Neue Mietverträge in Fußgängerzone Dorsten „Ohne das Programm hätten wir es nicht geschafft“

Fußgängerzone: „Ohne das Programm hätten wir es nicht geschafft“
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Dorine Köster und Markus Kremer sind überglücklich. Das Paar hat jetzt die Unterschrift unter einen längerfristigen und frei ausgehandelten Mietvertrag für ihren blühend-bunten Innenstadt-Laden setzen können. „Ohne das Förderprogramm hätten wir das alles gar nicht schaffen können“, erzählen sie.

Fast zwei Jahre ist es her, dass „Floristik Köster“ in der Lippestraße 18 eröffnet hat. Dort, wo zuvor 30 Jahre lang die Filialkette „Blumen Risse“ ihr Geschäft betrieb - und in dem Dorine Köster sogar ihre Ausbildung machte. Dass sie im Sommer 2021 als inzwischen Selbstständige vom damaligen Standort am Krankenhaus aus mit ihrem Blumengeschäft den Sprung in die Innenstadt wagte, hat die Dorstenerin einem befristeten Förderprojekt des Landes zu verdanken.

„Sofortprogramm zur Stärkung der Innenstädte NRW“ heißt es, damit werden seit Sommer 2021 übergangsweise Mietverhältnisse für leer stehende Ladenlokale subventioniert. Heißt: Eigentümer verzichten auf einen Teil der Miete, die öffentliche Hand übernimmt für höchstens zwei Jahre die Differenz. „In Dorsten ist es bisher sehr erfolgreich gelaufen, nicht nur Floristik Köster profitierte davon“, sagt Christoph Krafczyk. Er ist in der Stadt bestens bekannt als damaliger „City-Manager“ des Stadtumbau-Programms „Wir machen Mitte“, das Ende des letzten Jahres ausgelaufen ist und an das das „Innenstadt-Sofortprogramm“ angedockt war.

14 Leerstände in der Dorstener City kamen damals für das Förderprogramm in Frage, „sieben durften wir zunächst anmelden“, so Krafczyk. Und obwohl „Wir machen Mitte“ vorbei ist, läuft das Projekt in „Teilzeit-Form“ bis zum Jahresende noch weiter, „da noch einiges Geld übrig ist“. Auch für die Personalkosten ist die Finanzierung gesichert, da Dorsten mögliche externe „Beantragungs- und Abwicklungskosten“ bislang nicht ausgeschöpft hatte.

Team
Zentrenmanager Christoph Krafczyk (links) ist jeweils mittwochs im Stadthaus in der Lippestraße 67 anzutreffen. Rechts neben ihm Sabine Fischer (Leiterin der Stadtagentur) und die städtischen Wirtschaftsförderer Tobias Schmitz und Arno Schade. © Michael Klein

Inzwischen ist allerdings aus dem „City-Management“ in Dorsten namentlich das „Zentren-Management“ geworden. „Es hat eine neue Ausschreibung gegeben, bei dem wir mehrere Büros angeschrieben haben“, erzählt Sabine Fischer, Leiterin der Dorstener Stadtagentur, über die auch in der Vergangenheit die Mietverträge liefen.

Im Stadthaus an der Lippestraße 41, dem Sitz der Stadtagentur, hat auch der neue „Zentren-Manager“ seinen Schreibtisch. Er ist ein alter Bekannter: Denn die Ausschreibung hat das Dortmunder Planungs-Büro „Stadtraumkonzept“ gewonnen, in dem Christoph Krafczyk tätig ist. „Eine Einarbeitung für ihn war also nicht nötig“, sagt Sabine Fischer.

Immer mittwochs

Einmal die Woche immer mittwochs betreut Krafczyk seine bisherigen „Bestandskunden“, ist aber auf der Suche nach neuen Beteiligten, die von der Laden-Leerstands-Subventionierung profitieren könnten. „Noch für fünf, sechs Objekte“ seien Mietsubventionierungen für die nächsten neun Monate bis Jahresende finanziell möglich, sagt er. Wobei sich der Innenstadt-Radius neuerdings auch etwas über die Fußgängerzone ausgeweitet hat. „Die Mercaden kommen aber nicht in Frage“, so Krafczyk.

