
© Marie Tißen
Obergrenze erreicht: Warum immer mehr Katzenbabys im Tierheim Dorsten landen
Tierheim Dorsten
Im Dorstener Tierheim schnurrt es derzeit gewaltig: Es beherbergt so viele Katzen wie nie zuvor. Was sich niedlich anhört, ist eine wahre Belastung für die Tierschützer.
Zwei kleine abgemagerte Kätzchen, Tabaluga und Tamina hat das Tierheim-Team sie genannt, befinden sich im Quarantäne-Raum und werden dort aufgepäppelt. Nebenan eine Katzenmama namens Blacky, sie hat in dem Domizil des Tierschutzvereins ihren Wurf geboren und bewohnt mit ihren sieben Jungen nebenan ein eigenes „Familienzimmer“.
Rosty hingegen, sie kam im Mai hinzu, tollt inzwischen mit den anderen Pflegekatzen im „Gemeinschaftsraum“ des Katzenhauses und wartet dort auf eine Pflegefamilie.

Ältere Katzen beäugen argwöhnisch den zahlreichen Nachwuchs. © Marie Tißen
Im Tierheim Dorsten an der Ellerbruchstraße in Hervest schnurrt es derzeit heftig. Neben den 16, 17 ausgewachsenen Katzen, die dort teilweise schon länger leben, sind es aktuell 43 Kitten, also ganz junge Tiere, die versorgt werden müssen. Was sich niedlich anhört, ist eine wahre Belastung für die Pfleger.
„Bei uns ist der Notstand ausgebrochen“, sagt Tierheim-Leiterin Annika Niemann. „Die Obergrenze ist erreicht.“ Vor allem in der Quarantäne-Station, in der die Neuzugänge zunächst eingewiesen werden müssen, stauen sich die tierischen Patienten. „Dort haben wir die vom Kreisveterinäramt vorgegebene Obergrenze an vielen Tagen überschritten.“
Fundtiere gab es immer eine Menge in Dorsten, doch eine solche Katzenschwemme wie in diesem Jahr hat es im Dorstener Tierheim noch nie gegeben. „Normalerweise werden hier pro Jahr um die 130, 140 Katzen abgegeben“, so Annika Niemann. „Aber bis Mitte September waren es in diesem Jahr allein schon fast 150.“ Die Gründe dafür seien vielfältig.
Kranke Tiere werden von ihren Besitzern ausgesetzt
Manche Katzen werden in der Urlaubszeit von ihren Besitzen ausgesetzt, andere deswegen, weil die Tiere krank sind und ihre Halter sich deshalb nicht weiter um sie kümmern wollen. Die größte Anzahl macht aber der ungewollte Nachwuchs von unkastrierten Freigängern aus sowie von Streunern, die wild auf Höfen und in Gewerbegebieten leben, und der von den Besitzern oder Findern ins Tierheim gebracht würde.

Blacky ist ein aufgewecktes Kätzchen. © Marie Tißen
Wie Katzenmama Blacky, die Conny Sander von Dorstener Streunerkatzen-Projekt auf einem Dorstener Bauernhof aufgriff und am Ellerbruch ablieferte. Und wie die kleinen Kätzchen Tabaluga und Tamina, die vor ein paar Tagen in einer Reisetasche an der A 52 ausgesetzt worden waren und sogar über die Autobahn liefen.
Kastrations- und Registrierungspflicht einführen
„Helfen würde eigentlich nur eine Kastrations- sowie Registrierungspflicht aller Freigängerkatzen“, meint Tierheim-Leiterin Annika Niemann. Hier warten Tierschützer schon längst auf politische und juristische Unterstützung.
Bis diese kommt, übernehmen die Tierheim-Mitarbeiter die Impfung und die Kastration der Fundkatzen. Und das ist teuer. Denn die Stadt Dorsten, die mit zur Unterhaltung des Tierheims beiträgt, übernimmt nicht die Kastration der Katzen. „Das müssen wir deshalb aus unserer Vereinskasse bezahlen“, sagt Annika Niemann, „das belastet unseren Etat in diesem Jahr mit knapp 5000 Euro“.
Nachwuchs von Rosty hat Familien gefunden
Auch Katzendame Rosty hat ihre Behandlung hinter sich. Sie war mit ihren vier Jungkatzen beim Tierheim abgeben worden, ihr Nachwuchs hat inzwischen Pflegefamilien gefunden. „Alles, was hier ist, sucht ein neues Zuhause“, betont Annika Niemann.
Wer an einer Tierheim-Katze interessiert ist, bekommt vorher die Möglichkeit, die Katzen kennenzulernen. Nach dem Gespräch besteht die Möglichkeit, mit den Katzen in „Vermittlungsräumen“ zu spielen.
Geboren 1961 in Dorsten. Hier auch aufgewachsen und zur Schule gegangen. Nach erfolgreich abgebrochenem Studium in Münster und Marburg und lang-jährigem Aufenthalt in der Wahlheimat Bochum nach Dorsten zurückgekehrt. Jazz-Fan mit großem Interesse an kulturellen Themen und an der Stadtentwicklung Dorstens.
