Mittagstisch in zwei Dorstener Stadtteilen Gemeinsame Mahlzeiten statt Einsamkeit

Mittagstisch in Alt-Wulfen und Barkenberg gegen Einsamkeit
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Angeregtes Murmeln erfüllt den Gemeindesaal. Teller und Besteck klappern. Irgendwo bricht fröhliches Gelächter aus. Ellen Richter blickt sich gut gelaunt um. Wieder einmal scheint der zweite Mittwoch im Monat ein guter Tag zu werden in Alt-Wulfen.

Zum „Mittagstisch“, den die ehrenamtliche Caritas im Gemeindehaus von St. Matthäus einmal im Monat anbietet, sind rund 40 Gäste gekommen. Ellen Richter und der emeritierte Diakon von St. Matthäus, Günter Preisendörfer, gehören zu dem kleinen Team von Ehrenamtlichen, die nach einer Umfrage unter Gemeindemitgliedern vor zwei Jahren „Nägel mit Köpfen“ gemacht haben.

Sie riefen den Mittagstisch ins Leben und schufen damit ein Angebot für Menschen, die sich nach Gemeinschaft sehnen und sonst überwiegend alleine essen würden. „In Gesellschaft schmeckt es einfach besser“, bestätigt der ältere Herr aus Alt-Wulfen, der an einem „gemischten“ Tisch sitzt und die Unterhaltung ebenso sichtlich genießt wie das Menü mit Hühnerfrikassee, Reis und Salat.

Ausnahmsweise gibt’s Nachtisch: Die kleinen Gläschen mit Schokoladenpudding werden mit großem Hallo entgegengenommen. Da schmeckt der obligatorische Kaffee nochmal so gut. Tischnachbar ist übrigens Pfarrer Martin Peters, der sich auch gern blicken lässt.

Der „Männertisch“
Mitinitiator Günter Preisendörfer (stehend) plaudert am „Männertisch“. © Petra Berkenbusch

Ein „Neuling“ am reinen Männertisch zeigt sich begeistert vom Mittagessen. Er will auf jeden Fall wiederkommen. „Es schmeckt immer gut“, klärt sein Sitznachbar ihn auf. Mitinitiator Günter Preisendörfer berichtet augenzwinkernd, dass es beim Premierenessen vor einem Jahr Sauerbraten gab. „Damit haben wir alle schnell überzeugt“, sagt er und schmunzelt.

Spendenbox füllt sich

Das Essen, für das man sich bis spätestens zwei Tage vorher angemeldet haben muss, kommt stets von einem Cateringunternehmen. Ellen Richter erzählt, dass die Initiatoren lange überlegt haben, ob man den Gästen einen festen Preis dafür abnehmen kann.

„Wir können das nicht alleine finanzieren“, sagt sie, „wollten aber auch niemanden ausschließen, der vielleicht knapp bei Kasse ist. Deshalb haben wir eine Spendenbox aufgestellt, in die jeder so viel hereinwirft, wie er kann und will.“ Das klappe hervorragend, bisher habe das Spendenaufkommen fast immer gereicht, um die Rechnung des Caterers zu bezahlen. Im Notfall übernehme die Gemeindecaritas die Differenz.

Gemeinsames Essen im Gemeindesaal St. Matthäus
An Achtertischen kommen die Gäste schnell ins Gespräch. © Petra Berkenbusch

Ellen Richter, die lange in Wulfen-Barkenberg als Lehrerin gearbeitet hat, hat nach dem hoffnungsvollen Start in Alt-Wulfen inzwischen auch einen Mittagstisch in Barkenberg gegründet. Seit Februar gibt es im Pfarrheim von St. Barbara an jedem vierten Samstag im Monat ebenfalls eine gemeinsame Mahlzeit.

Dort helfen ihr fürs Erste ehrenamtliche Teammitglieder aus Alt-Wulfen. „Aber auf Dauer wollen wir dort ein eigenes Team bilden. Dafür suchen wir noch Helfer.“ Für den 27. April haben sich Firmlinge zum Helfen angesagt.

Das Mittagessen in Wulfen-Barkenberg wird noch nicht so gut angenommen wie in Alt-Wulfen. „Das hat sich unter den Bedürftigen wohl noch nicht so herumgesprochen“, vermutet Ellen Richter. Dabei ist bei der Gemeindecaritas der Begriff der Bedürftigkeit weit gefasst: Es werden keine Einkommensnachweise verlangt. Bedürftig ist, wer wenig Geld zur Verfügung hat, aber auch, wer schlicht einsam ist und sich nach Gesellschaft sehnt. Ellen Richter: „Die bieten wir.“

Rührendes Wiedersehen

Dabei hat das Team schon rührende Moment erlebt. Ellen Richter berichtet zum Beispiel von den beiden langjährigen Freundinnen - eine aus Wulfen, eine aus Barkenberg - die sich jetzt dank des nebenbei organisierten Fahrdienstes einmal im Monat beim Mittagstisch treffen.

„Beide sind nicht mehr mobil und können einander nicht mehr besuchen“, erzählt Ellen Richter. „Was war das eine Freude, als sie sich hier zum ersten Mal nach langer Zeit wiedergetroffen haben.“ Selbstverständlich sitzen die beiden auch an diesem Mittwoch gemeinsam an einem Tisch.

Helferinen beim Spülen
Die Spülmaschine nimmt den Ehrenamtlichen zum Glück einen Teil der Arbeit ab. © Petra Berkenbusch

Während sich im Gemeindesaal die ersten Gäste voneinander verabschieden, herrscht in der Küche Hochbetrieb. Das Mittagstisch-Team mit Günter und Sonja Preisendörfer, Inge Lasarz, Elisabeth Joest, Fanjo Tüshaus, Pater Shaijan, Marion Molzenberger und Heti Tovar ist diesmal nicht komplett. Es wird also auf jeden Fall bis 14 Uhr dauern, bis alles Geschirr gespült, die Küche aufgeräumt und im Gemeindesaal alles wieder an Ort und Stelle ist.

Anstrengende Stunden fürs Team, aber auch sehr befriedigende. Wenn es zum Abschied heißt „Es war wieder richtig schön bei Euch. Vielen Dank für alles!“, geht den Helferinnen und Helfern das Herz auf. Ein Gefühl, das Ellen Richter gern mit noch mehr Menschen teilen würde.

Anmeldungen und Termine

  • Anmeldungen zum Mittagstisch werden im Pfarrbüro unter Tel. (02369) 4145 entgegengenommen. Das nächste gemeinsame Essen in Alt-Wulfen findet am 8. Mai statt. In Barkenberg (Pfarrheim St. Barbara) ist der 28. April der nächste Termin. Es soll Königsberger Klopse mit Kartoffeln und Roter Bete geben.
  • Wer mithelfen will, kann sich ebenfalls im Pfarrbüro melden oder direkt bei Ellen Richter unter Tel. (0176) 42162457.