Zwei mächtige Linden im Dorf Holsterhausen. Eine majestätische Blutbuche auf einem Privatgrundstück an der Kirchhellener Allee. Die große Platane am Bahnhof. Eine schöne Eiche am Goldbrink. Dazu zwei Findlinge auf einem Bauernhof in Rhade und an der Laurentiusschule in Lembeck. Was diese Bäume und Steine gemeinsam haben: Sie alle sind Naturdenkmäler.
13 solcher sehenswerten und einzigartige Bäume und Findlinge stehen in Dorsten aktuell unter besonderem Schutz. Und demnächst könnten es noch einige mehr werden. Denn Ende des vergangenen Jahres hatte der Kreis Recklinghausen öffentlich um Vorschläge für mögliche neue Naturdenkmale im bebauten Innenbereich gebeten - bis Anfang Januar lief die Aktion.
Die Beteiligung aus der Lippestadt war groß. „Es haben sich im Vergleich zu anderen Städten sehr viele Bürger aus Dorsten gemeldet“, erklärt Lena Heimers, Pressesprecherin des Kreises Recklinghausen. Wie viele Vorschläge von Privatpersonen zu welchen Standorten kamen, konnte sie aber noch nicht sagen. „Die Kollegen bei der Unteren Naturschutzbehörde sind derzeit noch mit der Erfassung beschäftigt.“
31 Bäume ins Rennen geschickt
Darüber hinaus hat aber auch allein die Stadtverwaltung Dorsten eine lange Vorschlagsliste ins Rennen geschickt - mit 31 Bäumen. „Dies sind besonders ältere und große Einzelbäume, die eine herausragende stadtökologische und kulturelle Bedeutung haben“, teilt das Planungsamt in einer Berichtsvorlage für die nächste Sitzung des Umwelt- und Planungsausschusses (Dienstag, 24. Januar, 17 Uhr, großer Sitzungsaal des Rathauses) mit.
Unter anderem dabei sind die Stieleiche neben dem Bildstock an der Straße „Im Wauert“ in Wulfen, eine Fünfer-Eichen-Gruppe entlang der Schützenstraße in Rhade, eine Linde an der Bahnhofstraße/Wulfener Straße in Lembeck, ein mächtiger Baum auf dem Schulhof des St. Ursula-Gymnasiums, eine Schwarzpappel an der Dörnekampstraße auf der Hardt, ein seltener Metasequoia (Mammutbaum) im Marienviertel sowie eine 300-jährige Hofeiche an der Gladbecker Straße.
Und - wohl am bekanntesten - die dreiteilige Platanengruppe an der Ecke Südwall/Alleestraße gegenüber vom Essener Tor. Laut der dortigen Infotafel soll sie aber bereits schon als Naturdenkmal eingetragen worden sein - ist aber in der aktuellen offiziellen Liste des Kreises nicht (mehr) verzeichnet. Wie Lena Heimers erklärt, seien die drei Platanen tatsächlich bei der letzten Änderung der Innenbereichsverordnung im Jahr 2003 aus der Liste herausgefallen - weil die damalige Nutzung des Geländes um die Bäume herum als Lager- und Verkehrsfläche für einen Marmor- und Granitbetrieb mit dem Schutzstatus nicht vereinbar gewesen sei. Inzwischen beherbergt das Gebäude am Vorplatz aber ein Floristik-Geschäft - nun wird der Kreis prüfen, ob dadurch die Chance auf eine Wiederaufnahme gegeben ist.

Im gesamten Kreis Recklinghausen gibt es zurzeit 109 Naturdenkmale, 39 von ihnen liegen im Innenbereich, also im bebauten Bereich der Städte. Diese sind über die sogenannte „Innenbereichsverordnung“ geschützt. Alle 20 Jahre muss diese Verordnung durch die Untere Naturschutzbehörde neu erstellt und durch den Kreistag verabschiedet werden. 2023 läuft die aktuelle Verordnung aus, noch in diesem Jahr muss also feststehen, welche der nun vorgeschlagenen Bäume tatsächlich vom Kreis als schutzwürdig eingestuft werden.
Politischer Gegenwind
Übrigens: Noch im Jahr 2015 wollte der Kreis eigentlich die „Verordnung von Naturdenkmalen innerhalb bebauter Innenbereiche“ aufheben - solche Bäume und Findlinge wären dann nicht mehr geschützt gewesen. Doch für diese Pläne gab es damals politischen Gegenwind aus den jeweiligen Städten – auch aus Dorsten. Nachdem auch der Landschaftsbeirat des Kreises als politisches Gremium eine Abfuhr erteilt hatte, blieben die Naturdenkmale im Innenbereich unangetastet, wurde das Thema von der Tagesordnung im Kreistag abgesetzt.
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