
© Bianca Glöckner
Querdenker planen weitere Versammlungen in Dorsten
Coronavirus
Aktivisten der Querdenker-Bewegung wollen in Dorsten so lange Versammlungen organisieren, bis Tobias Stockhoff sich einer Diskussion stellt. Der Bürgermeister erklärt, warum er es nicht tut.
Der Aufzug am Freitag und der von der Polizei vorzeitig beendete Autokorso am Sonntag werden wohl nicht die letzten Aktionen von Impfgegnern, Pandemie-Leugnern und Kritikern der Corona-Schutzmaßnahmen in Dorsten bleiben. Ein Redner kündigte bei der Kundgebung am Freitag weitere Versammlungen an.
Die Organisatoren der Proteste gehören der „Querdenker“-Bewegung an. Der Verfassungsschutz beobachtet bundesweit bestimmte Gruppierungen und Personen der Szene. Weil das Spektrum der Protestierenden groß ist und die Bewegung keinem bekannten Phänomenbereich, wie Rechtsextremismus, Linksextremismus oder Islamismus, zugeordnet werden kann, haben die Verfassungsschützer die Kategorie „Verfassungsschutzrelevante Delegitimierung des Staates“ geschaffen.
In den Fokus der Querdenker rückt immer mehr der Bürgermeister. Man werde hier so lange immer wieder aufs Neue stehen, bis Tobias Stockhoff bereit sei, mit den Menschen hier zu sprechen, sagte ein Redner am Freitagabend. Nach dem Autokorso am Sonntag forderte Organisator Michael Schele Stockhoff in einem Video auf, sich entweder zu entschuldigen oder zurückzutreten. Stockhoff hatte nach einem früheren Autokorso die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in einem Facebook-Kommentar als „Schwurbler“ bezeichnet.
Stockhoff steht nicht zur Verfügung
Für eine Stellvertreter-Diskussion über wissenschaftlich widerlegte Positionen stehe er nicht zur Verfügung, betont der Bürgermeister. Ein weiterer Grund für die Absage sei die Verunglimpfung seiner Person als „Hitlerjungen“ per Lautsprecherdurchsage während eines früheren Korsos. „Die bisherigen Autokorsos haben nicht gerade den von Herrn Schele postulieren Anstand bzw. die Versöhnung vorgelebt“, so Stockhoff.
Einigkeit etwa in der Ablehnung eines Impfzwangs rechtfertigt aus Sicht des Bürgermeisters nicht „das Paktieren mit Menschen, welche ganz offensichtlich Gesetze übertreten bzw. die Übertretung zulassen und die Grundformen des respektvollen Miteinanders verletzen und das alles unter dem Tarnmantel ‚Versöhnungsdemo‘ durchführen“.
Anders als im Osten Deutschlands hat es bei den Corona-Protesten im Zuständigkeitsbereich der Polizei Recklinghausen bislang keine gewalttätigen Auseinandersetzungen gegeben. Auch ist der Bürgermeister bislang zwar angesprochen, aber nicht bedroht worden.
Wer eine Versammlung anmelden möchte, könne das in unserem Rechtsstaat auch tun, sagt Polizeisprecher Andreas Wilming-Weber. „Wenn wir sehen, dass Grenzen überschritten werden, so wie am Sonntag, als quasi der ganze Innenstadtbereich zum Erliegen gekommen ist, schreiten wir ein und lösen die Versammlung auf.“
Einst aus Sachsen nach Westfalen rübergemacht. Dort in Münster und Bielefeld studiert und nebenbei als Sport- und Gerichtsreporter gearbeitet. Jetzt im Ruhrpott gelandet. Seit 2016 bei Lensing Media.
