Seit Monaten gilt in Dorstens Altstadt u.a. Maskenpflicht. Eine Gruppe von etwa 20 Personen interessierte das in dieser Woche nicht.

© Stefan Diebäcker (Archiv)

„Querdenker“ in Dorstens Innenstadt erwischt - Ratsmitglied mittendrin

rnCorona-Protest

Weitestgehend unbemerkt von der Öffentlichkeit sind Querdenker in dieser Woche durch Dorstens Innenstadt gezogen. Mittendrin: ein bekanntes Ratsmitglied. Jetzt gibt‘s Ärger mit den Behörden.

Dorsten

, 22.04.2021, 18:00 Uhr / Lesedauer: 1 min

Es waren etwa 20 Personen, die am Montag kurz nach Geschäftsschluss durch die Altstadt von Dorsten liefen. Sie trugen keine Masken, hielten keinen Abstand, reagierten zunächst nicht auf Ansprache. An der Agathakirche wurde die Gruppe selbst ernannter Querdenker schließlich vom Kommunalen Ordnungsdienst gestoppt.

Ex-Bürgermeisterkandidat unter den Querdenkern

Bürgermeister Tobias Stockhoff hat von dem Vorfall am Mittwoch im Haupt- und Finanzausschuss berichtet und erwähnt, dass auch ein Ratsmitglied, „das heute nicht hier ist“, an dem Umzug teilgenommen habe. Dabei handelt es sich nach Recherchen unserer Redaktion um den ehemaligen Bürgermeisterkandidaten der AfD, Marco Bühne.

Bühne hatte am Montagabend in einer Dorstener Gruppe eines Messenger-Dienstes geschrieben: „Habe mich sehr gefreut, euch kennenlernen zu dürfen. Nächste Woche werde ich auch sehr gerne mit euch durch die Stadt ziehen. Leider muss ich ein wenig vorsichtig sein, da ich ja bekanntlicherweise im Stadtrat sitze.“

Der Eintrag von Marco Bühne in einer Dorstener Gruppe eines Messenger-Dienstes

Der Eintrag von Marco Bühne in einer Dorstener Gruppe eines Messenger-Dienstes © Screenshot: Stefan Diebäcker

„Demonstranten“ droht saftiges Ordnungsgeld

Von etwa einem Dutzend „Demonstranten“ wurden am Montag die Personalien aufgenommen. Ihnen droht nach Angaben von Bürgermeister Tobias Stockhoff ein empfindliches Ordnungsgeld von mehreren hundert Euro. „Die erlaubte Gruppengröße wurde überschritten, Abstands- und Maskenregeln wurden missachtet“, bestätigte Stockhoff. Außerdem wird im Rathaus geprüft, ob gegen das Versammlungsrecht verstoßen wurde. Einer Person droht eine Anzeige wegen Sachbeschädigung, weil sie Aufkleber auf Mülleimer geklebt hatte.

AfD-Mann Bühne hatte sich wohl rechtzeitig hinter einer Häuserecke versteckt, war aber erkannt worden. Es ist nicht das erste Mal, dass er im Zusammenhang mit Corona-Leugnern auffällt. Im November des letzten Jahres hatte er in einer privaten Facebook-Gruppe Verschwörungstheorien verbreitet. Seine Partei distanzierte sich von den Äußerungen, wenig später löschte Bühne den Eintrag.

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In der letzten Ratssitzung vor Weihnachten waren Bühne und sein damaliger Fraktionskollege Ernst Kirschmann zum Rücktritt aufgefordert worden. Bühne reagierte nicht, Kirschmann legte im Januar sein Mandat nieder. Er hatte bei einer Querdenker-Demo eine Maske mit der Aufschrift „Corona-Diktatur“ getragen.