Raser in Dorsten fahren eine Menge Geld ein
Überhöhte Geschwindigkeit
Stadt, Kreis und das Land verdienen gut an Autofahrern, die durch die Gegend rasen. Die Stadt im sechsstelligen Bereich, der Kreis im siebenstelligen. Und auch die Landeskasse klingelt. Geblitzt wird übrigens nicht, um Autofahrer zu drangsalieren. Sondern weil überhöhte Geschwindigkeit Hauptunfallursache ist und viel Leid verursachen kann.

Der Starenkasten an der Marler Straße (B225): Er liefert zuverlässig Fotos von Temposündern. Sabotage ist übrigens zwecklos: Die Bilder landen zuverlässig beim Kreis, weil sie per Fernübertragung auf einem Server landen. .Foto: Rademacher
Wöchentlich geben die Stadt Dorsten und die Polizei ihre Blitzerstandorte beziehungsweise ihre Geschwindigkeitsmessstellen in Dorsten bekannt. Zudem gibt es drei Starenkästen des Kreises in Dorsten: an der Marler Straße (B225) und an der Bochumer Straße (B224) sowie an der Lippramsdorfer Straße.
Trotz der frühzeitigen Warnungen und der Veröffentlichung der Stellen, an denen die Radarwagen stehen oder die Polizei die Autofahrer „lasert“, tappen viele Fahrer in die Fallen, weil sie zu schnell unterwegs waren.
Ihr Leichtsinn zahlt sich für die Behörden aus: Die Stadt Dorsten nahm im vergangenen Jahr 136.451 Euro nach 6453 von ihr festgestellten Geschwindigkeitsüberschreitungen im Stadtgebiet ein. Das war zwar etwas weniger als 2016, als noch 163.159 Euro nach 7494 Geschwindigkeitsüberschreitungen auf der Habenseite des städtischen Haushalts verbucht werden konnten.
Aber die Einnahmenseite für 2018 könnte Ende des Jahres wieder ein dickeres Polster aufweisen, weil die Stadt seit dem 11. November 2017 einen zweiten, neuen Radarwagen mit neuer Technik in Dienst genommen hat. „Der Wagen wird an 39 Stunden in der Woche in Dorsten im Einsatz sein, weitere 25 Stunden in Gladbeck“, kündigte Ludger Böhne in einer Pressemitteilung zur Vorstellung des mit moderner Technik gespickten Autos an. Da die Anschaffung des Fahrzeuges mit 180.000 Euro kostspielig war, mache die Kooperation und finanzielle Beteiligung von Gladbeck Sinn.
„Ziel der Geschwindigkeitsmessungen ist es, die Verkehrssicherheit im Straßenverkehr zu erhöhen“, sagte Ludger Böhne zudem. Auch wenn einige Autofahrer mit Tendenz zum Schnellfahren sich durch die Kontrollen in ihrer Freiheit eingeengt sehen – an 168 Stellen im Stadtgebiet fühlt sich die Stadt besonders verpflichtet, ihre Bürger vor ihnen zu schützen.
Einige User ätzen wegen Warnungen
Die regelmäßige Bekanntgabe der Blitzerstandorte nervt allerdings einige Dorstener. Sie fassen die Veröffentlichung der Standorte für Geschwindigkeitsmessungen als Einladung an notorische Raser auf, ihrem fahrlässigen Leichtsinn freien Lauf zu lassen: „Schade, dass die Leute darüber informiert werden. Macht den Weg nicht sicherer“, schrieb uns eine Facebook-Userin nach der regelmäßigen Veröffentlichung der Standorte. Ein anderer ätzte: „Ihr unterstützt die potenziellen Mörder mit euren Warnungen.“
Die Stadt und die Polizei sagen: „Geblitzt werden darf nur an Gefahrenstellen. Die Messstellen werden vorher mit der Kreispolizeibehörde abgestimmt“, sagte Ludger Böhne. Häufige Anfragen von Bürgern zeigten zudem, dass Geschwindigkeitsüberwachungen gewünscht würden.
So setzt die Stadt Dorsten ihre beiden Messwagen an wöchentlich wechselnden Schauplätzen in Dorsten ein, jetzt noch öfter an bekannten Gefahrenstellen im Umfeld von Schulen und Kindergärten: „Die neue digitale Kamera kann auch an Stellen messen, an denen der alte Wagen nicht tauglich war.“
Währenddessen werden die 23 Starenkästen in zehn Städten des Kreises Recklinghausen von übereiligen Autofahrern ebenfalls zuverlässig in Anspruch genommen. Drei Anlagen stehen in Dorsten an markanten Stellen an der B224 und B225 sowie an der Lippramsdorfer Straße. Trotzdem klingelte die Kasse des Kreises, denn kreisweit seien 1,3 Millionen Euro über die Starenkästen eingenommen worden, teilte Kreispressesprecher Jochem Manz auf Anfrage mit. Das, obwohl nicht alle Starenkästen dauerhaft mit Kameras bestückt seien.
Polizei erwischte 4700 Temposünder
Die meisten Anlagen des Kreises müssten sich drei Kameras teilen. „Es gibt keinen festen Turnus, wann die Kameras an welchem Standort im Einsatz sind“, so Svenja Küchmeister, die Stellvertreterin von Jochem Manz.
Michael Franz, einer der Polizeisprecher, ergänzte, dass die Polizei im Jahr 2016 (die aktuellen Zahlen für 2017 liegen noch nicht vor) 4700 Temposünder in Dorsten festgestellt habe. „Zu hohe Geschwindigkeit ist eine Hauptunfallursache. An den Dorstener Zahlen lässt sich ableiten, dass sich viele Autofahrer nicht an Tempolimits halten.“ Die Polizei, so seine Kollegin Ramona Hörst auf Anfrage, messe auch die Geschwindigkeit. Aber nicht nur. „Bei Kontrollen achten wir immer auf mehrere Verstöße.“
Richtig teurer Fahrspaß
Eine beträchtliche Anzahl von Verstößen hat sich demnach ein 21-Jähriger aus Gelsenkirchen in Dorsten zuschulden kommen lassen. Er wurde vor gut einer Woche auf der Bochumer Straße von der Polizei erwischt. Der Mann war (wie berichtet) mit 117 km/h statt erlaubter 50 km/h unterwegs, hatte einen gefälschten Führerschein dabei und gegen sein bestehendes Fahrverbot mit der Spritztour durch Dorsten verstoßen.
Das wird jetzt richtig teuer.