Blick in die Josefhalle in Dorsten. Feuerwehrleute helfen beim Aufbau der Notunterkunft.

© Guido Bludau

Blick in eine Notunterkunft in Dorsten: Freiheit auf 27 Quadratmetern

rnUkraine-Krieg

Eine Sporthalle in Dorsten ist als Notunterkunft für 100 Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine vorbereitet worden. Die neue Freiheit misst vorübergehend zwischen 27 und 45 Quadratmeter.

Dorsten

, 29.03.2022, 05:30 Uhr / Lesedauer: 2 min

Mehrere Tage haben Feuerwehrleute verschiedener Löschzüge in Dorsten aus der Sporthalle der ehemaligen Josefschule eine Notunterkunft gemacht. 100 Menschen werden hier ab April eine vorübergehende Bleibe finden, bis sie eine feste Unterkunft in Dorsten oder anderswo haben.

Stellwände geben ein bisschen Privatsphäre

Boden auslegen, Etagenbetten zusammenschrauben. Und für ein bisschen Privatsphäre schwarze Stellwände aufstellen. Das war die Aufgabe für die freiwilligen Helfer in den letzten Tagen. Die Sporthalle in Hervest ist die kleinste von mehreren Notunterkünften in Dorsten. Hier werden in den nächsten Tagen und wohl für einige Wochen Menschen wohnen, die eine Odyssee hinter sich haben.

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Die Flüchtlinge, vor allem Frauen und Kinder, werden froh sein, ein festes Dach über dem Kopf zu haben. Aber die Verhältnisse sind beengt. Auf einer Gesamtfläche von 950 Quadratmetern sind zehn Kabinen für acht Personen und fünf Kabinen für vier Personen aufgebaut worden.

„Es gibt Hochbetten und Einzelbetten“, sagt Stadtsprecher Ludger Böhne.

Die „großen“ Räume haben 45 Quadratmeter, jedem Bewohner stehen also rein rechnerisch keine sechs Quadratmeter zur Verfügung. Die kleinen Kabinen haben 27 Quadratmeter, das sind knapp sieben Quadratmeter pro Person.

Schmale Gänge und mit Folie bezogene Bauzäune trennen die Kabinen in der Notunterkunft Josefhalle voneinander.

Schmale Gänge und mit Folie bezogene Bauzäune trennen die Kabinen voneinander. © Guido Bludau

Schmale Gänge führen durch die Halle, die Stellwände gewährleisten zumindest ein wenig Privatsphäre. Aber jedes Geräusch, jeder Laut wird überall zu hören sein. Kinderlachen und Rufe am Tag, Schnarchen in der Nacht. Die Umkleidekabinen und die Sanitäranlagen der Josefhalle können laut Böhne mitbenutzt werden, „zusätzlich gibt es einen Sanitärcontainer vor dem Gebäude“.

Nach Angaben der Bezirksregierung Münster verantwortet der Arbeiter-Samariter-Bund die Verpflegung. Ein externer Dienstleiter liefert dreimal täglich Essen und Getränke, so wie es auch an der Bochumer Straße passiert.

Regierungspräsidentin Dorothee Feller hat mit Bürgermeister Tobias Stockhoff und der Ersten Beigeordneten Nina Laubenthal am vergangenen Freitag die dortige Zentrale Unterbringungseinrichtung (ZUE) besucht, die seit drei Wochen als „Puffer“-Einrichtung des Landes für Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine dient. Von 250 Plätzen wurde die ursprüngliche Kapazität der Einrichtung bereits auf 340 erhöht.

Regierungspräsidentin Dorothee Feller (Mitte.) mit Dorstens Bürgermeiister Tobias Stockhoff und der Ersten Beigeordneten Nina Laubenthal vor einer Notunterkunft im Rohbau

Regierungspräsidentin Dorothee Feller (M.) informierte sich bei Bürgermeiister Tobias Stockhoff und der Ersten Beigeordneten Nina Laubenthal über den Fortgang der Arbeiten an den Notunterkünften. © privat

Auf dem Sportplatz der früheren Schule werden derweil zwei Großzelte für weitere 400 Flüchtlinge aufgebaut. Aktuell sind nach Angaben der Bezirksregierung in den Gebäuden des Alten Petrinums rund 180 geflüchtete Frauen und Kinder untergebracht.

„Wir stehen erst am Anfang eines Kraftakts“

„Wir stehen erst am Anfang eines Kraftakts“, betonte Dorothee Feller bei ihrem Besuch in Dorsten. „Die Unterbringung von Flüchtlingen ist jedoch nur ein Aspekt des Ukraine-Krieges. Die Auswirkungen auf Wirtschaft und Gesellschaft werden groß sein und sind in ihrem Ausmaß noch gar nicht überschaubar.“

Aktuell sei es jedoch die wichtigste Aufgabe, den geflüchteten Menschen ein Dach über dem Kopf zu bieten und sie zur Ruhe kommen zu lassen. „Das ist eine Gemeinschaftsaufgabe, und wir müssen uns ihr gemeinsam stellen - im Bund, im Land und in den Kommunen.“