Dorstens wohl bekanntester Imbiss-Besitzer ist zurück am Arbeitsplatz. In der kleinen Küche steht ein großer Topf mit Currysoße auf dem Herd. Vorne, im Verkaufsraum, bruzzeln die ersten Frikadellen des Tages. „Ich bin ein Stehauf-Männchen“, sagt Heinz-Peter Finke. „Ich habe wieder richtig Dampf auf dem Kessel.“
Drei Monate ist es her, da machte der 62-Jährige seine Krebserkrankung öffentlich. Nach der Prostata-Operation hat er die ambulante Reha bald beendet. „Alles klasse verlaufen“, sagt er. „Ich kann endlich wieder Gas geben und habe noch viele Pläne.“ Finke will auch anderen Menschen Mut machen, nach einer schweren Erkrankung nicht aufzugeben.
Die gesundheitliche Zwangspause hat der Mann mit der roten Schürze und dem gelben Kopftuch genutzt, um eine Geschäftsidee umzusetzen, die er schon länger im Kopf hatte. Am 28. April eröffnet Hähnchen Finke einen Onlineshop (www.finkescurrywurst.de). Fünf Produkte bietet er dort zunächst an, die es „in selber Qualität natürlich auch in meinem Imbiss gibt“.
Currysoße normal oder scharf, mit oder ohne Wurst, außerdem eine Paprikasauce. Alles abgefüllt in Gläsern, versehen mit Etikett und Logo, mindestens vier Wochen haltbar. Die Currysauce liefert Peter Finke passenderweise in Halbliter-Milchflaschen, denn „Currysauce ist ja die Milch des Ruhrpotts“.

Peter Finke wendet die Frikadellen und wirft einen kurzen Blick zu dem Grill, auf dem sich ein paar Hähnchen am Spieß drehen. Die gaben dem Laden in Holsterhausen einst den Namen. Längst aber stehen auf der Speisekarte auch Burger und Schnitzel, Pommes natürlich und eben auch Brat- und Currywurst.
„Hier ist alles Handarbeit“, sagt der Mann, der den Imbiss an der Friedrichstraße/Ecke Borkener Straße seit 1995 in zweiter Generation führt. Das gilt auch für die Produkte in seinem Online-Shop.
10.000 Euro investiert
Das digitale Geschäft könnte für den 62-Jährigen eine wichtige Einnahmequelle werden, die den Betrieb noch einige Jahre sichern hilft. Bis 70 will Peter Finke auf jeden Fall noch arbeiten. An Elan mangelt es ihm offensichtlich nicht, aber: „Die Energiekosten haben sich verdoppelt, ich finde kaum noch Personal“, sagt er. Und so arbeitet er mit Ehefrau Birgit fast jeden Tag, auch am Montag, dem sogenannten Ruhetag. „Und wenn es sein muss, nehme ich die Nacht dazu.“
10.000 Euro hat Hähnchen Finke in den Onlineshop investiert. Die Programmierung der Homepage, Gläser, Aufkleber Banderolen, Kartons, Werbung - das kostet. Auf den Gläsern gibt es Tipps fürs richtige Erhitzen, die Zutatenliste wird als Visitenkarte der Bestellung beigelegt. Der Sechser-Karton für 39,90 Euro kann beliebig zusammengestellt werden.
Seit Jahren schickt er ein paar Gläser zu Freunden nach Österreich. Und immer, wenn er dort Ski-Urlaub macht, bringt er ein paar Spezialitäten aus seinem Dorstener Imbiss mit. Jenseits der Alpen weiß man das sehr zu schätzen.
Peter Finke möchte aber auch die Kunden in Dorsten und Umgebung erreichen, die sich vielleicht einen kleinen Vorrat anlegen oder zu Weihnachten Geschäftskunden beschenken wollen. Typisch Ruhrgebiet ist das Präsent schließlich, typisch Dorsten wohl auch. Und irgendwie auch typisch Hähnchen Finke.
Emotionale Nachricht: Dorstens bekanntester Imbiss-Besitzer macht Krebserkrankung öffentlich
Auszeichnung für Björn Freitag und Frank Rosin: Wie wichtig sind die Michelin-Sterne wirklich?
In Geschäfts-Leerstand in Top-Lage von Dorsten kommt Bewegung