
Wer den neuen Corona-Impfstoff erhält, bekommt auch in der Apotheke im Viertel von Judith Pollmann aktuell keinen digitalen Impfnachweis. © Robert Wojtasik
Neuer Corona-Impfstoff: Apotheken können digitalen Impfnachweis aktuell nicht ausstellen
Coronavirus
Die neuen Corona-Impfstoffe sind da. Doch in Dorsten und Schermbeck werden die Menschen ohne einen digitalen Impfnachweis nach Hause geschickt. Die Infektionsdynamik nimmt zudem zu.
Seit September können sich Menschen mit dem angepassten Corona-Impfstoff von Biontech impfen lassen. Wer dann aber auch den passenden digitalen Impfnachweis haben möchte, wird aktuell enttäuscht. Auch in Dorsten, bestätigt Judtih Pollmann, Inhaberin der Apotheke im Viertel.
„Es gibt ein Portal, worüber wir die Zertifikate generieren. Es ist aber noch nicht möglich, den digitalen Impfnachweis zu den neuen Impfstoffen aus dem System zu bekommen“, erklärt Pollmann. Das Robert-Koch-Institut (RKI) wisse aktuell noch nicht, wie es technisch hinterlegt sein soll. Sprich: Aktuell kann nur der alte Biontech-Impfstoff im System eingetragen werden.
Im Raum steht laut der Apothekerin auch die Überlegung, den Impfnachweis einfach über den alten Impfstoff laufen zu lassen. Eine Entscheidung soll bald fallen.
Das Problem der fehlenden digitalen Impfnachweise ist keines, das sich nur auf Dorsten bezieht. Auch Ute Hecht-Neuhaus, Inhaberin der Burg-Apotheke in Schermbeck, bestätigt es. Eine Rolle spiele es aber nicht, dass es den digitalen Nachweis aktuell nicht gibt. „Wichtig ist: Man ist ja trotzdem geimpft. Der Schutz ist ja gegeben.“

Ute Hecht-Neuhaus, Inhaberin der Burg-Apotheke, kann den digitalen Impfnachweis aktuell ebenfalls nicht ausstellen. © dpa, Archiv, Montage Berkel
So sieht es auch die Dorstener Apothekerin Pollmann. „Aktuell braucht man den Nachweis ja auch fast nirgendwo. Es besteht kein Druck.“ Geimpfte kämen trotzdem deswegen. „Der Vollständigkeit halber“, sagt sie.
Aktuell nimmt die Dynamik des Infektionsgeschehens wieder zu. Unter anderem führt das RKI einen starken Anstieg der Zahl der Intensivpatienten im Zusammenhang mit Covid-19 an, von rund 860 in der vorvergangenen Woche auf rund 1310 am Mittwoch bundesweit.
Dorsten hat aktuell zweithöchste Kreis-Inzidenz
Auch die Infektionszahlen steigen seit mehreren Tagen. Die Sieben-Tage-Inzidenz in Dorsten stieg von 460,1 am 30. September auf 540,6 am 7. Oktober. Kreisweit hat Dorsten die zweithöchste Inzidenz nach Haltern (555,4).
Experten gehen zudem seit einiger Zeit von einer hohen Zahl nicht vom RKI erfasster Fälle aus – vor allem weil bei weitem nicht alle Infizierte einen PCR-Test machen lassen. Nur positive PCR-Tests zählen in der Statistik. Zudem können Nachmeldungen oder Übermittlungsprobleme zu einer Verzerrung einzelner Tageswerte führen.
Apothekerin Pollmann klärt mit ihrem Team wegen der ansteigenden Dynamik daher auch über die vierte Impfung auf. „Wir wollen nicht, dass eine Impflücke entsteht.“ Auch Menschen unter 60 Jahre klärt sie auf - die Ständige Impfkommission empfiehlt die vierte Impfung zurzeit nur Menschen ab 60 Jahren.
„Die Leute können auf uns zukommen. Wir gucken gemeinsam, wann es Sinn macht - auch im Hinblick auf die letzte Corona-Erkrankung oder Impfung.“ Ein fehlender digitaler Impfnachweis sollte kein Hindernis sein - „zumal sich Geimpfte ihn abholen können, sobald die technischen Fragen geklärt sind“.
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