Mit Demenz in die WG Neue Wohnform bietet in Dorsten Alternative zum Seniorenheim

Mit Demenz in die WG: Neue Wohnform als Alternative zum Heim
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Die Räume sind großzügig und hell. Die Möbel bilden einen bunter Mix aus modern und alt. In der offenen Küche samt Essbereich und gemütlichem Wohnzimmer können an Demenz erkrankte Menschen zusammenkommen, können gemeinsam kochen, essen, lachen.

In Hervest gibt es seit Anfang Mai eine alternative Wohnform für Menschen mit Demenz. Die ANW (ALTER-nativ Wohnen) aus Gelsenkirchen hat in den oberen Etagen des Neubaus an der Halterner-/Zechenstraße in Hervest, in den auch Malzers und dm einziehen, eine Demenz-WG eröffnet.

Die erste Etage mit zwölf Zimmern ist bereits fertiggestellt, erste Bewohner und Bewohnerinnen ziehen gerade nach und nach ein.

In nächster Zeit soll dort aus der großen angrenzenden Dachfläche noch ein Dachgarten mit Rundweg und Sitzplätzen werden. Die zweite Etage mit zwölf weiteren Zimmern soll Anfang Juni eröffnen - dort gibt es auch noch freie Plätze.

Das Wohnzimmer der Demenz-WG ist zum Teil mit Möbeln der ersten Bewohner und Bewohnerinnen eingerichtet worden.
Das Wohnzimmer der Demenz-WG ist zum Teil mit Möbeln der ersten Bewohner und Bewohnerinnen eingerichtet worden. © Manuela Hollstegge

Die WG, die rund um die Uhr von Pflegedienstmitarbeitenden betreut wird, soll eine Alternative zum Seniorenheim bieten. „Bei uns darf jeder in seinem Rhythmus leben, wir wollen niemanden mit Medikamenten ruhig stellen und versuchen, die hier Lebenden durch aktivierende Pflege so viel wie möglich selber machen zu lassen“, erklärt Ella Hayakawa, Geschäftsführerin des Pflegedienstes. Das sei auch für die Mitarbeitenden eine sehr entschleunigende und befriedigende Erfahrung.

Generell könne in die WG einziehen, wer mindestens Pflegegrad 2 und die Diagnose Demenz habe und sich nach einem Kennenlernnachmittag als „halbwegs WG-tauglich“ erweise.

„In der Regel gewöhnen sich bei uns alle schnell ein. Das ist ein geschützter Raum, an dem alle zusammenhalten und sich gegenseitig helfen“, erzählt Pflegedienstleitung Sibille Greulich.

Hinter dieser Fassade befindet sich die Demenz-WG. Im Erdgeschoss eröffnet Malzers eine Bäckerei samt Café sowie dm einen weiteren Drogerie-Markt.
Hinter dieser Fassade befindet sich die Demenz-WG. Im Erdgeschoss eröffnet Malzers eine Bäckerei samt Café sowie dm eine weitere Filiale. © Manuela Hollstegge

Die ANW betreibt solche Demenz-Wohngemeinschaften bereits an fünf Standorten. In Dorsten eröffnet neben den zwei WG-Etagen im unteren Bereich des Neubaus im Laufe des Monats auch noch eine Tagespflege.

Diese sowie die WG können bei einem Tag der offenen Tür am 25. Mai (Samstag) von 10 bis 14 Uhr genauestens unter die Lupe genommen werden.

Zudem hat man in Dorsten Kontakt mit dem Bergbau-Verein aufgenommen. „Die Nähe zur Zeche hier in Hervest ist für viele Bewohner eine Besonderheit. Einer hat sogar darauf bestanden, dass er von seinem Zimmer aus den Förderturm sehen kann“, erzählt Frank Hermann, stellvertretender Pflegedienstleiter.

So hat der Bergbau-Verein bereits Fotos aus der Zechenvergangenheit des Standorts zur Verfügung gestellt, die bald die WG-Wände schmücken werden. Auch eine Vitrine soll künftig mit alten Grubenlampen, Arschledern etc. bestückt werden.

Geplant sind zudem Besuche des Vereins in der WG, um „von früher zu erzählen“. Mehr Informationen gibt es unter www.anw-wohnen.de bzw. unter Tel. (0209) 177 557 0.