Acht Leerstände gibt es derzeit in Lippestraße und Recklinghäuser Straße, dazu sechs, sieben im engeren Umfeld der Fußgängerzone. „Es gibt immer wieder Interessenten, aber das Problem ist, dass es nicht immer zusammenpasst“, sagt der Zentren-Manager. Mal seien die Räumlichkeiten für Bedürfnisse potentieller Mieter falsch zugeschnitten (wie es häufig bei den beiden Ex-Banken in der Fußgängerzone bemängelt wurde), mal scheuen Vermieter die Kosten, die für gewünschte Umbauten (zum Beispiel für gastronomische Zwecke) verbunden seien.

Nirmal Sigh Chandi
Nirmal Sigh Chandi hat im November 2021 das gastronomische Angebot der Innenstadt um das erste indische Restaurant in Dorsten ("Mahalakshmi") erweitert. Auch er hat inzwischen einen neuen Mietvertrag abgeschlossen und macht an dem Standort weiter. © Michael Klein

Dennoch hofft er, dass auch der „Förder-Nachklapp“ eine gute Resonanz findet. Von dem „Erstaufschlag“ profitierten übrigens neben Floristik Köster folgende Ladenlokale: Das indische Restaurant Mahalakshmi (Essener Straße), der SUP- und Skate-Shop „180 Grad“ (Lippestraße), der Kulturraum „franz*“ sowie der Modellbau-Shop „City Toys“ (jeweils in der Franziskaner-Passage), das Mode- und Gastronomie-Konzept „Barista & Uomo“ (Lippestraße) und ganz neu „KKRN aktiv-Elternschule“ des Krankenhauses (Südwall 29, Ex-Commerzbank). Dazu kommt das Reisebüro Vospohl „als präventive Anmietung, um einen Leerstand zu vermeiden“.

„Mahalakshmi“ verlängert

Laut Christoph Krafczyk seien in all diesen Fällen „beide Seiten interessiert, dass die Ladenlokale wie bislang weitergeführt werden“ - zum Teil mit schriftlichen Vereinbarungen. Das wird auch diejenigen freuen, die auf kulinarische Genüsse stehen. Denn auch Nirmal Sigh Chandi, der seit November 2021 das gastronomische Angebot der Innenstadt um das erste indische Restaurant in Dorsten „Mahalakshmi“ erweitert hat, hat seinen Mietvertrag im markanten Eck-Gebäude am Essener Tor für drei Jahre mit den Vermietern neu ausgehandelt.

Nach der Neueröffnung hatten der Gastronom und sein Team zunächst mit den Auswirkungen der Corona-Zeit zu kämpfen. Inzwischen kann sich das Restaurant über die Resonanz der Gäste nicht mehr beklagen. „Wir sind sehr zufrieden“, so der Pächter, der von allen „Toni“ genannt wird. Und das beziehe sich sowohl auf den Standort am Eingang der Fußgängerzone, die Auslastungszahl als auch die vielen guten Bewertungen, die die Gäste nach ihre Besuch dem Restaurant im Internet geben.

Gruppe
Mit den "franz*-Räumlichkeiten in der Franziskaner-Passage hat sogar eine Kulturinitiative von dem Innenstadt-Leerstands-Programm profitiert. © Michael Klein

Auch Dorine Köster und Markus Kremer von „Floristik Köster“ können sich gar keinen anderen Standort mehr vorstellen. „Das lief von Anfang sehr gut hier“, sagen sie. „Auch mit den Geschäften in der Nachbarschaft sind wir gut vernetzt, wir unterstützen uns gegenseitig.“ Sogar eine erste Investition in den Laden gibt es. „Eine neue Schaufensterscheibe, dafür kommt man uns bei der Miete entgegen“, so Markus Kremer. Und selbst der Austausch der Ladenfront wird finanziell unterstützt.

Investitionszuschüsse

„Es gibt in dem Förderprogramm nämlich auch Investitionszuschüsse in Höhe von jeweils 2500 Euro für die drei Gewerke Fassaden, Innenausbau und Elektrik, wenn die Gesamt-Sanierungskosten mindestens 5000 Euro betragen“, sagt Christoph Krafczyk. Er wird in seiner Arbeit übrigens weiterhin von der städtischen Wirtschaftsförderungsgesellschaft WinDor unterstützt. Auch das gemeinsame Internet-Angebot „immoprtal-dorsten.de“ läuft weiter.

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