die Kanalisation angeschlossen“, so WinDor und Stadtverwaltung. „Wenn die Nutzer hier Hütten gebaut haben, darin abflusslose Camping-Toiletten oder selbst gebuddelte Sickergruben betreiben, könnten diese mit hoher Wahrscheinlichkeit ebenfalls mitursächlich für die Ratten sein.“
Somit sei die Rattenplage hausgemacht und die Pächter der Anlage könnten ihr nur gemeinsam Herr werden, heißt es weiter. Dafür müssten sie den Nagern die Nahrungsgrundlage entziehen und dafür sorgen, dass sie allgemein schlechtere Lebensbedingungen vorfinden. WinDor hat aber angekündigt, alle Pächter anzuschreiben und für die Situation zu sensibilisieren.
Reginald Rottmann hofft, dass dann vielleicht Bewegung in die Sache kommt. Seine Versuche, mit den Nachbarn eine Lösung zu finden, seien bislang gescheitert. „Auf der einen Seite ein Holzlager und auf der anderen Plumpsklos“, fasst er seine Situation zusammen: „Und mittendrin ich mit meinen Rosen und meinen Bienen und alles geht den Bach runter.“
Einst aus Sachsen nach Westfalen rübergemacht. Dort in Münster und Bielefeld studiert und nebenbei als Sport- und Gerichtsreporter gearbeitet. Jetzt im Ruhrpott gelandet. Seit 2016 bei Lensing Media.
