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Nach Randale: Treffen der Dorstener Schützenvereine geplant, neue Drohung bei Instagram
Schützenfeste
Nach mehreren gewalttätigen Auseinandersetzungen sind die Schützenvereine in Dorsten alarmiert. Ein Augenzeuge berichtet von Jagdszenen in Wulfen, bei Instagram gibt es eine Drohung.
Rund 1000 Gäste feierten am Wochenende eine stimmungsvolle Schützen-Party im Wulfener Festzelt und bekamen nicht mit, was draußen passierte. Regelrechte Jagdszenen sollen sich dort abgespielt haben, berichtet ein Augenzeuge.
„Die Schläger kamen aus dem gesamten Ruhrgebiet“, sagt der Wulfener, der namentlich nicht genannt werden möchte. Er spricht von „etwa 100 südländisch aussehenden Menschen“, die auch nicht davor zurückschreckten, Polizisten anzupöbeln. „Das erinnerte mich alles sehr an die Situation auf der Kölner Domplatte in der Silvesternacht vor einigen Jahren.“
Polizei bestätigt „aggressives und provokantes Verhalten“
Polizeisprecher Andreas Wilming-Weber wollte diese „subjektiven Beobachtungen“ auf Nachfrage nicht bestätigen. Nach einer Unterredung mit dem Einsatzleiter in der Wulfener Schützen-Nacht spricht aber auch er von „Gruppen, die durch aggressives und provokantes Verhalten aufgefallen“ seien.
Zu Herkunft und Nationalität liegen der Polizei keine Hinweise vor. Sie war mit mehreren Streifenwagen auch aus Nachbarstädten nach Wulfen gekommen, „weil wir nicht wussten, was uns erwartet“, so Wilming-Weber. Als die Beamten gegen 1 Uhr die Party im Außenbereich beendeten, sei „sehr schnell Ruhe gewesen“.
Schützenvereine treffen sich zur Sondersitzung
Stadtsprecher Ludger Böhne hatte zu Wochenbeginn auf Berichte über Gruppen hingewiesen, die sich gezielt in sozialen Netzwerken verabreden, „um solche Störungen zu verursachen“. Wie die Schützenvereine damit und generell mit gewalttätigen Auseinandersetzungen auf ihren Volksfesten umgehen, wird Thema einer kurzfristig einberufenen Sitzung der Arbeitsgemeinschaft Dorstener Schützenvereine in der kommenden Woche sein.
Sprecher Hendrik Schulze-Oechtering wollte deshalb am Mittwoch noch keine Stellung zu den jüngsten Vorkommnissen in Wulfen und Lembeck beziehen. „Ich warte erst mal das Votum aller Vereine ab“, sagte er, „außerdem werden wir in Gesprächen mit Ordnungsamt und Polizei alle Bereiche abklopfen, um ein umfassendes Bild zu bekommen.“
Als nächstes steht Rhade auf dem Terminplan
Schulze-Oechterings Stellvertreter Siegfried Höller ist auch Vorsitzender des Schützenvereins Rhade. Dort findet Ende Juli das nächste Schützenfest statt. Er räumt eine „gewisse Ohnmacht der Vereine“ ein, warnt aber auch vor Panikmache. „Bei uns ist noch nie etwas passiert. Wie feiern unser Traditionsfest immer mit der gesamten Dorfgemeinschaft, da gibt es eigentlich keine Probleme.“

Der Eintrag in einer Dorstener Instagram-Gruppe, der unverhohlen zu Gewalt aufruft.. © privat
Vielleicht aber doch. Der Redaktion liegt ein anonymer Chat-Eintrag in der Instagram-Gruppe „rhadelembeck_beichten“ vor. Dort heißt es: „Ich beichte, dass die Deutener, die meinen Homeboy zusammengeschlagen haben, eigentlich einen schönen Auftragskiller verdient haben. Das sind mir die Bitcoins aber nicht wert. Das kriegen wir auch auf dem Rhader Schützenfest alleine hin.“
Veränderungen gab es immer, doch nie waren sie so gravierend. Und nie so spannend. Die Digitalisierung ist für mich auch eine Chance. Meine journalistischen Grundsätze gelten weiterhin, mein Bauchgefühl bleibt wichtig, aber ich weiß nun, ob es mich nicht trügt. Das sagen mir Datenanalysten. Ich berichte also über das, was Menschen wirklich bewegt.
