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Mit Sturmhaube und Schusswaffe: Überfall in Garagenhof in Dorsten
Gerichtsprozess
Auf einem Schützenfest soll ein Angeklagter einen Mann krankenhausreif geschlagen und ein Jahr später ein weiteres Opfer mit einer Pistole überfallen haben. Jetzt ist das Landgericht am Zug.
Es war ein brutaler Faustschlag, der einem jungen Dorstener am Rande des Holsterhausener Schützenfestes im Jahr 2019 verpasst wurde. Mit einer gebrochenen Nase musste das Opfer gleich in zwei Krankenhäusern behandelt werden. Tatverdächtig ist ein 27-jähriger Mann aus Dorsten, der sich seit Mittwoch vor Gericht nicht nur für diesen Vorwurf, sondern auch für einen Überfall mit Sturmhaube und gezückter Waffe in Hervest verantworten muss.
Freundin angerempelt
Das Schützenfest-Opfer wollte damals nur einer Freundin zu Hilfe eilen, die nachts um 1 Uhr von dem Angeklagten am Autoscooter angerempelt worden sei. Der Angeklagte hatte überhaupt keine Erinnerung an die Nacht, „ich hatte Alkohol und Kokain genommen“.
Auch der Geschädigte war betrunken, als er damals gleich einer Gruppe von fünf, zehn Leuten gegenüberstand. „Ich habe zwar nicht genau gesehen, dass mich der Angeklagte geschlagen hat“, sagte er aus, „aber er war der Einzige, der direkt vor mir stand“.
Den Vorfall ein Jahr später in Hervest stritt der aus Polen stammende Angeklagte ab. Anfang Juni 2020 soll er in einem Garagenhof an der Glück-Auf-Straße einen Bewohner angehalten haben, der nachts um 0.50 Uhr nach Hause gekommen war. „Da waren noch zwei andere Männer dabei, die polnisch oder russisch gesprochen haben“, sagte der Geschädigte aus.
Angeklagter streitet ab
Der Angeklagte hätte sich dann maskiert, aus ein, zwei Metern Entfernung mit einer Pistole auf ihn gezielt und ihn aufgefordert: „Gib mir alle deine Sachen, sonst schieße ich.“ Das Opfer gab an, den Angeklagten genau identifizieren zu können.
„Ich habe ihn in einem Facebook-Profil wiedererkannt“, sagte er. Der 27-jährige Beschuldigte stritt die Tat jedoch ab. „An dem Wochenende war ich die ganze Zeit zu Hause, weil ich meinen Sohn bei mit hatte. Am 1. Juni wird in Polen nämlich Kindertag gefeiert und das mache ich auch hier so.“
Und dann soll der Angeklagte auch noch im Juli 2020 nachts um 2 Uhr am Himmelsberg in Wulfen-Barkenberg mit einer Frau in Streit geraten sein. Aus Verärgerung soll er dabei einem unbeteiligten jungen Mann so stark auf das rechte Ohr geschlagen haben, dass diesem das Trommelfell riss.
Höhere Haftstrafe
Gerichtlich aufgeklärt werden die Anklagen auf Antrag der Staatsanwaltschaft aber nicht in Dorsten, sondern bei einem neuen Termin vor dem Landgericht in Essen. Weil bei dem Vorfall in Hervest eine Schusswaffe mit im Spiel gewesen sein soll, rückt theoretisch eine höhere Haftstrafe in den Bereich des Möglichen, als sie das Dorstener Schöffengericht verhängen darf.
Beim Prozess-Termin in Essen dürfte eine weitere Augenzeugin des Schützenfest-Vorfalls Licht ins Dunkle bringen - sie fehlte am Mittwoch unentschuldigt und wird erneut geladen.
Geboren 1961 in Dorsten. Hier auch aufgewachsen und zur Schule gegangen. Nach erfolgreich abgebrochenem Studium in Münster und Marburg und lang-jährigem Aufenthalt in der Wahlheimat Bochum nach Dorsten zurückgekehrt. Jazz-Fan mit großem Interesse an kulturellen Themen und an der Stadtentwicklung Dorstens.
